Es ist alles eine Frage der Identität. So sieht das zumindest Schriftstellerin Agnes Ofner. Die 1989 geborene Steirerin, gelernte Illustratorin und Grafikerin, beschäftigte sich schon früh mit Gesellschaftsidentitäten - und fragte sich selbst als kleines Kind schon, ob sie als Mädchen denn die Farbe Rosa mögen sollte. Denn sie hasste Rosa!
In ihrem neuen und ersten Buch "Nicht so das Bilderbuchmädchen" wird die Frage der Identität ebenfalls gestellt. Man bekomme von der Welt viele Eindrücke, wie eine Frau oder ein Mädchen sein solle, wie man sich zu verhalten habe und was man anhaben solle. Bub blau, Mädchen rosa. Im Rahmen der "Schreibzeit", dies ist ein Förderprogramm des Instituts für Kinder und Jugendliche in Wien, schrieb sie die erste Fassung ihres Buches. Um an diesem Programm teilzunehmen, bewirbt man sich mit einem Projekt und wird unter vielen ausgewählt, diese Arbeit weiterzuverfolgen.
Wer es schafft, bekommt eine Tutorin oder einen Tutor zugeteilt, die oder der einen dann mental und inhaltlich beim Schreibprozess unterstützt. Agnes Ofner erzählt, dass sie die Idee für ihr Buch auf einer Reise nach Peru gehabt habe. Die Trennung von Tieren durch den Fluss war eine Inspiration sowie die Frage, was eine Trennung bedeutet und wie man sie überwinden kann. Auf ihrem Handy begann sie noch in Peru die ersten Kapitel niederzuschreiben. "Einen richtigen Schreibprozess oder einen Plan" hatte sie nicht. "Die Geschichte des Mädchens namens Zara und des Jungen Sam habe ich grob im Kopf gehabt", erzählte Agnes in unserem Gespräch.

Das Ziel war, 1000 Wörter pro Tag zu schreiben. Während des Schreibens machte sie sich allerdings Notizen und überlegte im Voraus schon einzelne Szenen. Bis zur Fertigstellung ihres Jugendromans und dem Moment, an dem sie ihn dann wirklich in der Hand halten konnte, war "das Veröffentlichen eines Buches so surreal". Es ging damit ihr Traum in Erfüllung, ein Buch zu schreiben. Als sie merkte, dass Leute ihr Buch lesen, war sie begeistert, denn es sei für sie "das Schönste, wie andere mein Buch lesen und was sie mitnehmen aus dem Lesen".
Jeder interpretiert Bücher während des Lesens anders und nimmt verschiedenste Dinge daraus mit. Das ruft die Frage hervor, warum dies eigentlich ein Jugendroman ist, da er ja gar nicht nur für Jugendliche vorgesehen ist. Ofner erzählt, dass das für ihren Verlag ebenfalls ein Thema gewesen sei, denn da musste ein Alter für die Leserinnen und Leser angegeben werden. Ihre Antwort drauf: "Na ja, jeder, der sich für das Buch interessiert, kann es lesen." Sie sagt, man kann mit jedem Buch eine andere Lebensqualität kennenlernen und über sich selbst etwas mehr erfahren. "Neues sehen, was man so noch nicht gesehen hat", sagt sie. So am Rande und neben dem Schreiben liebt Agnes Ofner die Luftakrobatik und unterrichtete diese Kunst sogar lange Zeit.
Sie selbst sieht dieses Hobby als Ausgleich zum Schreiben und zu ihrer Arbeit, dem Illustrieren. Das Schreiben läuft bisher sehr erfolgreich: Ofner hat für ihren ersten Jugendroman "Nicht so das Bilderbuchmädchen" den österreichischen Kinder- und Jugendliteraturpreis erhalten. Das nächste Buch ist schon in Arbeit. Lola Flieher, 17