Die Übersiedlung steht noch bevor, aber mit ihrem künftigen Wohnort ist Mirela Baciak bereits seit Längerem vertraut. Zwischen 2015 und 2018 war sie als Ko-Leiterin von Kursen an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst beschäftigt. "Ich hatte damals schon die Gelegenheit, Salzburg als Kunststadt kennenzulernen", sagte die Kuratorin beim Pressegespräch am Mittwoch. Und es sei für sie auch eine Zeit gewesen, "in der ich meine kuratorische Denkweise und Intuition entwickelt habe". Jetzt freue sie sich darauf, mit der heimischen Kunstszene in Austausch zu kommen, sagte Baciak. Im Juli wird sie die Leitung des Salzburger Kunstvereins übernehmen. Aus 40 Bewerbungen wurde die 1987 geborene polnische Kunstexpertin zur Nachfolgerin des langjährigen Kunstvereins-Direktors Séamus Kealy gekürt, der seit April die kanadischen Oakville Galleries leitet.
40 Personen hätten sich auf die im Frühjahr neu ausgeschriebene Position beworben, resümierte Kunstvereins-Präsidentin Gerda Ridler. Zunächst sei es "gar nicht leicht" gewesen, das Feld auf zehn Kandidatinnen und Kandidaten (sechs Frauen, vier Männer) einzugrenzen: "Es waren viele aussagekräftige Bewerbungen dabei." Schließlich sei die Wahl dennoch einstimmig auf Mirela Baciak gefallen, die seit 2019 als Kuratorin beim steirischen herbst tätig ist, zuletzt etwa 2022 die Hauptausstellung "Ein Krieg in der Ferne" mitverantwortet hat und nun mit dem Kunstverein erstmals eine Leitungsposition übernimmt. Baciaks Ideen seien ebenso überzeugend gewesen wie ihr Enthusiasmus und ihre Mischung aus "kuratorischer Erfahrenheit und Offenheit für Neues".
"Mich interessiert Kunst, die sich kritisch mit der Gegenwart auseinandersetzt", sagte Mirela Baciak, die beim Pressegespräch auch erste Perspektiven auf ihre Pläne als Kunstvereins-Direktorin gab. In den Ausstellungen, die sie ab 2024 verwirklichen wolle (das Jahresprogramm 2023 trägt noch die Handschrift von Séamus Kealy), werde also das Reflektieren "unserer geteilten Gegenwart" im Mittelpunkt stehen. Thematisch wolle sie Schwerpunkte etwa "auf Fragen der Gastfreundschaft, der Solidarität, der Gesundheitskrise sowie des ,Healing'" setzen, sagte Baciak. Im Hinblick auf die "entmutigenden Jahre, die von Pandemie und Krieg geprägt sind", stelle sich die Frage, "welche Hoffnungen Kunst geben kann".
Ausstellungen wolle sie mit öffentlichen Foren oder "Think Tanks" flankieren und den Kunstverein auch auf diese Weise für viele unterschiedliche Publikumskreise öffnen. Auch Kooperationen mit anderen Institutionen strebe sie an, berichtete Mirela Baciak: "Der Kunstverein soll ein Haus mit vielen Gästen sein, ein Ort, an dem wir zusammenkommen und immer wieder fragen, warum Kunst für unser Leben wichtig ist."