Wo "Ausverkauft" draufsteht, steckt Hoffnung drinnen. Im voll besetzen Saal der "Salzburger Nachrichten" bekamen die Besucher am Donnerstagabend Tipps aus erster Hand, wie an Festspielkarten zu kommen ist.
Die Auslastung liegt wenige Tage vor den ersten Aufführungen bei 89 Prozent. Für "Falstaff" und "Sommernachtstraum" sind zwar alle Tickets weg. Intendant Alexander Pereira empfiehlt trotzdem: "Am Tag der Aufführung kommt immer noch etwas in Bewegung, es lohnt sich garantiert, im Kartenbüro anzurufen."
Für die heurige "Così fan tutte", die letzte Opernproduktion dieser Saison, sind noch genug Karten da; für Verdis Oper "Nabucco" mit Riccardo Muti ebenfalls. Das bedeute: "Morgen Karten besorgen! Es gibt noch welche", rät Pereira.
Auch wenn zu Beginn des Abends der italienische Bariton Massimo Cavalletti die Eifersuchtsarie des Ford aus "Falstaff" vortrug - die Chemie zwischen der Präsidentin und dem Intendanten scheint zu stimmen, trotz der Verwerfungen in den letzten Wochen und des angekündigten Abgangs von Pereira an die Mailänder Scala.
Der Intendant versicherte, er habe beim Navigieren durch sein 260 Veranstaltungen umfassendes Riesenprogramm keineswegs Schwierigkeiten. "Mein Gehirn ist gefürchtet, was die Zukunft betrifft", sagte er. Die Ausweitung des Programms, das Auflegen von mehr Karten als früher (allein 4500 mehr für "Jedermann" durch zusätzliche Vorstellungen) und die Installierung der Ouverture spirituelle sieht er auch aus gesellschaftspolitischem Blickwinkel: Je mehr Menschen Kultur zugänglich gemacht werde, desto besser.
Mit 4000 Mitarbeitern sind die Salzburger Festspiele für die acht Wochen im Sommer der größte Betrieb Salzburgs, merkte Präsidentin Helga Rabl-Stadler nicht ohne Stolz an. "An allen Schaltstellen sitzen hauseigene Mitarbeiter. Deshalb laufen die Dinge rund, es wird sehr sorgsam mit ihnen umgegangen." Dabei führten Disposition und Planung von enorm großen Produktionen wie es Richard Wagners "Meistersinger" ist, alle Beteiligten an ihre Grenzen. Aber dieses Herantasten an die Grenzen bringe auch alle Beteiligten ein Stück weiter, sagte Pereira.
Kritik, die Salzburger Festspiele würden sich durch die Zusammenarbeit mit dem venezolanischen Projekt El Sistema zugleich mit einem undemokratischen Staat gemein machen, ließen Rabl-Stadler und Pereira nicht gelten. Nächste Woche kommen wie berichtet 1300 Kinder aus Venezuela nach Salzburg. Mit sechs Orchestern geben sie zwölf Konzerte.
Zehn- bis Zwölfjährige werden beispielsweise unter der Leitung von Simon Rattle die Erste Symphonie Gustav Mahlers spielen. Dazu sagte Helga Rabl-Stadler: "Rattle tut das nicht, weil die so herzig, sondern weil sie ganz ausgezeichnet sind." Der Komponist, Musikerzieher, Ökonom und Politiker José Antonio Abreu, gründete 1975 die Initiative El Sistema. In 230 Musikschulen wird etwa eine halbe Million Kinder musikalisch ausgebildet. "Das ist für mich vor allem ein Signal, über Musikerziehung in Österreich nachzudenken", sagte Pereira. "Die findet immer weniger statt."
Neue Wege wolle man mit der Inszenierung der "Entführung aus Serail" gehen, kündigt der Intendant an. Die wird im Hangar 7 als Fernsehoper in Szene gesetzt. Das sei ein Weg der medialen Vermarktung, der ab und zu reizvoll sei. Mit sechzehn Kameras füge man die szenischen Mosaiksteine zu einem Ganzen zusammen.
Die Präsidentin darf sich in den nächsten Tagen wieder auf einen Blumenstrauß der Wiener Philharmoniker freuen, die bald in Salzburg ihr Sommerquartier beziehen. Das hat Tradition. Die Wiener, so Pereira, würden künftig noch mehr ins Zentrum rücken. Und Rabl-Stadler sagte: "Ohne die Wiener gäbe es zwar Festspiele in Salzburg, aber es wären keine Salzburger Festspiele."