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Einfach wunderbare Weihnachten

Wolfgang Goffriller

Meine Großeltern waren vor 1900 von Südtirol nach Salzburg eingewandert. Hier kamen im laufe der Jahre zehn Kinder auf die Welt. Die Zeiten waren sehr schwer und mit dem mageren Einkommen als selbstständiger Architekt war es nicht einfach die große Familie zu versorgen. Als kleiner Knabe wollte man mir eine "Freude" machen, und ich erhielt die Aufgabe den Christbaum der Großeltern mit zu schmücken. Am Nachmittag des Heiligen Abends war dann wie jedes Jahr der Besuch bei Oma und Opa angesagt. Ich "durfte" meine Harmonika zur Untermalung mitnehmen. Zu üben hatte ich, vor allem wegen "wichtiger" Bubengeschäfte, wieder einmal vergessen. Aber "Stille Nacht" war ja nicht schwer? Die meisten der in Salzburg lebenden Onkeln, Tanten, Nichten und Neffen waren um 17 Uhr um den "wunderbar von mir" geschmückten Baum versammelt. Es waren alle sehr feierlich und zu Tränen gerührt, bis dann "Stille Nacht" gesungen wurde. Dann passierte mir der furchtbare Fehler und ich vergriff mich auf einen schauerlichen Ton. Aber die schönen Stimmen und vor allem der wunderbare Tenor meines Onkel Eugen, der mir verständnisvoll und gnädig zuzwinkerte, wahrscheinlich hatte auch er einmal auf der Bühne des Landestheaters "gepatzt", überdeckten Gott sei Dank meine Schmach.
Es wird mir immer in Erinnerung bleiben, dass unsere Oma für jedes der vielen Enkelkinder, Handschuhe, Schals und Mützen strickte. Als ich mich einmal beschwerte, dass dieses Zeug so kratze, erhielt ich als einziger an diesem Heiligen Abend einen Eisenbahnwaggon um 15 Schilling. Bei Kleinbahn in der Münzgasse hatte ich ihn mir täglich angesehen und ihn als Wunsch auf den Brief an das Christkind geschrieben. Am Abend Zuhause bei mir unter "meinem" Christbaum bin ich dann vor den Eisenbahngleisen, zusammen mit unserem Hund und dem herrlichen Waggon eingeschlafen. Es waren einfach wunderbare Weihnachten!