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Helga Rabl-Stadler im Gespräch: Was nun, Frau Präsidentin?

Vor 26 Jahren ist Helga Rabl-Stadler als Präsidentin der Salzburger Festspiele erstmals angetreten. In diesen Tagen geht ihre erfolgreiche Zeit als Chefin des Direktoriums zu Ende. Im Gespräch mit SN-Chefredakteur Manfred Perterer zog Helga Rabl-Stadler Bilanz.

Die scheidende Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler, spricht am 30. August 2021 im SN-Saal im Rahmen der Reihe 'Live & Direkt' mit SN-Chefredakteur Manfred Perterer.
Die scheidende Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler, spricht am 30. August 2021 im SN-Saal im Rahmen der Reihe 'Live & Direkt' mit SN-Chefredakteur Manfred Perterer.

Alle hätten gehofft, dass Wilfried Haslauer ihre Nachfolge als Präsidentin der Salzburger Festspiele antritt, sagte Helga Rabl-Stadler im SN-Interview "live und direkt" auf www.sn.at. "Er hätte es sicher hervorragend gemacht." Der Landeshauptmann habe sich aber dafür entschieden, noch länger in der Politik zu bleiben. Rabl-Stadler: "Das ist gut für Salzburg." Die Position werde international ausgeschrieben. Wenn nicht irgendeine männliche "Lichtgestalt" auftauche, wünsche sie sich eine weibliche Nachfolgerin. Im Festspieldirektorium sind neben ihr Intendant Markus Hinterhäuser und Wirtschaftsdirektor Lukas Crepaz. Sie gehe davon aus, dass ein Dreiergreum heute nicht ausschließlich männlich besetzt werden sollte.

Der letzte Bühnenvorhang fiel für Helga Rabl-Stadler am Dienstag Abend nach der Opernaufführung "Tosca" auf der Bühne des großen Festspielhauses. Zu dem Fest waren 400 Gäste geladen. Sie gehe ohne Wehmut, sagte sie im SN-Interview. Sie halte es mit der Marshallin aus dem Rosenkavalier: "Man muss mit leichter Hand geben und mit leichter Hand nehmen. Sie habe eine schöne lange Zeit gehabt, um zu gestalten. Und dass die beiden Festspielsaisonen zum 100-Jahre-Jubiläum "so gelungen sind, ist das schönste Geschenk".

Am 11. November 1995 war Helga Rabl-Stadler, damals Präsidentin der Wirtschaftskammer Salzburg, vom damaligen Landeshauptmann Hans Katschthaler zur Nachfolgerin von Heinrich Wiesmüller als Präsidentin der Festspiele vorgeschlagen worden. Am selben Tag war sie zuvor noch in Wien als Nationalratsabgeordnete der ÖVP angelobt worden. Die Unterstellung, sie habe von ihrem späteren Avancement bereits im Vorzugsstimmenwahlkampf gewusst, habe sie sehr getroffen. "Ich habe darunter gelitten."

Manche Kritiker haben nicht an eine lange Karriere von Helga Rabl-Stadler in dieser Position geglaubt. "Als ich wollte, dass das Türschild von Präsident auf Präsidentin geändert wird, hat man mir gesagt, das zahle sich nicht aus."

Die Geschäftsfrau hatte es am Anfang nicht leicht. "Auch weil ich einen großen Fehler gemacht habe. Ich habe nicht definiert, was ich unter der Aufgabe der Präsidentin verstehe. Leute haben mich gefragt: Spielen Sie Klavier. Und ich habe schuldbewusst geantwortet: nein. Als müsste ich als Festspielpräsidentin den Pollini ersetzen, wenn der absagt."

In Wahrheit sei es um Managmentfähigkeiten gegangen. Und die habe sie gehabt und bewiesen. Auf der Habenseite stehen mehr als 150 Millionen Euro Sponsoringgelder, die sie aufgetrieben hat. Und die Arbeit als "Ermöglicherin des Künstlerischen" mit insgesamt sechs Intendanten.

Von der Notwendigkeit der Position der Präsidentin ist Helga Rabl-Stadler überzeugt. Andere Festivals hätten vielleicht nur einen Intendanten und einen Kaufmann, aber die seien in einer anderen Größenordnung anzusiedeln. Die Salzburger Festspiele brauchen, so Rabl-Stadler, jemanden, der sie nach Außen, in allen Gesellschaftsschichten im ganzen Land und darüber hinaus vertritt und um Akzeptanz ringt. "Ein Festspiel in einer so kleinen Stadt darf nicht wie eine Wolke der Reichen und Schönen über dieser Stadt schweben. Das war am Schluss der Fehler in der Ära Karajan, den ich sehr verehre."