SN.AT / Jungeseite

Endlich Matura!

Pandemie-Chaos. Vom Gefühl, aufgeschmissen zu sein, und der Angst vor zwei Stricherln.

Die schriftlichen Maturafächer sind geschafft, die mündlichen warten noch.
Die schriftlichen Maturafächer sind geschafft, die mündlichen warten noch.

eicht waren die letzten Monate nicht für Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen. Trotzdem haben wir die erste Etappe der Matura nun hinter uns gebracht, mehr oder weniger gut.

Angefangen hat alles mit den Anmeldungen zur Matura im Dezember, wo viele (auch ich!) noch gepokert haben, dass wir etwas "geschenkt" bekommen könnten. Falsch gedacht: Der Jahrgang mit den größten Defiziten auf Grund der Pandemie durfte wieder eine normale Matura machen. Erleichterungen gab es dennoch: Eine Stunde hatte man während der Schriftlichen länger Zeit, was mir persönlich insofern half, dass ich meine mitgebrachte Jause in Ruhe essen konnte.

Das Schlimmste für mich war die Matura in den Fächern Rechnungswesen und Betriebswirtschaft, welche ich als Schülerin einer HLW, also einer Höheren Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe, absolvieren musste. Die letzten Wochen habe ich nur auf dieses eine Fach hingelernt und die Fächer Englisch und Deutsch eher verdrängt. Da diese Matura nicht standardisiert war, hätte etwas mehr auf uns eingegangen werden können und darauf, was an Lernstoff der Pandemie zum Opfer gefallen war. Ob das in vielen Schulen gemacht wurde, dazu gibt es keine Informationen.

Die Themenpakete für die schriftliche Deutschmatura ließen wohl sogar die Lehrer in Angstschweiß ausbrechen. Die Englischmatura wies die üblichen, seltsamen Themen auf. Einfach witzig, wie dort über mobile Plantschbecken auf Lkw und schwedische Profidiebe geschrieben werden musste. Ein Thema jedoch hatte es den Machern der Matura besonders angetan: Ständig war die Rede vom Umweltschutz. Lieber wäre es mir, wenn die Regierung wirklich etwas für den Umweltschutz unternehmen würde und das Thema nicht uns bei der Matura behandeln ließe.

Die schriftliche Mathematura habe ich abgewählt, weil hier die Coronadefizite nicht auszubessern waren. Aber von dem, was ich von meinen Mitschülerinnen und Mitschülern gehört habe, kann ich nur sagen: Chapeau allen, die sich das getraut haben!

Maturieren in einer Pandemie, das war schon ein Erlebnis. Wenn auch keines, das ich jemals wiederholen möchte. Selten habe ich mich so aufgeschmissen gefühlt wie in den letzten Monaten. Gefühlt kamen wöchentlich neue Infos über das Schulleben und keiner kannte sich aus, wie etwas abläuft. Lehrer wirkten genauso ahnungslos wie Schüler. Diese Situation war nicht gut für die Psyche. Ich lag einige Nächte wach, den Kopf voll mit Gedanken und Sorgen. Denn wer einmal in der stressigen Prüfungsphase positiv getestet wurde und deswegen meist mehrere Schularbeiten verpasste, der konnte bei der Matura fast einpacken. Der strenge Zeitplan ließ kaum Spielraum zu und - um ehrlich zu sein - wir haben uns auch vor der Matura nicht wirklich richtig testen wollen. Die Angst vor den zwei Strichen beim Coronatest, die eine enorme Maturaverschiebung zur Folge gehabt hätten, war zu groß. Die Hilferufe der Schüler wurden wie immer gekonnt überhört (Stichwort Maturastreiks).

Ganz besonders unangenehm war für uns, wie oft wir zu hören bekamen, dass die heurige Matura ja gar nicht zähle. Dass wir uns teilweise selbst den Stoff beibringen mussten und sicherlich genauso hart für unseren Abschluss gearbeitet haben wie unsere Vorgänger - wen interessiert das schon? Wenn man sich über diese stressige Situation beschwerte, hörte man nur abfällige Antworten wie: "Auf der Uni ist jeder Test so schwer wie die ganze Matura!" Danke für die Motivation.

Im Nachhinein ist man immer klüger. Ich fand die Matura im Großen und Ganzen okay, es war halb so schlimm. Die Atmosphäre im Raum war angenehm, die Lehrer waren nett und beantworteten Fragen, solange sie sich im adäquaten Rahmen hielten. Die liebevoll von Mama oder Papa hergerichteten Jausen waren sowieso super. Na klar waren ein paar Aspekte schwieriger, aber ich fühlte mich von den meisten Lehrern gut vorbereitet. Sie waren es schließlich, die die Fehlleistungen der Regierung ausbaden mussten. Daran erkennt man, welche Lehrkräfte sich ins Zeug legen und ihren Beruf lieben. Ihnen gehört ein Dank ausgesprochen.


Valentina Perner
ist 19 Jahre, kommt aus Nußdorf am Attersee und besucht die Maturaklasse der HLW Wolfgangsee.


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