Manche Filme wehren sich gegen eine simple Inhaltsangabe. "Frank", der am Freitag ins Kino kommt, ist so einer. Da wird der junge Musiker Jon (gespielt von Domhnall Gleeson) von der unaussprechlichen Band Soronprfbs als Keyboarder engagiert. Er meint, es gehe nur um ein Wochenende in einem Tonstudio, tatsächlich verbarrikadiert sich die verschrobene Band für längere Zeit in einer Hütte im Wald. Es soll um das große, wichtige, definitive Album der Soronprfbs gehen, und Bandleader Frank (Michael Fassbender) erlaubt die Aufnahme erst, wenn alles perfekt ist. Jon wird schnell zum Fußabtreter der Band, ist aber zutiefst fasziniert von Frank: Der ist unwiderstehlich charismatisch, obwohl er ununterbrochen einen überdimensionalen Pappmachékopf trägt. Frank duscht sogar mit diesem Kopf, und weil Jon davon irritiert ist, beschreibt Frank eben seinen Gesichtsausdruck unter der Maske: "Freundliches, offenes Lachen!"
Die Aufnahmen ziehen sich über Wochen und Monate hin, das Geld geht aus, doch Jon ist so von der Genialität der Band überzeugt, dass er das Ererbte von Omi zur Verfügung stellt. Außerdem ist er verliebt in die Thereminspielerin Clara (Maggie Gyllenhaal), die ihn hasst - eine Integration in die Band gelingt einfach nicht. Bis etwas Entsetzliches passiert. Als Jon der Band einen Auftritt beim South by Southwest Festival in Texas organisiert, kommt es zur Eskalation.
"Frank" ist ein erstaunlicher Film, der seine Grundlagen aus mehreren Quellen bezieht: Da ist zuerst Frank Sidebottom, eine in den 1980er-Jahren von dem britischen Musiker und Komiker Chris Sievey erfundene und gespielte Figur mit Pappmachékopf, die eine eigene Band hatte und im britischen Fernsehen auftrat. Das ehemalige Bandmitglied Jon Ronson verfasste für den britischen "Guardian" eine Erinnerung an die Zeit mit Sidebottom, dieser Artikel ist Basis für das Drehbuch für "Frank". Regisseur Lenny Abrahamson holt "Frank" in die Gegenwart, indem der Film-Jon sein Mitwirken in der Band auf Twitter und YouTube dokumentiert und den verschrobenen Musikern dadurch Fans und schließlich den entscheidenden Auftritt verschafft. Zugleich ist "Frank" ein Film über die Leiden einer hingebungsvollen Indie-Band, über die zerquälten sozialen Beziehungen innerhalb des Bandgefüges, die unangenehmen Mechanismen, die Talent und Charisma in Macht übersetzen. Und es ist ein Musikfilm, in dem alle Schauspielerinnen und Schauspieler tatsächlich musizieren: die einzigartigen, merkwürdigen Songs von Chris Sievey vulgo Frank Sidebottom, darunter eine Ode an eine widerständige Teppichfaser. Es ist ein herzzerreißendes Lied. Und es ist ein unvergesslicher Film.
Film: Frank. Tragikomödie, Großbritannien 2014. Regie: Lenny Abrahamson. Mit Michael Fassbender, Domhnall Gleeson, Maggie Gyllenhaal. Start: 4. 9.