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Camerata Medica: Wenn Mediziner miteinander musizieren

Von der Medizin zur Musik scheint es ein weiter Schritt zu sein. Nicht so für die Camerata Medica, einem aus Hobbymusikern gebildeten 60-köpfigen Ensemble. Die Mitglieder sind nicht nur praktizierende Ärzte oder Medizintechniker, sondern haben sich auch aus Bereichen wie Pharmazie, Pflege oder Physiotherapie zusammengefunden, um ihrer gemeinsamen Leidenschaft, der Musik, nachzugehen.

Die Bestrebungen, sich gemeinsam mit Kollegen unterschiedlichster Disziplinen nach einem stressigen Tag in der Klinik oder der Praxis noch der Musik zu widmen, sind mannigfaltig. Die Wiederbelebung des ehemaligen "Wiener Ärzteorchesters", dessen traditionsreiche Geschichte im späten 19. Jahrhundert begann und durch den Zweiten Weltkrieg endete, gilt als eines der Ziele des 2004 durch den Wiener Orthopäden Martin Donner neu gegründeten Vereins. Als Kammerorchester gegründet, wagt man sich mittlerweile auch an große sinfonische Werke und versucht, trotz zuweilen anspruchsvoller Probenlogistik jedes Jahr drei komplette Programme neu zu erarbeiten.

"Wir möchten gerade in Zeiten wie diesen, in der Menschlichkeit immer mehr auf der Strecke zu bleiben scheint, (diese Erfahrung mache ich als angestellte Ärztin im Krankenhaus leider auch immer mehr) ein aktives Statement setzen", nennt Orchestermitglied und Gynäkologin Melisande Messner-Kolp gegenüber der APA einen der Gründe für das gemeinsame Musizieren. "Wir möchten zeigen, dass es in der Gesellschaft trotzdem immer noch Orte der Erneuerung, Menschen des anders Denkens gibt." Messner-Kolp wuchs in einer Familie auf, in der Musik stets einen hohen Stellenwert einnahm und lernte schon früh Klavier und Violine zu spielen. Den Mittwochabend, üblicherweise der Probeabend des Orchesters, bezeichnet sie als einen Zeitraum, der allen Mitgliedern als "heilig" gilt. "Dieser Fixtermin, die Orchesterprobe, wird freigehalten, außer man ist krank. Aber weil eben Probe ist, ist man nicht 'so leicht' krank, daher fehlt man in der Arbeit auch sehr selten. Ein positiver Nebeneffekt."

Die Österreichische Ärzte- und Apothekerbank unterstützt das Projekt. "Wir freuen uns sehr, dass diese Kooperation mit der Camerata Medica zustande gekommen ist. Auch, dass wir als Standesbank der Apotheker und Ärzte mit Apothekern und Ärzten zusammenarbeiten können, macht uns große Freude", wird Othmar Schmid, Vorstandsvorsitzender der Bank, in den Unterlagen zitiert.

Ein besonderes Anliegen stellen Benefizkonzerte dar. Dadurch konnten bereits u.a. das Kinderkrebsforschungsinstitut des St. Anna-Kinderspitals, "Ärzte ohne Grenzen" oder die österreichische Flüchtlingshilfsorganisation Hemayat unterstützt werden. Das nächste karitative Konzert am 7. März 2019 in den Sofiensälen soll zugunsten der Volkshilfe Österreich stattfinden.

Zuvor, am 4. November, 11 Uhr, spielt die Camerata Medica in der Arena21 im Wiener Museumsquartier. Auf dem Programm dieser von Nicolas Radulescu dirigierten Matinee stehen Werke von Beethoven, Rossini und Saint-Saëns. Solist ist Rudolf Leopold. Für ihn macht man eine Ausnahme. Er studierte nämlich nicht Medizin, sondern Violoncello, Klavier und Komposition.

(S E R V I C E - www.cameratamedica-wien.at )

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