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"Maman und ich": Der Sohn will eine gute Tochter sein

Der französische Streifen "Maman und ich", der am Freitag ins Kino kommt, ist ein geradezu sensationell verschrobener Film, viel seltsamer noch als der Überraschungserfolg "Ziemlich beste Freunde".

Fast 600.000 Zuschauer am ersten Wochenende, Nummer eins in den Kinocharts, noch vor dem Weltraumhit "Gravity" mit George Clooney und Sandra Bullock: Das gelingt einem französischen Film sogar in Frankreich äußerst selten, obwohl Filme aus dem eigenen Land einen besonders hohen Stellenwert genießen.

Guillaume Galliennes "Maman und ich", der am Freitag in Österreich ins Kino kommt, ist dabei ein geradezu sensationell verschrobener Film, viel seltsamer noch als der Überraschungserfolg "Ziemlich beste Freunde". Basierend auf den Erinnerungen von Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Gallienne ist "Maman und ich" eine Film gewordene Therapiestunde, in der Gallienne sich selbst von Kindheit an bis zum Erwachsenenalter spielt. Und er spielt auch seine eigene Mutter, mit bemerkenswerter Eleganz.

Das Erstaunlichste: Nach anfänglicher Irritation, sobald man sich als Zuschauer darauf eingelassen hat, eine Scharade der persönlichen Art vorgespielt zu bekommen, funktioniert die Sache hervorragend. "Jungs und Guillaume, zu Tisch" "Jungs und Guillaume, zu Tisch" heißt der Film auf Französisch wörtlich. Denn so, erinnert sich Gallienne, wurden er und seine Brüder von ihrer Mutter zum Essen gerufen. Eine Schwester gibt es nicht - also übernimmt er, der jüngste, die Rolle der Tochter. Und das mit Begeisterung: Während die Brüder mit Papa zur Jagd gehen, erahnt Guillaume die bourgeoisen Bedürfnisse seiner Mutter und möchte lieber Klavier spielen. Er verkleidet sich heimlich als Kaiserin Sisi, in den Sprachferien in Spanien lernt er beim Flamenco die Frauenschritte und als er ins englische Pensionat geschickt wird, verknallt er sich ordnungsgemäß in einen Schulkollegen. Dass Guillaume schwul ist, nehmen alle irgendwie als gegeben an, während er sich als Mädchen empfindet. Gallienne ist in Frankreich berühmtIn Frankreich ist Gallienne eine Berühmtheit, am Theater, wo auch "Maman und ich" seinen Ursprung hat, ebenso wie im Kino. Durch diesen Film wurde er zum Star:

Die verkorkste Mutter-Sohn-Geschichte ist ein kurioser Mix aus Coming-of-age-Kammerspiel, Crossdressing-Tragikomödie und Neurosenpanoptikum, garniert mit psychoanalytischen Vignetten ein vergnüglicher ödipaler Reigen um eine Übermutter und ihren Sohn. Guillaume fühlt sich zwar auch in Frauenkleidern zu Hause, verliebt sich schließlich aber doch als Mann in ein Mädchen - ein Hetero-Outing, das seine Mutter erst einmal verkraften muss. Aber warum auch nicht? Hauptsache, das Kind ist glücklich.


SN-Info: "Maman und ich": Komödie, Frankreich 2013. Regie: Guillaume Gallienne. Mit Guillaume Gallienne, André Marcon u. a. Start: 6. 6.

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