Ihre Begleiter bis ans frühe Lebensende sind eine Sauerstoffflasche und die besorgten Gesichter ihrer Eltern. Jedes Treppensteigen wird zur Herkulesaufgabe, und um zu funktionieren, muss sie täglich zwei Handvoll Tabletten schlucken. "Ich bin der Keith Richards unter den Krebspatienten", ist ihr trockener Kommentar dazu: Hazel Grace (Shailene Woodley), die Heldin der Romanverfilmung von "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", ist 16 Jahre alt, schlagfertig, voller Ideen, und hat Lungenkrebs.
Krebsfilme und Krebsbücher sind eine zweischneidige Angelegenheit: Junges Leben, womöglich noch junge Liebe, vor dem Hintergrund eines viel zu frühen Endes, ist als romantische literarische Konvention allzu beliebt. Für eine wie Hazel, seit ihrem 13. Lebensjahr Krebspatientin, sind diese Bücher fast alle fragwürdig. Bis auf eines, "Ein herrschaftliches Leiden" von Peter van Houten (Willem Dafoe), ein unsentimentales Buch über ein krebskrankes Mädchen, das mitten im Satz endet. Was mit dem Mädchen passiert, ist klar: Es stirbt. Aber was passiert mit ihrem Hamster? Was ist mit der Mutter, verliebt sich die neu?
Die Mutter soll wieder glücklich werdenDie Gedanken, die sich Hazel Grace über ihr Lieblingsbuch macht, sind nicht bloß der Kinderwunsch, dass eine Geschichte nicht enden soll, sondern verweisen auf die größte Hoffnung, die ein Mädchen hat, das mit Sicherheit weiß, dass es sehr bald sterben muss: Dass die Menschen, die es gern hat, ihr Leben trotz des Verlusts weiterführen können, dass sie wieder glücklich werden können. Eigentlich nur ihrer Mutter (Laura Dern) zuliebe geht Hazel in eine Selbsthilfegruppe für junge Krebspatienten, im Keller einer Kirche, "im Herzen Jesu". Hazel kann nur den Kopf schütteln. Mut soll man hier kriegen, aber Mut ist Mangelware, wenn da einer wie Isaac (Nat Wolff) sitzt, der durch einen Tumor ein Auge verloren hat, und nun seit Kurzem weiß, dass auch sein zweites entfernt werden soll.
Und dann sitzt da auch Gus (Ansel Elgort), Isaacs bester Freund: Als Metapher hat er immer eine nicht angezündete Zigarette im Mund ("Ich trage das Gift zwischen den Lippen, aber ich gebe ihm keine Chance, mich zu töten!"), er trägt Lederjacke und ein umwerfendes Grinsen, und er hat nur ein Bein; das andere wurde ihm abgenommen, aber dafür ist er jetzt seinen Knochenkrebs los.
"Ich bin eine Zeitbombe"Gus und Hazel teilen den herben Sinn für Humor, und mögen einander auf den ersten Blick. Aber Hazel kann keinen Freund brauchen: "Ich bin eine Zeitbombe. Ich werde eines Tages hochgehen, und ich werde alles in meinem Umfeld zerstören. Ich will dir nicht wehtun." Allerdings ist Gus auch jemand, der sich für Hazels Lieblingsbuch interessiert. Was, wenn man gemeinsam nach Amsterdam fahren könnte, um diesen Schriftsteller Peter van Houten, der seither nicht mehr geschrieben hat, selbst fragen könnte wie die Geschichte weitergeht?
"Das Schicksal ist ein mieser Verräter" basiert auf Peter Greenes gleichnamigem Jugendroman, einem wunderschönen Buch voller Galgenhumor. Über weite Strecken gelingt es dem jungen Regisseur Josh Boone auch, den trockenen Teenager-Tonfall auf der Leinwand umzusetzen, ohne zu sehr in den Kitsch zu kippen. Ein Stück weit geht der Film aber doch in die Falle, eine "inspirierende Krebsgeschichte" mit gefälligem Indie-Soundtrack zu sein, also genau das, wofür Peter Greenes Buch ein Gegenentwurf sein will.
Woodley spielt mit Anmut und WitzShailene Woodley (aus der Bestsellerverfilmung "Divergent - die Bestimmung") spielt Hazel Grace mit Anmut und Witz, jene Rolle, die sie vermutlich endgültig zum Star macht. Und Ansel Elgort überzeugt in der Rolle mit einer grundsätzlich positiven Ausstrahlung; dass diese Figur dann bis zum Ende glaubwürdig bleibt, ist vor allem der Vorlage von Greene zu verdanken.
In den USA hat der Film gemeinsam mit Angelina Jolies Feenauftritt in "Maleficient" Superstar Tom Cruise in "Edge of Tomorrow" an die Wand gedrückt. Einem ähnlichen Siegeszug steht in Europa nichts im Wege.
Film: Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Liebesdrama, USA, 2014. Regie: Josh Boone. Mit Shailene Woodley, Ansel Elgort, Willem Dafoe. Start: 13. 6.