Der 1938 geborene Künstler arbeitet seit 1957 an seinem Gesamtkunstwerk des interdisziplinären Orgien Mysterien Theaters, das bis dato 155 Aktionen, 80 Malaktionen und viele weitere Kunstwerke unterschiedlicher Disziplinen umspannt. "alles wurde auf die farbe der ekstase, des opfers der schlachtung, der passion, des blutes, des fleisches ausgerichtet", erklärt Nitsch die Fokussierung auf das unmittelbare und sinnliche Erleben. Der regelmäßige Einsatz von Blut, Gedärmen oder Kadavern sorgte immer wieder für Kontroversen und rief nicht selten Tierschützer auf den Plan.
Auf zwei Ebenen will sich Kurator Michael Karrer in der Ausstellung der Welt des Orgien Mysterien Theaters über die Aspekte Musik, Architektur, Malerei, Aktion und Relikte nähern. Im Zentrum stehen die Relikte der 20. Malaktion. Der Werkkomplex besteht aus einem 100 Quadratmeter großen Schüttbild, dem größten Nitschs, einer ebenso großen Bodenarbeit, 50 weiteren großformatigen Schüttbildern, drei Malhemden im Kreuzkasten und weiteren Applikationen.
Das Lechner Museum wurde im Jahr 2000 in den ehemaligen Räumlichkeiten einer Fabrikhalle eröffnet. Seitdem bespielt die Alf Lechner Stiftung das Museum und den umliegenden Park mit Arbeiten des abstrakten Bildhauers Alf Lechner (1925-2017), der für seine geometrischen Skulpturen aus Stahl bekannt wurde. Auch internationalen Kunstschaffenden werden regelmäßig Ausstellungen gewidmet.
Die Ausstellung in Ingolstadt ist nur eine Facette der umfangreichen Aktivitäten rund um Hermann Nitsch in den kommenden Wochen. Bereits am Donnerstag wird bei Felber Brot in der Simmeringer Hauptstraße 55 der Jahrgang 2018 des Nitsch-Dopplers präsentiert. Brot und Wein sind unverzichtbare Bestandteile des Orgien Mysterien Theaters. Der Weingarten von Hermann Nitsch liegt bei Prinzendorf/Zaya im Weinviertel. Geerntet wird ein Gemischter Satz vom Grünen Veltliner, Welschriesling, Müller Thurgau und heute selten gewordenen Sorten wie dem Grauen Portugieser. Zuständig für Pflege des Weingartens und Weinverarbeitung ist das Weingut Martinshof.
Am 16. Mai eröffnet in der Albertina eine Ausstellung von Hermann Nitschs Schüttbildern. Und am 9. Juni lädt Nitsch zum traditionellen Pfingstfest nach Schloss Prinzendorf - inklusive Nitsch-Wein, Heurigenessen und einer Prozession durch die Felder der Umgebung.
Ein Gesamtkunstwerk eben.