Wie die Chancen für die Vorstellung am kommenden Sonntag stehen, lässt sich noch nicht abschätzen. Denn für Samstag rechnet ZAMG-Meteorologe Josef Haslhofer zwar mit einem richtig schönen Sommertag mit bis zu 28 Grad, aber schon in der Nacht auf Sonntag soll eine Kaltfront mit Quellwolken kommen. Haslhofer bzw. der jeweils diensthabende Meteorologe der ZAMG steht an "Jedermann"-Aufführungstagen in ständigem Austausch mit "Jedermann"-Produktionschef Moritz Hauthaler. Gegen 9.15 Uhr kontaktiert Hauthaler den Meteorologen oder die Meteorologin zum ersten Mal - und danach im Zwei-Stunden-Rhythmus. Drei, allerhöchstens zweieinhalb Stunden vor Aufführungsbeginn muss die Entscheidung fallen: Spielt der "Jedermann" drinnen oder draußen? Denn dann starten die Prozesse zur Vorbereitung der Vorstellung und die ersten Darsteller kommen in die Maske.
Doch wer fällt die Entscheidung? "Letztlich ist es die Festspielpräsidentin", sagt Moritz Hauthaler. Helga Rabl-Stadler berate sich davor mit Schauspielchefin Bettina Hering und ihm. Seine Aufgabe sei es, die Expertise der Meteorologen weiterzugeben und damit für eine gute Entscheidungsgrundlage zu sorgen. Angesichts der diesjährigen "diffizilen" und "mehrdeutigen" Wetterlagen gehe es bei jeder Entscheidung um ein Abwägen. Wie viel Regen wäre ertragbar? "Dabei muss man beachten, dass das Publikum auch bei leichtem Nieselregen sehr nass würde", sagt Moritz Hauthaler. Neben dem Wohlbefinden der Zuschauer geht es aber auch um die Sicherheit aller Beteiligten. Denn eine nasse Bühne kann zur Gefahr für die Schauspieler werden, der Regen setze zudem den Instrumenten zu.
Sobald die Entscheidung steht, setzt Moritz Hauthaler mehrere Rädchen in Gang: Per E-Mail werden alle an der Produktion Beteiligten über den Aufführungsort informiert, dann gibt er telefonisch den Startschuss zum Bühnenaufbau - und zwar sowohl im Festspielhaus als auch auf dem Domplatz. Denn man muss auf alles vorbereitet sein. So wie letzten Freitag, als um 18 Uhr die Entscheidung für den Domplatz (Beginn 21 Uhr) gefällt wurde. Das Update mit der diensthabenden Meteorologin zwischen 18.30 und 18.45 Uhr zeigte dann aber überraschend doch eine Wetterfront, die auf Salzburg zusteuerte. Also wurde kurzerhand umdisponiert. "Da sind schnelle Kommunikationswege und ein sehr starkes Team notwendig, auf das man sich verlassen kann", sagt Moritz Hauthaler.
Es gibt aber auch Tage, an denen die erwartete Regenfront an Salzburg vorbeizieht und der "Jedermann" dennoch im Festspielhaus stattfindet. Oder doch unerwarteten Regen. Geschieht das 60 Minuten nach Beginn (bzw. nach dem Auftritt des Mammon), dann wird abgebrochen, setzt der Regen davor ein, übersiedelt die Aufführung ins Festspielhaus.
Besonders schlecht fiel die Wetterbilanz im Mozartjahr 2006 aus. Damals fanden fünf Vorstellungen am Domplatz und sieben im Festspielhaus statt. Auch im Vorjahr setzte das Wetter dem "Jedermann" zu - sieben von 14 Vorstellungen mussten indoor stattfinden. Heuer waren es bisher sieben von 14 - sechs Vorstellungen stehen noch an.