Vergangenen Herbst habe ich erschrocken festgestellt, dass mein altes Fahrrad, mit dem ich früher voller Stolz bei mir zu Hause unterwegs gewesen bin, ganz verstaubt in unserer Gartenhütte stand - obwohl es mir von der Größe her noch passte. Besonders wenn man am Land lebt, wird man ab der bestandenen Führerscheinprüfung anscheinend fauler und greift leichter zum Autoschlüssel. In Graz bin ich eine Zeitlang ein altes, klappriges Fahrrad gefahren. Perfekt, weil man mit dem Rad in der Stadt schneller als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist - oft sogar schneller als mit dem Auto. Für diesen Sommer habe ich mir nun vorgenommen, auch bei mir zu Hause im Lungau wieder öfter mit dem Rad zu fahren, denn Radfahren hat jede Menge gute Aspekte.
Untersuchungen und Studien haben die gesundheitlichen Vorteile des Radelns klar belegt. Es wird hier von positiven Auswirkungen auf die Ausdauer, das Herz-Kreislauf-System oder etwa die Krebsvorbeugung gesprochen. In der Shanghai Women's Health Study mit über 67.000 Frauen, die daran teilgenommen haben, wurde zum Beispiel schon im Jahr 2007 gezeigt, dass die Gesamtsterblichkeit mit ansteigender "Radfahrdosis" kontinuierlich abnimmt. Das Beste ist, dass man diese tägliche "Radfahrdosis" einfach in den Tag integrieren kann, etwa indem man morgens zur Arbeit radelt, anstatt das Auto zu starten.
Dazu passend habe ich in Graz einmal einen Sticker eines Fahrradvereins an einer Laterne kleben sehen, der mir in Erinnerung geblieben ist. Der Satz "This runs on money and makes you fat" stand über dem Bild eines Autos. Und darunter, über dem Bild eines Fahrrads war zu lesen: "This runs on fat and saves you money." Ziemlich prägnant ausgedrückt.
Und damit wären wir auch beim nächsten Thema: dem Geld. Fahrrad fahren ist nicht nur gut für die Gesundheit, sondern auch für die eigene Geldtasche, denn radeln ist viel billiger, als ein Auto zu fahren. Abgesehen von den Anschaffungskosten, bei denen wir gar nicht zu überlegen brauchen, welche billiger sind, ist ein Pkw auch in der Instandhaltung viel teurer: Hohe Reparaturkosten, Versicherungsgebühren oder der bange Blick auf die Preise bei den Tankstellen schaffen schnell Klarheit. Rad fahren spart Geld. Viele Haushalte könnten hier sicher viel sparen, wenn ihre Mitglieder öfter mit dem Fahrrad unterwegs wären - gerade in Zeiten, wo viele über die gestiegenen Preise murren. Man könnte ja zum Beispiel das zweite Auto pro Haushalt mit neuen Fahrrädern ersetzen.
Ebenso ist es ganz offensichtlich, dass Radeln besser fürs Klima und die Umwelt ist. Räder benötigen in der Herstellung viel weniger Material und Energie als etwa Autos. Keine Energie muss getankt werden, weder in Form von Diesel oder Benzin noch in Form von Strom.
Wobei das nicht ganz korrekt ist, schließlich sieht man heute schon viele Menschen auf E-Bikes - und die laden sich immerhin nicht von alleine auf. In den Städten noch weniger, aber am Land gehört man als "normaler" Radler definitiv schon zur Minderheit. Dabei hätten viele Menschen, die ein E-Bike fahren, den Elektromotor als zusätzlichen Antrieb neben den Beinen gar nicht nötig. Ich finde, ein bisserl Schwitzen darf schon sein beim "echten" Radfahren. Denn mit E-Bikes sind die oben beschriebenen Vorteile ganz sicher nicht mehr ganz so ausgeprägt, wenngleich sie bestimmt noch besser sind als mit dem Auto.
Mir ist durchaus bewusst, dass nicht jede und jeder alle täglichen Wege mit dem Fahrrad erledigen kann. Aber öfter könnten wir dieses im Grunde perfekte Transportmittel im Alltag schon nutzen. Gute Argumente gibt es dafür ja genug.
Armin Brandstätter ist 22 Jahre alt, kommt aus St. Michael im Lungau und
studiert Architektur in Graz.