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Festspiele: Moretti neuer Jedermann, Reinsperger seine Buhlschaft

Tobias Moretti wird im kommenden Sommer als Jedermann bei den Salzburger Festspielen zu sehen sein. Die Rolle der Buhlschaft übernimmt Theaterjungstar Stefanie Reinsperger.

Neo-Intendant Markus Hinterhäuser ließ am Donnerstag im Wiener Hotel Sacher "weißen Rauch aufsteigen" und präsentierte das neue Ensemble für das Hofmannsthal-Traditionsstück, "das zum genetischen Code der Festspiele" gehöre. Die Inszenierung von Brian Mertes und Julian Crouch wird zwar behalten, aber "kräftig neu aufgesetzt", so Schauspieldirektorin Bettina Hering, die "jeder Zeit ihren Jedermann" versprach und Tobias Moretti als "unseren Mann fürs Feine" ankündigte. Dieser hatte sich ein neues Aufbrechen des Stücks gewünscht - und lange gezögert, bis er den Vertrag unterzeichnete.

Zwei mal sei er bereits gefragt worden, "aber da war ich noch nicht soweit". Nachdem er unter der Intendanz Jürgen Flimm den "Guten Gesellen" und "Teufel" gespielt hatte, sei er noch zu "befangen" gewesen. Das Rollenangebot an sich käme heute nicht mehr der "Adelung einer Schauspielerkarriere" gleich, "das war vielleicht in den 60er Jahren so", betonte Moretti.

Die Rolle mit so vielen Diskrepanzen zwischen Apathie und krampfhafter Moralität, könne heute nicht mehr so gespielt werden wie einst. "Man kann nicht mehr einfach herumstehen und sich selbst deklamieren." Nicht zuletzt sei ihm sehr bewusst gewesen "wie fantastisch, aber auch wie hart diese Kulisse ist", vor allem an Sommernachmittagen, "wo die Hälfte des Publikums schon mit einem Infarkt kämpft".

Moretti "entfacht" für den Jedermann

Nach zahlreichen Gesprächen sei er nun aber "entfacht" für den Jedermann und sehr froh, dass man sich darauf geeinigt hatte, den "Aufbruch ins Nichts" zu wagen und das Stück "auf einem Weg, den wir noch nicht kennen" neu zu sichten. Ein neuralgischer Punkt dafür sei die Besetzung der Buhlschaft gewesen. "Ich hab mir gedacht: Das muss eine Wucht sein, die darf nicht in irgendeiner Weise einem Klischee entsprechen. Eine Wucht an Schauspielerin und an Sinnlichkeit und an dem, was man Können nennt."

Stefanie Reinsperger sei ihm und Hering daraufhin gleichzeitig als erste eingefallen. Bei der Anfrage habe sie "sehr, sehr weiche Knie bekommen", so Reinsperger. Nun sei sie "glücklich und dankbar". Dabei hat die 1988 in Baden bei Wien geborene und mit Diplomateneltern teilweise in London und Belgrad aufgewachsene Schauspielerin in den vergangenen Jahren schon die eine oder andere ungewöhnliche Ehrung erfahren. So wurde sie etwa im Vorjahr als erste sowohl als "Beste Schauspielerin" als auch als "Nachwuchsschauspielerin des Jahres" durch die Fachzeitschrift "Theater heute" ausgezeichnet - für die beiden Burgtheater-Produktionen "Die lächerliche Finsternis" und "Die Unverheiratete".

Reinsperger war schon an vielen etablierten Theatern zu sehen

Reinsperger studierte am Max Reinhardt-Seminar in Wien, wo sie 2011 den Abschluss machte. Von 2011 bis 2014 war sie Ensemblemitglied am Schauspielhaus Düsseldorf, es folgte eine Saison am Burgtheater Wien. Seit September 2015 ist sie am Wiener Volkstheater Ensemblemitglied. In Düsseldorf war ihre erste Rolle die Titelrolle in Medea, es folgten die Eve in "Der Zerbrochen Krug" und die Nora in der Uraufführung des Stückes "Nora3" von Henrik Ibsen/Elfriede Jelinek. Mit Regisseur Dusan David Parizek arbeitete sie auch später erfolgreich zusammen, etwa in "Das Narrenschiff" und in "Selbstbezichtigung" im Volkstheater. Für letztere Produktion wurde Reinsperger heuer für den Nestroypreis in der Kategorie "Beste Schauspielerin" nominiert.

Vor der Kamera stand Reinsperger etwa für David Schalkos Spielfilm "Wie man leben soll" und in seiner Fernsehserie "Braunschlag" (2011), für den Kinofilm "Schossgebete" (2013, Regie: Sönke Wortmann) oder "Licht" (2016, Regie: Barbara Albert). 2016 drehte Reinsperger eine Episodenhauptrolle in der Fernsehserie" Schnell ermittelt", die 2017 ausgestrahlt wird. In dem ORF-Landkrimi "Die Drachenjungfrau" spielt sie neben Manuel Rubey eine Polizistin.

Jedermann: Zahlreiche Neu- und Umbesetzungen

Neben Moretti und Reinsperger sind auch zahlreiche weitere Neu- und Umbesetzungen fixiert. Hering lobte die gute Tradition, dass Rollen innerhalb des Ensembles weitergegeben werden "wie tektonische Verschiebungen". So wird Christoph Franken, zuletzt der "Teufel", diesmal den "Mammon" spielen, Johannes Silberschneider, zuletzt der "arme Nachbar", wird den "Glauben" übernehmen.

Neu dabei sind Mavie Hörbiger, die als "Werke" auftreten wird, sowie Edith Clever, die Jedermanns Mutter gibt. Der "Teufel" und "Gute Gesell" wurden wieder in eine Doppelrolle gespannt, die Hanno Koffler bei seinem Salzburg-Debüt spielen wird. Peter Lohmeyer bleibt der "Tod". Für die Proben der "Neuaufsetzung" werden die Regisseure Crouch und Mertes wieder die Proben leiten, Premiere ist am 21. Juli.

Moretti: Erfolge im TV, im Kino und auf der Bühne

1959 in Gries am Brenner als Tobias Bloeb geboren, ist Moretti sowohl auf der Theaterbühne als auch in Film und Fernsehen präsent. Im Fernsehen spielte er für ein Millionenpublikum den Freiheitshelden Andreas Hofer ("Die Freiheit des Adlers") und den Richie Moser in "Kommissar Rex", bei den Salzburger Festspielen brillierte er bereits als Teufel und guter Gesell im "Jedermann", am Burgtheater überzeugte er unter anderem an der Seite von Gert Voss in "Faust".

Zu Morettis jüngsten Kinofilmen zählen unter anderem "Jud Süß - Film ohne Gewissen", "Das finstere Tal", "Hirngespinster", "Der Vampir auf der Couch" oder "Das ewige Leben". Seit einigen Jahren führt Moretti auch erfolgreich Regie, unter anderem im Theater an der Wien.

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