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Was uns am Schlafen hindert

In regelmäßigen Abständen warnen Mediziner davor, wie ungesund es sei, vor dem Schlafen noch aufs Smartphone zu schauen.

Thomas Hofbauer

Jetzt wissen wir es: Nicht Geldsorgen oder sehnsüchtige Gedanken an den Urlaub rauben uns den Schlaf. Es ist das helle Licht des Smartphones, das die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin verhindert.

Das stimmt sicher zu einem gewissen Teil, doch das Smartphone ist nicht das einzige Irrlicht, das uns wach hält. Wer zum Beispiel vor dem Zubettgehen noch durch die Innenbeleuchtung des Kühlschranks geblendet wird, der hat nicht selten dann auch noch einen vollen Magen, der ihn nicht schlafen lässt. Schlecht ist es auch, die Fernbedienung mit ins Bett zu nehmen, um die Flimmerkiste anzuwerfen. Auch dadurch bleibt man oft länger wach als geplant. Wegen der vielen Fernsehwerbung zwischen den Filmen oder weil man sich nach dem Film über die sinnlos vergeudete Zeit ärgert, in der man doch eigentlich schlafen wollte.

Ganz schlecht ist es auch, ein Buch mit ins Bett zu nehmen. Erstens braucht man zum Lesen Licht und das könnte wiederum den Partner im Bett nebenan um den Schlaf bringen. Und zweitens wird man durch das Lesen selbst oft bis in den frühen Morgen wach gehalten. Wie sang schon Bill Ramsey 1962: "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett, und es brennt die ganze Nacht das Licht." Das waren Zeiten. Mittlerweile hat das Lesen ja sogar den Ruf, eine

der sinnvolleren Abendgestaltungen zu sein.
Alle diese Beschäftigungen vor dem Einschlafen sind also schlecht. Bei genauerer Betrachtung sticht bei den Warnungen von Medizinern, Psychologen oder Pädagogen immer das ältere Medium das jüngere aus. In den 60ern waren es die Krimis und Schundhefte, die schlecht für Schlaf und Menschen waren, dann der Fernseher und jetzt das Handy. Das sind doch nur durch Kulturpessimismus geprägte Befunde, könnte man meinen. Doch vielleicht sollte man auch fragen, was die Menschen da so mit ihrem Smartphone im Bett machen. Was, wenn die ein gutes Buch auf dem E-Reader lesen? Ändert das was?

In einem Fall ist jedoch tatsächlich Vorsicht geboten: bei der übermäßigen Nutzung von Facebook und WhatsApp im Bett. Denn Umfragen zeigen, dass jeder Vierte auf das Smartphone des Partners eifersüchtig ist. Kein Wunder, diese Geräte werden dank Touchscreen den ganzen Tag gestreichelt Und dann werden sie auch noch mit ins Bett genommen. Vielleicht berauben uns diese Geräte nicht nur des Schlafs, sondern aller unserer persönlichen Beziehung? Oder es wird schon bald ein neuer Sündenbock für Kulturpessimisten gefunden.