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Breite Finissage zum Thema Grenze bei steirischem herbst

Zum Abschluss des diesjährigen Festivals hat sich der steirische herbst unter dem Titel "Zur Dialektik von Genuss und Ideologie - Die Weinstraße zwischen Nazis und Putin" noch einmal ausführlich dem Thema Grenze gewidmet. Als "Grand Hotel Abyss" diente am Sonntagnachmittag das Schlossberghotel und seine am Steilhang des Grazer Hausberges angelegte Terrassenlandschaft.

Der steirische herbst ging zu Ende
Der steirische herbst ging zu Ende

Eingestimmt wurde das zahlreich erschienene Finissagenpublikum durch eine bunte, von Lorenz Kabas (Vortrag, Gesang) und Lothar Lässer (Akkordeon, Gesang) gestaltete Freiluftrevue mit steirischen und slowenischen Liedern und Texten. Dazu gab es Wein und Häppchen aus der südsteirischen Grenzregion beiderseits der Grenze. Gelesen wurde authentisches Material, mithilfe dessen die Geschichte der südsteirischen Grenze von 1919 bis in die Gegenwart - der aktuellste Text bezog sich auf die slowenische Kritik an der jüngsten österreichischen Entscheidung, die Grenzkontrollen zu Slowenien ein weiteres Mal zu verlängern.

Kritik daran und an dem nach wie vor existierenden Grenzzaun beiderseits des Grenzübergangs Spielfeld wurde in dem darauf folgenden Podiumsprogramm auch von anderer Seite geäußert, darunter dem slowenischen Autor und Journalisten Marko Radmilovic und dem ebenfalls aus dem Anrainernähkästchen plaudernden Weinbauern Alois Gross aus Ratsch bei Ehrenhausen. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von dem in Moskau lebenden steirischen Journalisten, Kunstkritiker und Slawisten Herwig Höller, der unter anderem für die APA als Russland-Korrespondent tätig ist.

In der ersten von drei Diskussionsrunden kam neben Radmilovic die Enkelin des hochrangigen SS-Offiziers und leitenden NSDAP-Funktionärs in der Steiermark Armin Dadieu, Daniela Ebenbauer, zu Wort. Sie erzählte aus ihrer facettenreichen Familiengeschichte beiderseits der heutigen Grenze.

In der zweiten Runde wartete das Festival mit dem legendären Kulturpolitiker, Styriarte-Mitbegründer und ehemaligen "herbst"-Präsidenten Kurt Jungwirth den ersten Stargast auf. Jungwirth trug allerlei interessante historische Details bei, die unter anderem Licht auf das schon Anfang der 1970er Jahren einsetzende politische Tauwetter zwischen der Steiermark und Slowenien warfen, das damals noch eine jugoslawische Teilrepublik war.

Aus Zeitüberschreitungsgründen vergleichsweise kurz fiel die dritte Runde, zum Themenkreis Tourismus und Gastwirtschaft an der Weinstraße, aus. Als wohl prominentesten Podiumsgast hatte Chefkuratorin Ekatarina Degot Starköchin und EU-Parlamentsabgeordnete Sarah Wiener (Grüne) aus Brüssel einfliegen lassen. Wiener lobte die hohe Qualität des steirischen Weins und brach eine Lanze für regional produzierte Lebensmittel.

Mit dieser, neuerlich auch politische Elemente enthaltenden Veranstaltung ging der steirische herbst 2019 zu Ende. Insgesamt wurde das traditionelle Grazer Kulturfestival heuer laut Presseaussendung von rund 43.000 Kulturinteressierten besucht. Die Veranstalter zählten 450 Medienvertreter und Fachbesucher aus 26 Ländern. Erstmals schickten unter anderem das Wall Street Journal, die Frankfurter Allgemeine (FAZ) und die Financial Times China Reporter nach Graz. Die Festivalleitung wertete das als Erfolg ihrer Bemühungen, die Internationalisierung des Festivals kontinuierlich auszubauen.

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