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"Arrival": Wie bleibt man trotz Angst vor Fremden human?

Der spektakuläre Science-Fiction-Film "Arrival" sucht nach Antworten.

Außerirdische sind auf der Erde gelandet. Was wollen die von uns? In "Arrival" - ab Freitag im Kino - holt CIA-Colonel Weber (Forest Whitaker) die Linguistikprofessorin Louise Banks (Amy Adams) zur Hilfe, um mit den fremden Wesen Kontakt aufzunehmen. Die Zeit drängt, die Öffentlichkeit ist in Panik, und Antworten werden gebraucht: Kommen die in freundlicher Absicht? Wenn sie Feinde wären, hätten sie nicht längst angegriffen?

Banks ist eine Einzelgängerin ohne Familienanhang, sie trauert um eine früh verstorbene Tochter und unterrichtet an der Universität. Schon mehrfach wurde sie vom CIA für heikle Übersetzertätigkeiten angefordert, doch nie war der Auftrag so dramatisch: Zwölf Raumschiffe sind an verschiedenen Orten auf der Erde aufgetaucht - elegante, schwarze Objekte, die in geringer Höhe über dem Erdboden schweben und vorerst nichts tun. Jede Nation findet nun andere Methoden, mit den Eindringlingen umzugehen. In den USA ist es der Versuch, die Sprachwissenschafterin Banks mit dem theoretischen Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) als Verhandlerteam hineinzuschicken.

Regisseur Denis Villeneuve, der zuletzt mit dem Drogenmafia-FBI-Thriller "Sicario" beeindruckt hat, gelingt ein Film, in dem es ums Verstehen des Fremden geht, nicht ums Verdammen: Das Konzept von "Arrival", vor dem Schießen zuerst einmal unverbindlich nachzufragen, wirkt heute fast rührend anachronistisch. Doch wie soll eine Verständigung funktionieren mit Wesen, die womöglich mit einer anderen Intelligenz ausgestattet sind? Anders als mit gesprochener Sprache kommunizieren? Vielleicht gar nicht denken, sondern nur instinktiv agieren?

Die zugrundeliegende Kurzgeschichte von Ted Chiang bezieht sich auf die Idee, wie Sprache und Wahrnehmung einander beeinflussen: Je besser Banks die Alien sprache und die der Sprache zugrundeliegenden Strukturen versteht, desto weniger fremd ist ihr deren Gedankenwelt. "Träumst du schon in ihrer Sprache?" fragt Donnelly sie irgendwann. Während die beiden behutsam eine Annäherung versuchen und erkennen, dass die Denkform der Fremden als mächtiges Werkzeug zu gebrauchen ist, hält der Film die äußere Spannung: Hetzer, denen die Verhandlungen zu lange dauern, fordern lautstark das Wegbomben der Alien-Raumschiffe. Doch was, wenn dann Verstärkung aus dem All kommt?

Denis Villeneuve gelingt mit "Arrival" etwas Gewaltiges. Als ob es nicht genug wäre, Amy Adams und Jeremy Renner im potenziell explosiven Dialog mit bizarren Fremdlingen aus dem All zu inszenieren: Im Gewand eines ambitionierten Science-Fiction-Thrillers schildert der Film in triumphalen Bildern philosophische Konzepte von Sprache, Denken, Empathie und Erinnerung, die weit über die faszinierende Geschichte hinausweisen. Christopher Nolans "Interstellar" ging zwar zuletzt mit ähnlichen Ideen um, ebenso wie Alfonso Cuaróns "Gravity". Hier jedoch steht die Sprache im Mittelpunkt, bei einem berührenden, visuell aufregenden Film, der einen kühnen Gegenentwurf bietet zu all den verstörend finsteren Zukunftsvisionen, die das Science Fiction-Genre sonst dominieren. Das übrigens macht neugierig auf Villeneuves nächstes Filmprojekt: die Fortsetzung von Ridley Scotts "Blade Runner".

Kino: "Arrival", Science Fiction, USA 2016. Regie: Denis Villeneuve. Mit Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, Tzi Ma. Start: 25. November.

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