"Erlösung" ist nach "Erbarmen" bereits die dritte Verfilmung eines Krimis von Jussi Adler-Olsen um den schweigsamen Ermittler Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas). Im letzten Teil hatte er auf Grund der Grausamkeit der Welt im Allgemeinen und der Menschheit im Besonderen beschlossen, lieber zuhause zu bleiben als weiter zu ermitteln. Nun allerdings ist eine Flaschenpost auf dem Schreibtisch seines Assistenten Assad (Fares Fares) gelandet, die auf das Verschwinden eines Kindes hinweist. Assad beginnt nachzuforschen, denn offenbar gibt es eine ganze Serie an verschollenen, jedoch nie als vermisst gemeldeten Kindern, allesamt aus Familien einer christlichen Sekte.
"Erlösung" verhandelt unterschiedliche Formen von Glauben, von Assads säkularem Islam über den gefährlichen Fundamentalismus der Sektenmitglieder bis hin zu Mørcks Atheismus, eingebettet in einen haarsträubend konstruierten Fall von Kindsmord. Zwar gelingen Regisseur Hans Petter Moland Bilder von einer Macht, die unbedingt die Leinwand brauchen, etwa der Showdown in einem Windpark in der Nordsee, aber was die Story und die Figurenentwicklung betrifft, wäre der Film besser im Fernsehen aufgehoben - wäre da nicht wenigstens Fares Fares, der mehr Charisma und Glaubwürdigkeit entwickelt als die gesamte sonstige Besetzung. Sinnende Blicke und Fragen nach der Existenz von Gott bleiben an der Oberfläche, der Film ist seichter als das Wattenmeer bei Ebbe. Aber, und das ist zu würdigen, er sieht dabei wenigstens sehr schön aus.
Film: Erlösung. Krimi, Deutschland/Dänemark 2016. Regie: Hans Petter Moland. Mit Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Johanne Louise Schmidt. Start: 10.6.