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Ein Vier-Punkte-Programm für die IT-Wirtschaft

Die Internetwirtschaft in Industrieländern wie Deutschland und Österreich wächst kaum. Was tun?

Thomas Hofbauer

Die Digitalwirtschaft ist in hoch entwickelten Industrieländern wie Österreich und Deutschland nur Mittelmaß. Das ergeben immer wieder Studien. Auf der Überholspur befindet sich derweil China. Aber wie reagiert die Politik darauf? Auf die Studien folgen Arbeitskreise oder ein IT-Gipfel - wie in dieser Woche in Deutschland. Dabei wären die Voraussetzungen für eine florierende Digitalwirtschaft hinlänglich bekannt.

Erstens: Platz schaffen, damit Neues entstehen kann. Im Digitalen bedeutet das vor allem den Ausbau von Breitbandnetzen. Warum dieser Ausbau nur schleppend vorankommt ist rasch erklärt. Breitbandausbau kostet richtig viel Geld, denn wir sprechen von Glasfaserleitungen, die alte Kupferkabel ersetzen. Die Datenautobahn wird wie jede andere Straße gebaut: mit Baggern und Bauarbeitern.

Zweitens: gleiches Recht für alle, damit auch Start-ups eine Chance haben. Die von der EU jüngst beschlossene Telekom-Verordnung zur Netzneutralität sieht vor, dass Spezialdienste bevorzugt werden können, wenn sie einen hohen Bedarf an Bandbreite haben - vor allem wegen des schleppenden Breitbandausbaus. Doch wird je ein Start-up mit Bandbreiten-hungrigen Ideen die Regulierungsbehörden von seinem Bedarf überzeugen können?

Drittens: Spielregeln für Sicherheit und Datenschutz schaffen und durchsetzten. Vor allem auch gegenüber den dominanten USA. Wenn Europa selbstbewusst genug auftreten würde, dann würden sich auch Google, Facebook, Amazon und Co an diese Regeln halten. Schließlich geht es um deren Geschäft.

Viertens: Respekt vor dem, was da passiert. Das beginnt bei politischen Führern, die ihre ganz persönliche Digitalkompetenz zeigen müssen. Nur so fühlen sich auch junge, aufstrebende Start-ups wohl und wandern nicht nach London oder ins Silicon Valley ab. Und es geht bis zu den Kleinsten, denen man Digitalkompetenz beibringen muss. Denn unsere Kinder werden nicht als Digital Natives geboren, als Menschen, die mit dem Internet umzugehen wissen. Sie nutzen es spielerisch aber bestimmen so wesentliche Eckpunkte der Zukunft. Weder WhatsApp noch Facebook wären ohne diese unbedarfte Jugend groß geworden.

Wenn man diese Punkte, die seit Jahren bekannt sind, beherzt umsetzen würde, könnte man sich weitere IT-Gipfel sparen und guten Mutes in die wirtschaftliche Zukunft unserer noch führenden Industrieländer sehen.