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Freud Museum weicht auf zwei temporäre Standorte aus

Das Wiener Sigmund Freud Museum am Standort der einstigen Praxis und Wohnung des Begründers der Psychoanalyse ist geschlossen. In den kommenden 13 Monaten wird das Historismushaus saniert und die Ausstellungsfläche des Museums erweitert. In der Zwischenzeit bespielt das Museum gleichsam als Ersatzhandlung Räumlichkeiten in der Nähe - eine ehemalige Konditorei und eine einstige Kindergruppe.

Die Neueröffnung ist für Mai 2020 geplant
Die Neueröffnung ist für Mai 2020 geplant

Unter dem Titel "Moving Freud Museum" fungieren die beiden Standorte bis Mai 2020 zur Überbrückung der Leerstelle. In der Berggasse 13 gibt auf knapp 100 Quadratmetern eine weitgehend chronologisch gehaltene Schau einen destillierten Einblick in das Leben des Analytikers. Dabei changiert man zwischen Information und Artefakten, wenn sich Freuds Tasche, eine kleine Auswahl seiner 3.000 Stücke umfassenden Antikensammlung, ein originaler Spiegel oder Beispiele für die rund 20.000 Briefe, die Freud im Laufe seines Lebens verfasst hat, nebeneinander finden. Anna Freuds Homemovies laufen in Dauerschleife, während in einem Nebenraum die originalen Wartezimmermöbel aufgestellt sind.

Stilistisch unterstreiche man den provisorischen Charakter der Anlage mit der Materialwahl Holz und Wellpappe, so Kuratorin Daniela Finzi bei der Präsentation am Montag. Zugleich wolle man einen ersten Vorgeschmack auf die künftige Dauerausstellung geben, die inhaltlich weniger Vorinformationen voraussetzen solle. In der naheliegenden, einstigen Konditorei in der Liechtensteinstraße 19 finden sich indes im Charme der 1950er der Museumsshop sowie die Filmcollage "Starring Sigmund Freud".

Am eigentlichen Museumsstandort in der Berggasse 19, wo Freud 47 Jahre lebte und arbeitete, sollen die Arbeiten am 18. März merkbar starten. Im Zuge des von den Architektenbüros Czech/Angonese/ARTEC konzipierten Projekts wird neben der Fassadenrenovierung die Ausstellungsfläche in den oberen Stockwerken von 280 auf 400 Quadratmeter erweitert. Bisher nicht zugängliche Privaträume der Familie Freud werden für Sonderausstellungen und die Konzeptkunstsammlung geöffnet. Die Bibliothek der Psychoanalyse mit ihren wertvollen Beständen soll neu zugänglich gemacht und die ganze Anlage barrierefrei werden. Im Erdgeschoß sind neue Serviceräumlichkeiten sowie ein Cafe geplant.

Insgesamt hat man dafür gut 4 Mio. Euro budgetiert, wobei Bund und Stadt 3,1 Mio. Euro beisteuern. Der Rest soll über private Spender und zwei bereits abgehaltene Crowdfunding-Kampagnen aufgebracht werden, denen näher zur Eröffnung hin eine dritte folgen könnte. Im Mai 2020 will man das Stammhaus für die jährlich knapp 110.000 Besucher wieder öffnen. "Der Zeitplan schaut sehr gut aus", ist Museumsdirektorin Monika Pessler optimistisch. Noch fehlten - je nach Umbauversion - zwischen 250.000 und 500.000 Euro: "Wenn wir das Geld nicht auftreiben würden - wovon ich nicht ausgehe - müsste man eben Abstriche machen."

Klar bleibt aber auch nach der Neuaufstellung: "Wir bleiben ein Museum der Leere", so Kuratorin Finzi. Schließlich sind in Wien kaum noch originale Einrichtungsgegenstände vorhanden, musste die Familie Freud doch 1938 vor den Nazis nach London emigrieren, wo Sigmund Freud ein Jahr später verstarb. Entsprechend finden sich die zentralen Möbelstücke wie die berühmte Couch in der britischen Hauptstadt.

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