Gegen 5 Uhr mitteleuropäischer Zeit stand am Montag fest, welcher Streifen heuer die renommierten Titel in den Königskategorien Bester Film, Beste Regie und bei den Schauspielern für sich reklamieren konnte.
Doch wie beliebt sind Kino-Besuche bei den SN-Leserinnen und -Lesern?
And the Oscar goes to:
Olivia Colman hat es geschafft: Die britische Schauspielerin, die bis dato vor allem in Fernsehrollen reüssierte, istbei der 91. Oscar-Verleihung als beste Hauptdarstellerin geehrt worden. Die 45-jährige wurde für ihre Rolle der desolaten Queen Anne in Yorgos Lanthimos' "The Favourite" ausgezeichnet. "Das ist wirklich im wahrsten Sinne eine stressige Situation", sagte Colman auf der Bühne. Damit setzte sich die Britin, die bereits den Golden Globe als beste Schauspielerin in der Kategorie Beste Komödie oder Musical für sich reklamieren konnte, unter anderen auch gegen Routinier Glenn Close durch, die nun bereits bei ihrer siebenten Nominierung leer ausging. Der Spruch "Oh, so Close!" gilt also weiterhin. "Ich wollte nicht, dass wir uns so kennenlernen", entschuldigte sich die frischgekürte Preisträgerin bei ihrer unterlegenen Kollegin.
Rami Malek hat den Oscar als bester Hauptdarsteller gewonnen. Der 37-jährige US-Amerikaner wurde in der Nacht zum Montag in Hollywood für seine Darstellung des Queen-Sängers Freddie Mercury in dem Musikfilm "Bohemian Rhapsody" ausgezeichnet. Malek bedankte sich auch bei Queen und erinnerte an Mercury als "schwulen Mann und Immigranten, der sein Leben kompromisslos gelebt hat. Dass wir ihn hiermit feiern, zeigt, wie sehr wir uns nach solchen Geschichten sehnen."
Beste Hauptdarsteller der vergangenen zehn Jahre
Jahr | Schauspielerin | Schauspieler |
---|---|---|
2019 | Olivia Colman für "The Favourite" | Rami Malek für "Bohemian Rhapsody" |
2018 | Frances McDormand für "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" | Gary Oldman für "Die dunkelste Stunde" |
2017 | Emma Stone für "La La Land" | Casey Affleck für "Manchester by the Sea" |
2016 | Brie Larson für "Raum" | Leonardo DiCaprio für "The Revenant" |
2015 | Julianne Moore für "Still Alice" | Eddie Redmayne für "Die Entdeckung der Unendlichkeit" |
2014 | Cate Blanchett für "Blue Jasmine" | Matthew McConaughey für "Dallas Buyers Club" |
2013 | Jennifer Lawrence für "Silver Linings" | Daniel Day-Lewis für "Lincoln" |
2012 | Meryl Streep für "Die Eiserne Lady" | Jean Dujardin für "The Artist" |
2011 | Natalie Portman für "Black Swan" | Colin Firth für "The King's Speech" |
2010 | Sandra Bullock für "Blind Side - Die große Chance" | Jeff Bridges für "Crazy Heart" |





Die US-Amerikanerin Regina King ist bei den Oscars als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet worden. Die 48-jährige Afro-Amerikanerin gewann die begehrte Trophäe für ihre Rolle in dem Drama "If Beale Street Could Talk" von Barry Jenkins. Darin spielt sie eine Mutter, die ihre schwangere Tochter mit aller Entschlossenheit unterstützt, und alles dafür tut, deren unschuldig im Gefängnis sitzenden Verlobten wieder frei zu bekommen. Es ist der erste Oscar für King. Es war zugleich der erste Goldjunge, der in der Nacht zu Montag in Hollywood übergeben wurde.
Der US-Amerikaner Mahershala Ali hat den Oscar für den besten Nebendarsteller gewonnen. Der 45-Jährige wurde für seine Leistung in dem Rassismusdrama "Green Book - Eine besondere Freundschaft" ausgezeichnet. Darin spielt er an der Seite von Viggo Mortensen einen begabten afro-amerikanischen Musiker, der in den 60er Jahren mit einem weißen Chauffeur in die US-Südstaaten reist. Der Film von Peter Farrelly basiert auf einer wahren Geschichte.
Es ist bereits der zweite Oscar für Ali: 2017 gewann er mit "Moonlight" die Auszeichnung ebenfalls als bester Nebendarsteller.
Bester Regisseur - Alfonso Cuaron
Alfonso Cuaron hat gleich seine erste Chance genutzt: Der mexikanische Regisseur, dessen Schwarz-Weiß-Drama "Roma" mit zehn Nominierungen als Favorit in die 91. Oscar-Gala gegangen ist, wurde in Nacht auf Montag mit dem Preis für die beste Kamera ausgezeichnet. "Was für eine Ehre", freute sich Cuaron über den Goldbuben, und dankte in einer knappen Rede seinem ganzen Team. Und dann gab es für Cuaron persönlich auch den Oscar als besten Regisseur.
Für einen Hingucker hatte davor bereits Melissa McCarthy gesorgt: Die Schauspielerin, die selbst für ihre Leistung in "Can You Ever Forgive Me?" als beste Hauptdarstellerin nominiert ist, betrat die Bühne in einem Kleid, das über und über mit Stoffhasen drapiert war - eine Anlehnung an Queen Anne in Yorgos Lanthimos' "The Favourite". So präsentierte sie den Preis für das beste Kostümdesign, sei es doch eine Kunst, wie hier gearbeitet wird, "ohne von der Geschichte abzulenken". All das sagte sie mit stoischer Mine, während das Publikum johlte.
Gefreut hat sich dann Ruth Carter über die Auszeichnung für "Black Panther". "Wow, ich habe ihn", sagte sie mit dem Oscar in Händen. "Das hat lange gedauert", verwies sie auf ihre bisherigen Nominierungen und dankte neben ihrem Filmteam auch Regisseur Spike Lee, mit dem sie für "Malcom X" zusammengearbeitet hat. Sie betonte auch, wie wichtig es ist, Frauen auf der Leinwand zu zeigen - "und zwar, wie sie aussehen und wie sie führen können".
Das Superheldenfilm "Black Panther", der von den Anwesenden im Dolby Theatre ausgiebig gefeiert wurde, war auch beim Szenenbild erfolgreich. In der Kategorie für Make-up/Frisuren konnte die Politsatire "Vice" reüssieren, in der der britische Schauspieler Christian Bale zum ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney wurde.






"Green Book" ist der beste Film
Das im Vorfeld zum Teil für seine vorgeblich zu harmlose Darstellung der Situation von Afroamerikanern kritisierte Buddymovie "Green Book" ist bei den 91. Oscars mit der Trophäe für das Originaldrehbuch ausgezeichnet worden - und konnte sich damit auch gegen Alfonso Cuarons Schwarz-Weiß-Drama "Roma" durchsetzen, das bisher für Kamera sowie in der Sparte Bester fremdsprachiger Film triumphierte. Regisseur Peter Farrelly und sein Team durften sich darüberhinaus über den Oscar für den besten Film freuen.
Ebenfalls ein afroamerikanisches Thema dominierte die Auszeichnung für das adaptierte Drehbuch, das an Spike Lees Politsatire "BlacKkKlansman" ging. Der kampfeslustige 61-Jährige erinnerte in seiner Dankesrede daran, dass seine Ethnie vor 400 Jahren aus Mutter Afrika entführt worden sei und dankte seiner Großmutter, die noch Tochter von Sklaven gewesen sei und ihn dennoch durchs College gebracht habe. Lee beendete seine Rede mit einem Appell: "Die 2020 Präsidentenwahl steht vor der Tür", so Lee: "Trefft die moralische Wahl zwischen Hass und Liebe."
Auch der schwarze Actionknaller "Black Panther" setzte seinen Erfolgslauf bei der Gala fort und konnte die Auszeichnung für den besten Soundtrack als bis dato dritte Trophäe für sich verbuchen. Der achtfach nominierte Musikfilm "A Star is Born" von Bradley Cooper, der bis dato keine Statuette für sich reklamieren konnte, erhielt schließlich beim besten Song für die von Lady Gaga gemeinsam mit Cooper auch live performte Nummer "Shallow" die Auszeichnung.
Die Gewinner in den 24 Kategorien:
Kategorie | Preisträger |
---|---|
Bester Film | "Green Book - Eine besondere Freundschaft" von Peter Farrelly |
Regie | Alfonso Cuarón für "Roma" |
Hauptdarsteller | Rami Malek für "Bohemian Rhapsody" |
Hauptdarstellerin | Olivia Colman für "The Favourite - Intrigen und Irrsinn" |
Nebendarstellerin | Regina King für "If Beale Street Could Talk" |
Nebendarsteller | Mahershala Ali für "Green Book - Eine besondere Freundschaft" |
Nicht-englischsprachiger Film | "Roma" (Mexiko) von Alfonso Cuarón |
Kamera | Alfonso Cuarón für "Roma" |
Original-Drehbuch | Nick Vallelonga, Brian Currie und Peter Farrelly für "Green Book - Eine besondere Freundschaft" |
Adaptiertes Drehbuch | Charlie Wachtel, David Rabinowitz, Kevin Willmott und Spike Lee für "BlacKkKlansman" |
Schnitt | John Ottman für "Bohemian Rhapsody" |
Filmmusik | Ludwig Goransson für "Black Panther" |
Filmsong | "Shallow" von Lady Gaga, Mark Ronson, Anthony Rossomando und Andrew Wyatt für "A Star Is Born" |
Produktionsdesign | Hannah Beachler (Production Design) und Jay Hart (Set Decoration) für "Black Panther" |
Tonschnitt | Nina Hartstone und John Warhurst für "Bohemian Rhapsody" |
Tonmischung | Paul Massey, Tim Cavagin und John Casali für "Bohemian Rhapsody" |
Visuelle Effekte | Paul Lambert, Ian Hunter, Tristan Myles und J.D. Schwalm für "Aufbruch zum Mond" |
Animationsfilm | "Spider-Man: A New Universe" von Bob Persichetti, Peter Ramsey und Rodney Rothman |
Animations-Kurzfilm | "Bao" von Domee Shi |
Dokumentarfilm | "Free Solo" von Jimmy Chin und Elizabeth Chai Vasarhelyi |
Dokumentar-Kurzfilm | "Period. End of Sentence." von Rayka Zehtabchi |
Make-up/Frisur | Greg Cannom, Kate Biscoe und Patricia Dehaney für "Vice: Der zweite Mann" |
Kostümdesign | Ruth Carter für "Black Panther" |
Kurzfilm | "Skin" von Guy Nattiv |