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"Und der Oscar geht an ... niemanden!": Wie US-Medien auf die Oscar-Nacht reagierten

Vor allem an der Frage, ob die Oscars wirklich ohne Gastgeber auskommen, scheiden sich die Geister.

Die Oscar-Nacht bekam Kritik und Lob.
Die Oscar-Nacht bekam Kritik und Lob.

"Und der Oscar für den besten Oscar-Gastgeber geht an ... niemanden!", schrieb die "New York Times" am Montag. In ihrer Analyse zur Oscar-Nacht war das aber durchaus als Kompliment gemeint. Nach einem Skandal um den Comedian Kevin Hart, der die Gala eigentlich präsentieren hätte sollen, hatten sich die Oscar-Produzenten heuer entschlossen, auf einen Einzelpräsentator zu verzichten, und stattdessen auf viele kleine Auftritte und Moderationen zu setzen. "Und wie es sich herausstellte, ging Hart - oder wer auch immer ihn ersetzen hätte können - auch kaum ab", resümiert die US-Zeitung. Ein guter Oscar-Gastgeber könne zwar die Blasen der Selbstbeweihräucherung auf der Bühne elegant zum Platzen bringen. "Aber die Notwendigkeit eines Moderators, der die Show am Laufen hält, ist überbewertet."

Darüber war die "Washington Post" allerdings ganz anderer Meinung: Deren TV-Kritiker schilderte, dass er wie jedes Jahr eine unterhaltsame Sendung gesucht habe, über die er urteilen könne. Er habe aber wie jedes Jahr keine gefunden. "Seltsam unsicher" und hyperkorrekt sei die Show verlaufen. Die Magie des Unberechenbaren habe hingegen gefehlt.

Zu den vielen Überraschungen bei den Preisvergaben zählte das Branchenmagazin "Variety" unterdessen den Oscar an Olivia Colman für ihre Rolle in "The Favourite". Dass der zehnfach nominierte Oscar-Favorit insgesamt nur diese eine Trophäe erhielt, reihte "Variety"hingegen in seine Kategorie der Brüskierungen dieser Oscar-Nacht ein.

Einig waren sich hingegen Medien wie der "Hollywood Reporter" oder die "Los Angeles Times" vor allem über eines: Dass der ebenfalls zehnfach nominierte Film "Roma" von Alfonso Cuaron nicht den wichtigsten Preis für den "besten Film" erhielt, sei eine klare Ansage der Akademie-Mitglieder gegen Netflix. Viele Stimmberechtigten hätten damit ihre Ablehnung des Streamingriesen zum Ausdruck gebracht, der das traditionelle Kinomodell vor immer größere Herausforderungen stellt.

Die "Los Angeles Times" hob aber auch die Diversität der diesjährigen Gala hervor:
"Die Oscars in der Sonntagnacht waren ein Rekordjahr für die Anerkennung der Leistungen schwarzer Künstler."

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