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"After Earth": Familie Smith gemeinsam vor der Kamera

Zur Stärkung der Vater-Sohn-Bindung haben Will und Jaden Smith einen Film gedreht. Ob es zwischen militärischem Papa und pubertierendem Sohn als Science-Fiction besser funktioniert als im Hollywood-Alltag?

Wer wahrlich tollkühn ist, der vertraut sein Leben einem Teenager an. "Tu genau das, was ich dir sage, und wir werden überleben" - dieser Satz, einem 14-Jährigen zugeraunt, könnte genauso gut den Tod bedeuten. Doch Cypher Raige (Will Smith) bleibt keine andere Wahl. Er, der im Jahr 1000 After Earth als größter Krieger im Universum gilt, ist auf seinen pubertierenden Sohn Kitai (Jaden Smith) angewiesen, obwohl der zwischen Trotz und Selbstmitleid gefährlich unzuverlässig ist. Das ist der Kern von "After Earth", einem vorgeblichen Science-Fiction-Film von M. Night Shyamalan, der diese Woche ins Kino kommt.

Tatsächlich ist "After Earth" mehr eine Therapiesitzung als ein Kinospektakel, wenn auch eine der Prominenz der Teilnehmer angemessen aufwendige Therapie: Vater und Sohn loten über ihre Filmfiguren ihr tatsächliches Verhältnis zueinander aus, wie Will Smith im Interview erläutert. "Für Jaden und mich war diese Konstellation sehr spannend: General Cypher Raige hat diesen Teenagersohn, der in seinem Schatten aufwächst und seinen eigenen Weg sucht. Das ist ähnlich wie unsere reale Beziehung."

Obwohl Will Smith nicht als Drehbuchautor genannt ist, sondern nur die Story geliefert hat, wirkt es, als hätte er Co-Regie geführt. Auch die Produktion ist fest in Familienhand, mit Jadens Mutter Jada Pinkett Smith und seinem Onkel Caleeb Pinkett.

Die Welt, in der "After Earth" spielt, mag vielfältig sein, Shyamalan erzählt aber eine klar abgegrenzte Geschichte, deren ausdifferenzierter Hintergrund kaum vorkommt.

Im Jahr 1000 After Earth ist es genau tausend Jahre her, dass die Menschheit die Erde verlassen musste, weil Umweltverschmutzung und Kriege den Lebensraum zugrunde gerichtet hatten. Inzwischen haben sich die Menschen auf dem fernen Planeten Nova Prime heimisch eingerichtet und sind ausreichend wehrhaft gegen die Bedrohungen des Universums, zumal General Cypher Raige eine spezielle Psychotechnik entdeckt hat, um im Kampf für den Feind unsichtbar zu werden.

Im Umgang mit dem eigenen Sohn hat Cypher die richtige Technik noch nicht gefunden, der militärische Umgangston vom Schlachtfeld kommt daheim schlecht an. "Er braucht keinen Befehlsgeber, sondern einen Vater", legt Kitais Mutter in der holprigen Synchronversion ihrem Mann ans Herz.

Also entschließt sich Cypher, bei der nächsten Mission Kitai mitzunehmen. Nichts verbindet so sehr wie ein gemeinsamer Abenteuerausflug ins All.

Dass das Raumschiff auf einem gefährlichen Planeten notlandet und nur Cypher und Kitai überleben, treibt die Dynamik auf die Spitze: Cypher ist verletzt, nur Kitai kann in einem mehrtägigen Marsch jenen Sender bergen, der beiden eine Rückholung garantiert.

Obwohl Cypher seinem Sohn per Funk beisteht, ist es Kitai, der die Strapazen auf sich nehmen muss und eigene Entscheidungen zu treffen beginnt: Dieser Konflikt mag ein gutes Kammerspiel ergeben, reicht aber nicht für einen ganzen Science-Fiction-Film, trotz reizvoller Utensilien wie dem Messer mit den zwei Klingen, "ein C40 mit allen 22 Funktionen", wie Cypher sachkundig erläutert.

Vom Standpunkt des liebenden Vaters ist einzusehen, warum Will Smith diesen Film mit Jaden machen wollte: Nach dem erfolgreichen "Karate Kid", bei dem Jaden erst elf war und Will ihn nach eigener Aussage als Produzent "im Diktatormodus" zu Disziplin zwang, hatte er einiges gut zu machen, und nichts eignet sich dafür besser, als gemeinsam vor der Kamera zu stehen.

Jaden Smiths Selbstvertrauen hat "After Earth" einen ungeheuren Schub gegeben: Einfache Interviewfragen beantwortet er mit Weltretterpathos und wirkt dabei genau so unfertig wie Kitai am Filmbeginn. Insofern ist "After Earth" rührend, ein sehr intimes Liebesgeständnis eines Vaters, der selbst mit militärischer Strenge erzogen wurde, an seinen pubertierenden Sohn, dem er verständnisvoll begegnen will.

Warum es dafür ein Millionenpublikum braucht, erschließt sich jedoch nicht, und magere Zuschauerzahlen aus den USA lassen vermuten, dass der kommerzielle Erfolg überschaubar bleibt.

Für Will Smith ist das nach eigenen Worten kein Problem: "Der Erfolg dieses Projekts ist zweitrangig geworden. Am wichtigsten ist mir, dass unsere Beziehung zueinander besser wird."

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"After Earth": Familie Smith gemeinsam vor der Kamera
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