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"Drei Eier im Glas": Verweigerung ist auch ein Erfolgsprinzip

Im Kino spielen Dirk Stermann und Christoph Grissemann wieder die Antihelden. Eine schlüssige Handlung? Die brauchen sie nicht.

Wenn ein ehemaliges Kindermodel, ein trauriger Musikalienhändler und ein morbider Reiseunternehmer aufeinandertreffen, scheint das Glück ganz von Natur aus fern. Doch das ist ein Irrtum, ausführlich dargelegt im Film "Drei Eier im Glas", der am Freitag ins Kino kommt. Barney Schweinheimer (Dirk Stermann) war ein "ungewöhnlich schönes Kind", wie er selbst sagt. Inzwischen ist das ehemals wallende Blondhaar nur noch gefärbt, und er verdient mit Werbung für Treppenlifte und Antischuppenshampoo gerade zu viel zum Sterben. Nur das Saxofon seines Vaters ist ihm geblieben.

Als er in die desolate Musikalienhandlung von Sonderling Michael Kiesel (Heinz Strunk) geht, um das Instrument zu verkaufen, rät ihm der aber zu einem Saxofonkurs für Singles. "Sax up your Life" heißt es da launig. Dabei lässt sich Michael von seinem pflegebedürftigen Vater (Wolfgang Hübsch) routinemäßig erniedrigen und erträgt sein Leben nur mit Wodka und einer schrägen Online-Sitcom (mit Ursula Strauss als nekrophiler Heldin).

Beim Saxofonkurs kreuzt Dragan Kuhl (Christoph Grissemann) auf, der Trips für Katastrophentouristen organisiert. Dragan lebt in der Vorstadtvilla seiner Frau Mama (Ingrid Burkhard), die als verurteilte Serienkillerin in der Psychiatrie einsitzt. Einst wurde sie von der Presse "Ribiselmörderin" getauft, damals entwickelte Dragan sein Geschäftsmodell. Als Barney und Michael ihr Dach über dem Kopf verlieren und der Saxofonkurs in die Villa der Kuhls verlegt wird, stellt sich unerwartet so etwas wie häusliches Glück ein - bis zu einer denkwürdigen Reise nach Tschernobyl.

Wenn das alles wirr klingt, ist das Teil des Konzepts: Mit Banalitäten wie einer nachvollziehbaren Handlung hält sich "Drei Eier im Glas" nur flüchtig auf. Denn hier geht es in erster Linie um die gewohnt lakonischen Blödeleien von Stermann und Grissemann.

Kompromisslose Witze-Surrealisten Gemessen am Ruhm, der die pointentechnische deutsch-österreichische Freundschaft durch 25 Jahre "Salon Helga" im Radio und bereits acht Jahre der Talkshow "Willkommen Österreich" begleitet, ist der stoische Humor der beiden erstaunlich breitenwirksam. Und wo in "Willkommen Österreich" Musik, Gäste sowie aktuelle Medien- und Politsatire Abwechslung bringen, treffen die beiden im Kino mit dem deutschen Kabarettisten Heinz Strunk auf einen noch kompromissloseren Witze-Surrealisten.

Der Charakter des Films lässt sich auf wenige Eckpunkte herunterbrechen: Ein Protagonist sagt einen merkwürdigen Satz, in ernstem Tonfall. Der zweite antwortet absurd, ohne die Mundwinkel zu verziehen. Der dritte nickt melancholisch. Dann eine kurze Pause. Bitte dazudenken: Gekicher im Zuschauerraum. So in etwa funktioniert die Witzdramaturgie des Trios, das bereits 2007 im Film "Immer nie am Meer" zu sehen war, ebenfalls in der Regie von Antonin Svoboda. Es ist ein Humor, der sich lose an Leuchttürmen wie Helge Schneider, Michael Glawoggers Komödien oder dem originalen "Kottan" orientiert in seiner kompromisslosen Verweigerung von allem, was Kabarett sonst ausmacht. Das Einzige, was die drei nicht verweigern, sind platte Unterstufenwitze. Und auch die Plattheit ist ironisch, also gerade in ihrem Nicht-lustig-Sein lustig. Mit lockerem Zwerchfell und festem Lachentschluss funktioniert das für Zuschauer gut. Wer angestrengt ins Kino geht, kommt genervt wieder raus. Dazwischen gibt's nichts - was in seiner Kompromisslosigkeit auch wieder beeindruckt.

Film: Drei Eier im Glas. Komödie, Österreich 2014. Regie: Antonin Svoboda. Mit Christoph Grissemann, Dirk Stermann, Heinz Strunk. Start: 10. 4.

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