Betrieben wird die Stätte als Dependance des Wien Museums. Dieses hatte an dem Standort bisher eine kleine Gedenkstätte geführt, ebenso wie die Beethoven-Gesellschaft. Nach jahrelangen Vorarbeiten ist nun das gesamte Haus ein Museum mit 450 Quadratmetern Ausstellungsfläche geworden. Zählte man bisher lediglich Beethoven-Kenner zum Zielpublikum, wolle man nun einen großen Besucherkreis inklusive Menschen, die noch keine Anknüpfungspunkte zum 1770 in Bonn geborenen Komponisten hatten, ansprechen, erklärte Wien-Museum-Direktor Matti Bunzl am Donnerstag bei der Präsentation des Ausstellungsparcours.
"Die Herausforderung, Musik auszustellen, ist wahrlich keine einfache Aufgabe", räumte Bunzl ein. Hier sei das aber "sehr inspirierend" gelöst worden, streute er Lisa Noggler-Gürtler und William Kinderman, der Kuratorin und dem wissenschaftlichen Co-Kurator, Rosen. Aufgefächert ist das Museum, für das das Wien Museum insgesamt 750.000 Euro in die Hand genommen hat, in sechs Raumeinheiten.
"Dieses Haus in Heiligenstadt markiert Beethovens Landaufenthalte: 1802 rät ihm sein Arzt - heute würden wir sagen aus Stressgründen - aufs Land zu gehen und sich zu erholen", verwies Noggler-Gürtler im APA-Gespräch auf Beethovens angeschlagenen Gesundheitszustand in schon jungen Jahren. Immerhin war Heiligenstadt damals dank einer schwefelhaltigen Quelle eine Art früher Kurort.
Das Haus selbst besteht aus mehreren Wohnungen, früher war hier auch eine Bäckerei angesiedelt. Das Wien Museum bespielt nun alle Einheiten, am Wochenende gibt es für die Besucher ein "Open House", danach ist der Standort regulär ab Dienstag geöffnet. Dort, wo Beethoven lebte, ist das dritte Ausstellungskapitel "Komponieren" angesiedelt. Entstanden sind hier aber nicht nur musikalische Werke wie die "Sturm-Sonate" oder die "Prometheus"-Variationen, sondern auch das bedeutende "Heiligenstädter Testament". Dabei handelt es sich um einen zweiteiligen Brief an seine Brüder, die auch dokumentieren, wie der Komponist mit seiner fortschreitenden Taubheit umgeht.
Zu sehen sind Ohrröhren - eine Art früher Hörgeräte - und die Nachempfindung eines "Souffleur-Kastens", den sich Beethoven zwecks Schallverstärkung als metallenen Kasten auf seinen Flügel hat aufsetzen lassen. Dank Hörstationen können Besucher schwindendes Hörvermögen quasi am eigenen Leib nachempfinden.
Daneben behandelt der Rundgang aber auch zahlreiche andere Aspekte, wie die Kuratorin erklärte: "Was bedeutet es, als 22-Jähriger (im Jahr 1792, Anm.) erstmals nach Wien zu kommen? Was heißt Erholen zu dieser Zeit? Wie komponiert er im Gegensatz zu Mozart und Haydn? Was bedeutet es, zwischen den verschiedenen Ständen zu changieren, die zu dieser Zeit streng voneinander abgegrenzt waren?"
Die Ausstellung versucht, die unterschiedlichen Fragestellungen auf teils originelle Weise zu beantworten. Ein drehbares Daumenkino mit galoppierenden Pferden, das gleichzeitig die Klaviersonate Nr. 17 intoniert, sobald der Besucher es in Bewegung setzt, macht etwa die Einflüsse von Naturbeobachtungen auf das Werk nachempfindbar. Eine Sechserpackung Eier - mit faulen Exemplaren soll er einst seine Wirtschafterin beworfen haben - steht für den mitunter aufbrausenden Charakter des Künstlers.
Ein - freilich verkleinerter - Nachbau des "Eroica"-Saals im nunmehrigen Theatermuseum, wo die gleichnamige Sinfonie Beethovens aufgeführt wurde, soll eine Ahnung von der damaligen Konzertsituation geben. Die chemische Analyse einer Original-Haarlocke des Verstorbenen gibt Aufschluss über die intensive Behandlung seiner Krankheiten mithilfe von Bleisalz, das sich - in der ungünstigen Verbindung mit übermäßigem Alkoholkonsum, wie Beethoven ihn praktizierte - fatal auf die Leber auswirkt.
Im letzten Kapitel "Vermachen" geht es um die Nachwirkung des 1827 in einem Haus in der Wiener Schwarzspanierstraße verstorbenen Komponisten. Neben allerlei Büsten, Münzen und Abbildungen von Denkmälern mit dem Konterfei staunt man hier auch über eine Beethoven-Actionfigur und Zitate zeitgenössischer Musikschaffender mit Bezug auf den Meister - darunter jenes schöne Bonmot von Helge Schneider: "Beethoven schrieb ausschließlich Kompositionen für den elften Finger - was immer das auch heißen mag!"