Von 1672 bis 1850 stand die Linzer Wollzeugfabrik auf dem Areal, im 19. Jahrhundert wurde mit der Produktion von Rauchwaren begonnen. Der charakteristische Bau von Industriedesign-Vorreiter Peter Behrens und Alexander Popp wurde aber erst später errichtet und am 12. November 1935 eröffnet.
"Tschickbude" wird ein kleiner Stadtteil
Nach der Schließung der Produktion in der "Tschickbude" 2009 kaufte die Stadt den Komplex mit 80.000 Quadratmetern Nutzfläche, um dort ein kreatives Zentrum zu schaffen. Mittlerweile finden sich in der Tabakfabrik viele Start-ups und Firmen mit Schwerpunkt Kreativwirtschaft, die Kunstuni hat dort ein Quartier, es gibt ein Lokal, immer wieder Ausstellungen und aktuell entsteht ein kleiner neuer Stadtteil mit Wohnungen, Büros und Hotel.
Den 90. Geburtstag des Hauptbaus, der eines der bedeutendsten Industriedenkmäler Österreichs ist, wird mit einer Ausstellung gefeiert. Das Vorhaben gestaltete sich aufgrund des Denkmalschutzes gar nicht so einfach. "Wir haben vorhandene Löcher genutzt und ganz viel Kabelbinder", sagt Ausstellungsgestalter Andreas Wurm. Wohl auch deshalb ist die Schau alles andere als plakativ geraten.
Ein Tratsch mit der "Prompten Poldi"
An einem alten Spind kann man seine Nase testen und feststellen, wie Innovation riecht - Spoiler: statt nach Tschick riecht es frisch. Gegenüber dem VALIE EXPORT Center hängt als künstlerische Intervention ein Notfallkasten mit alten Zigarettenmarken. Und an einem umgebauten Zigaretten-Wurlitzer kann man mit der legendären Arbeiterin Leopoldine Feichtinger in Kontakt treten, dank KI antwortet "die prompte Poldi".
Gewürdigt werden auch jene fünf Widerstandskämpfer, die in der Tabakfabrik tätig waren und kurz vor Kriegsende im KZ Mauthausen ermordet wurden. Dass das "Behrens-Band" in den Kriegsjahren schwarz eingefärbt ist, hängt nicht nur mit der dunklen Zeit zusammen, sondern auch damit, dass die Tabakfabrik in dieser Zeit einen dunklen Tarnanstrich hatte - der sie allerdings auch nicht vor einem Bombentreffer bewahrt hat.
(Quelle: APA)
