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Post aus Mallemort: Mediterrane Lebenskünstler

Wer hat sie erfunden, die "regenerativen Maßnahmen", die jeder Trainer heutzutage als Erfolgsgeheimnis predigt? Die Bewohner der Mittelmeerregion. In der Provence schaffen sie es aber, auch während der "Sieste" produktiv zu bleiben.

Post aus Mallemort: Mediterrane Lebenskünstler
Post aus Mallemort: Mediterrane Lebenskünstler

Mallemort liegt im Herzen der Provence. Nah genug zur Côte d'Azur, um als mediterran durchzugehen, aber zu weit, um noch eine kühle Meeresbrise abzubekommen. Während der mittäglichen Hitzestunden legen sich deshalb nicht nur Marcel Koller und seine Kicker für ein Nickerchen unter einen schattenspendenden Baum im weitläufigen Hotelgelände. Die "regenerativen Maßnahmen", die jeder Trainer heutzutage als Erfolgsgeheimnis predigt, sind eine Erfindung der Bewohner der Mittelmeerregion. Zu viel Aktivität tut nicht gut zwischen zwölf und drei Uhr. Eine "Sieste Royale", die königliche Ruhezeit, muss einfach sein.

Und so erlebt der Besucher das malerische Städtchen rund um Mittag zwar theoretisch höchst empfangsbereit, praktisch aber wie ausgestorben. Das "Bienvenue à l'Autriche" und die rot-weiß-roten Fahnen sind allgegenwärtig: An Schulen, beim Friseur "L'Hair du Temps" und in vielen Restaurants und Geschäften. Fast überall aber ist am Eingang auch vermerkt: "Geschlossen zwischen 13 und 15 Uhr."

Ob sich nun wirklich alle schlafen legen in der Zeit? Vielleicht sind sie im Gegenteil sogar höchst aktiv. Interessanterweise hat das Fitnessstudio "Body Gym Fitness" im Herzen von Mallemort durchgehend offen, Hinweis am Eingang: "Klimatisierte Räume". Und da wandern zwei ältere Herren sogar mehrfach die engen, steilen Gassen zur Kirche hinauf. Aber nein: Sie sind keine Einheimischen, sondern österreichische Medienleute, die ihr Auto im Labyrinth der verwinkelten Straßen praktisch unauffindbar geparkt haben.

Dass wichtige Arbeiten und notwendiges Entspannen sogar gleichzeitig möglich sind, beweist der Bewässerungsbeauftragte der Gemeinde Mallemort: Mit dem Dienstfahrzeug an die Gehsteigkante fahren, den Wasserschlauch aus dem Fenster halten, das Grün im Trog gießen, zehn Meter weiterfahren, nächsten Trog in Angriff nehmen. Maximale Leistung bei minimalem Bewegungsaufwand. Und mit der freien Hand pflegt der fleißige Mann am Handy gleichzeitig auch noch die sozialen Kontakte. Wen wundert da noch, dass der Begriff "Genie" aus dem Französischen kommt?