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Freund und Feind in der Filterblase

Wenn Computer und Algorithmen den Hass in der Gesellschaft schüren.

Thomas Hofbauer

Das kennen Sie: Wenn Sie in einem Onlineshop nach rosa Damenschuhen suchen, werden Sie von da an auf Schritt und Tritt verfolgt. Immer wieder taucht das Schuhwerk in Werbeanzeigen auf dem Bildschirm auf. Egal, welche Internetseite Sie besuchen, es gibt immer mehr vom Gleichen. Für die nächsten Tage und Wochen müssen Sie sich damit abfinden, dass Sie für die Onlineshoppingwelt in der Schublade mit der Aufschrift "liebt rosa Damenschuhe" stecken.

Noch viel unangenehmer ist aber, dass diese Schubladen nicht nur Onlineshops haben, sondern auch Suchmaschinen wie Google und soziale Netzwerke wie Facebook.

Und da stecken Sie dann in der Schublade "wohnt in Salzburg", in einer "reist gerne nach Frankreich" und in einer "liebt Bach und Jazz". Das nennt man Filterblase und es wäre auch das nur halb so wild, wenn Suchmaschinen und soziale Netzwerke nicht auch noch politische Einstellungen, Geschlecht und Religion erfassen und erraten würden.

Warum es diese Filter gibt, ist leicht erklärt: Je mehr Google und Facebook über uns wissen, desto lieber nutzen wir ihre Dienste, weil wir dort immer von dem umgeben sind, was wir brauchen und schätzen. Facebook zeigt jedem Nutzer die für ihn interessantesten Nachrichten an und Google das optimale Suchergebnis.

Doch was, wenn die Filterblase den Blick über den Tellerrand verhindert?

Menschen, die sich intensiv über die Gewalt von Ausländern informieren, bekommen immer mehr Gewalt auf den Bildschirm. Und jene, die mit der rosa Brille durchs Leben laufen, für die setzen Facebook und Google ebenfalls die rosa Brille auf.

So hocken Neonazis, Fundamentalisten und Verschwörungstheoretiker in ihren Filterblasen und sehen jeden Tag aufs Neue ihr eingeschränktes Weltbild bestätigt. Medien, die den Horizont einengen, statt ihn zu erweitern, sind Gift für unsere Gesellschaft. Sie bestätigen unsere Vorurteile, weil sie uns immer mehr vom Gleichen zeigen. Das muss uns bewusst sein, wenn wir uns über Google informieren oder Nachrichten auf Facebook lesen.