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"Die Mitte der Welt": Himbeerrote Schmetterlingsgefühle

Vom ersten Verliebtsein, Erwachsenwerden und von Erotik ohne Angst erzählt Regisseur Jakob M. Erwa in der Bestsellerverfilmung "Die Mitte der Welt".

Er ist 35, gebürtiger Grazer - und nützt die Chancen, die ihm nun in Deutschland geboten werden: Jakob M. Erwa gelingt mit der Verfilmung des Jugendbestsellers "Die Mitte der Welt" ein anrührender Liebesfilm, mit Sabine Timoteo als der Mutter des jungen Phil (Louis Hofmann), der sich zum ersten Mal in einen Klassenkollegen verliebt. Es ist eine komplizierte Geschichte übers Erwachsenwerden, über Familienbande und, ganz explizit, über die Entdeckung der Erotik.

SN: "Die Mitte der Welt" ist der zweite Film, den Sie in Deutschland drehen. Haben Sie Österreich ganz hinter sich gelassen, oder hat man Sie daheim vergessen?
Jakob M. Erwa: Das kann man so oder so sehen. Ich sehe oft eher das Problem bei mir, ich bin vielleicht zu wenig in Österreich, ich glaub die Österreicher haben mich zu wenig am Schirm. Anfangs, nach "tschuschen:power" (TV-Serie, Anm.), hatte ich noch häufig Anrufe vom ORF. Aber mittlerweile, wenn ich da anrufe, krieg ich gar keine Antwort.

SN: "Die Mitte der Welt" ist nun Ihr bisher größtes Projekt. Dass aus dem preisgekrönten Buch ein Film werden muss, war ja schon seit Erscheinen des Romans 1999 klar - aber damals waren Sie selber erst 17. Wie kam das Buch zu Ihnen?
Ich habe den Autor Andreas Steinhöfel 2003 kennen gelernt bei einem Jugendbuchfestival, wo ich die Autorenbetreuung gemacht hab. Ich hatte damals das Buch ganz frisch gelesen und war Feuer und Flamme, weil es mir so ein Universum eröffnet hat: Die Botschaft des Freiseins, das schwule Leben, ohne dass es ein Problem darstellt, die bedingungslose Unterstützung durch die Mutter - das war für mich so eine neue Welt. Ich war damals im zweiten Jahr an der Filmhochschule, und hab' mir gedacht, ich frag einfach nach den Filmrechten. Die waren damals natürlich längst verkauft, aber dieses erste Filmprojekt nicht zustande. Andreas und ich sind in Kontakt geblieben, und acht Jahre später meinte er: "In einem halben Jahr werden die Rechte wieder frei, und ich hab' die Schnauze voll von den großen Filmfirmen. Wenn du noch Interesse hast, mach dich doch einmal drüber."

SN: Von 480 Seiten Roman auf ein Drehbuch zu kommen, klingt nach einer Aufgabe.
Ja, ich musste unglaublich viel kürzen, und auch vom Personal viel rausstreichen. Der Roman ist in sieben Altersstufen geschrieben, aber ich kann ja nicht sieben Versionen von allen Protagonisten haben, da wirst du ja verrückt. Also hab ich das auf zwei Ebenen beschränkt, es gibt nur die Vergangenheit mit dem zehnjährigen Phil, und die siebzehnjährige Gegenwart.

SN: Zum einen ist "Die Mitte der Welt" ein Film übers Erwachsenwerden, vor allem ist er aber die Geschichte einer ersten großen Liebe . . .
Ja, ich kann mich doch selber noch gut dran erinnern, dass sich bei der ersten Liebe alles so wahnsinnig opulent anfühlt, und deswegen haben wir das auch visuell so umgesetzt. Das ist eben wirklich so, als würde plötzlich alles himbeerrot, die Musik setzt ein, und du bist auf einmal ganz wo anders. Ich kann mich erinnern: Zack, Musik rein, und ich hab mich gefühlt wie in einem Musikvideo in Slow Motion. So ist das Gefühl von Jungsein für mich, von Verliebtsein.

SN: Und, wichtig fürs Jungsein: Besonders die Sexszenen sind sehr innig gelungen.
Klar, der Sex und die Leidenschaft waren wichtig. Gerade für Teenager ist das doch so: Wenn du so lange darüber nachgedacht hast, und "Es" dann endlich passiert, ist das ja ziemlich überwältigend. Ich wollte, dass der Film nicht stilistisch einheitlich ist, sondern dass es auf der einen Seite das authentisch Dokumentarische gibt, und auf der anderen das opulent Übersteigerte. Das Leben hat ja auch nicht nur eine Farbe. Und deswegen wollte ich, dass die Sexszenen nicht einfach wegerzählt werden, sondern ausgekostet. Ich wollte, dass man da diese Lust spürt, dieses Prickeln am Anfang, und dass das auch gezeigt wird.

Film: Die Mitte der Welt. Liebesfilm, D/Ö 2016. Regie: Jakob M. Erwa. Mit Louis Hofmann, Ada Philine Stappenbeck, Sabine Timoteo, Jannick Schümann. Start: 11. 11.

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"Die Mitte der Welt": Himbeerrote Schmetterlingsgefühle
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