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"Exodus: Götter und Könige": Bei Moses geht alles daneben

Ridley Scotts biblisches Abenteuer "Exodus: Götter und Könige" ist teures Monumentalkino für B-Movie-Fans. Oder anders: ein riesiger Flop.

Brennende Dornbüsche, die zehn Plagen und die Teilung des Roten Meeres: Die Geschichte von Moses, der als Findelkind im Haus des Pharaos aufwächst, bis er endlich sein Volk Israel aus der Sklaverei in die Freiheit führt, ist fantastischer Kinostoff, unvergessen in "Die Zehn Gebote" von Cecil B. DeMille (1956). Nun läuft allerdings die Bibelverfilmung "Exodus: Götter und Könige" von Ridley Scott im Kino, der vor ein paar Jahren mit "Gladiator" schon den Sandalenfilm wachgeküsst hatte - und die Neuverfilmung ist monumental danebengegangen.

Dabei gibt es auch Gutes zu sagen über den Film: Er ist ein Fest für die Ausstattung, eine Feier der Kostümbildnerei, Requisiten und Bühnenarchitektur des 300-Millionen-Dollar-Schinkens sind gewaltig. Die ägyptische Metropole Memphis, in der Moses (Christian Bale) als Ziehsohn des Pharao Seti (John Turturro) an der Seite des leiblichen Sohnes Ramses (Joel Edgerton) aufwächst, ist ein Glitzertraum in Gold und Edelstein, erbaut mit der Muskelkraft der versklavten Israeliten.Der Liebling des Pharao Der junge Moses ist ein ausgezeichneter Feldherr und eigentlicher Liebling des Pharao Seti, doch als Seti im Sterben liegt, kann nur der militärisch unbegabte Ramses sein Nachfolger werden. Als ein Verräter Ramses zuträgt, Moses habe eigentlich israelitische Wurzeln, ist es mit der Solidarität unter den Ziehbrüdern vorbei. In den Sklavenquartieren der Stadt erfährt Moses von einem Alten (Ben Kingsley), ihm sei vorherbestimmt, dereinst die Israeliten aus den Fesseln der Ägypter zu befreien. Doch unterdessen hat Ramses längst seine Verbannung beschlossen.

In der Fremde findet Moses eine neue Heimat und gründet eine Familie, doch eines Nachts erscheint ihm ein göttliches Kind, das ihn erinnert, sein Volk sei immer noch unterdrückt. Und Moses kehrt zurück nach Memphis, um Ramses um die Freilassung der Israeliten zu bitten.

Mag sich der Film mit eindimensionalen Charakteren und platten Dialogen bisher gezogen haben, wird er nun ausgesprochen albern: Krokodilattacken, vom Himmel regnende Frösche, ein blutroter Nil - die Umsetzung der Zehn Plagen hat einige spaßige Geisterbahnmomente. Besonders lustig ist die Szene, in der Gott das Zentrum von Downtown Memphis per Blitzschlag straft und in allen Häusern die Kerzen ausgehen wie Glühbirnen beim Stromausfall.Top-Stars auf der LeinwandZumindest in einer Hinsicht erinnert Ridley Scotts "Exodus" an das Old Hollywood der 1950er-Jahre, nämlich bei der Besetzung: Die ist nämlich in den Hauptrollen so blütenweiß wie damals. Der britische Ex-Batman Christian Bale spielt wildbärtig den Moses, Anführer der Israeliten; der weiße Australier Joel Edgerton und der weiße Amerikaner John Turturro geben die Ägypter Ramses und Seti, Sigourney Weaver ist verheizt als Pharaonenmutter mit nur einem Satz und einem Gesichtsausdruck. Erst in den niedrigeren Rängen, unter Dieben, Sklaven und Mägden, sind dunkle Hauttöne vertreten, ein Spiegelbild der rassistischen Hierarchie, die in Hollywood immer noch vorherrscht. Seit Bekanntgabe der Besetzung Anfang des Jahres hatte das für Ärger und Boykottaufrufe gesorgt. Scott rechtfertigte seine Casting-Entscheidungen jedoch finanziell: "Ich hab ja keinen Mohammed sowieso aus irgendwo besetzen können." Als hätte nicht im Vorjahr "Captain Phillips" mit Tom Hanks das Vierfache seines Budgets eingespielt und dem bis dahin unbekannten Barkhad Abdi sogar einen Oscar gebracht.Bale statt CroweNach Jahrzehnten ohne alttestamentarische Verfilmungen ist "Exodus" nun schon die zweite dieses Jahr, nach Darren Aronofskys merkwürdigem "Noah" mit Russell Crowe als Urvater. Aber wo Aronofsky von der alttestamentarischen Vorlage abweicht und mit dem Bezug auf kabbalistische Schriften vollends in eine Fantasywelt kippt, ist "Exodus" unentschlossen: Weder geht die biblische Superheldengeschichte auf, noch funktionieren die zögerlichen Hinweise darauf, welche symbolische Relevanz die Geschichte der Israeliten im Nahostkonflikt noch heute hat. "Exodus" ist leider Murks in biblischem Ausmaßes.

Exodus: Götter und Könige. Action-Drama, 2014. Regie: Ridley Scott.

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