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Moarknecht, Baudirn & Saudirndl

Sie erfüllt die Seele der Menschen mit Zufriedenheit, die Wohligkeit in einer schönen, alten Bauernstube. Erinnerungen von und mit Bertl Göttl.

Wenn man alte Bauernhäuser betritt, einen kostbaren Denkmalhof besucht, so denkt man unwillkürlich an die Beschaulichkeit abendlicher Stunden.

Ein Herdfeuer knistert und verbreitet wohlige Wärme, die bäuerliche Arbeit im winterlichen Jahreskreis beschränkt sich auf Tätigkeiten in Haus und Stall, und es bleibt Zeit,

Talente und künstlerische Fähigkeiten umzusetzen.

So sind bäuerliche Kostbarkeiten entstanden, die wir heute in Heimatmuseen und in manch privater Sammlung bewundern. Einfaches, formschönes Mobiliar, Hinterglasbilder, Truhen und wertvolle Kästen. Aufgrund seiner Architektur und durch die teilweise noch historische Originaleinrichtung gilt der Gererhof in Annaberg als Gesamtkunstwerk.

Die Fenster- und Haustüröffnungen sind an der Außenfassade mit bearbeiteten Tuffsteinlaibungen eingefasst, das Erdgeschoß ist mit Kreuzgrattechnik gewölbt und die Bauernstube mit einer Holztramdecke ausgestattet. Das Besondere aber ist die Rauchkuchl aus dem Jahre 1609, die noch im originalen Zustand erhalten geblieben ist. Ein seltener Glücksfall, der uns in der Zubereitung alter bäuerlicher Speisen noch den Geschmack vergangener Generationen auf unseren Gaumen zaubert. Herrlich duftet es, wenn auch heute noch zu besonderen Anlässen Annaberger Dampflkrapfen auf dem offenen Feuer gebacken werden, oder wenn z. B. der Weiserhofwirt Roland Essl für einen "Hoagascht" ein Schöpsernes zubereitet.

In der Rauchkuchl wurden alle Arbeiten, welche mit Feuer zu tun hatten, erledigt. Kochen und Brotbacken, Selchen, Brennen und Waschen. So wie in der Hierarchie der Dienstboten gab es natürlich auch rund um den gemeinschaftlichen Esstisch eine Rangordnung.

Kustos Bernhard Ponemayr, der mit großer Liebe den Denkmalhof betreut, verweist auf den Moarknecht, der unmittelbar nach dem Bauern das Kommando übernahm, auf die Baudirn, die für den Getreideschnitt zuständig war, den Werfer und Stadler bei der Heuernte, die Kuchldirn, Saudirn und den Schinagl. Dieser war ein Stallbub, der für die unterschiedlichsten Arbeiten und Gefälligkeiten herangezogen wurde. Dafür wurde er vollständig eingekleidet, was im 18. Jahrhundert folgende Kleidungsstücke einschloss: Schuhe, zwei Hemden, eine schwarze Hose aus Rupfen, einen Wams, ein Leibpfaidl, eine Hose aus Schaffell und ein Paar wollene Strümpfe.