SN-Redakteur Anton Thuswaldner hat für Sie die Büchertipps der Woche zusammengestellt.

Birgit Vanderbeke: Wer dann noch lachen kann. Roman. Geb., 159 S. Piper, München 2017.
"Das Wort ,Familienbande' hat einen Beigeschmack von Wahrheit", schrieb Karl Kraus einmal. Das leuchtet ein. Nicht umsonst ist die deutsche Literatur voll von Familiengeschichten, weil diese einem derart nachhängen, dass sie ganze Leben blockieren können. Birgit Vanderbeke, in deren Werk Familien schon immer Raum eingenommen haben, unternimmt nun einen Befreiungsschlag. Sie wendet sich ihrer eigenen Kindheit zu, um sich Klarheit über die Wunden, die einfach nicht heilen wollen, zu verschaffen. Als gewiefte Autorin vermeidet sie die platte Wiedergabe von Erduldetem und Erlittenem, sie wendet Kunstgriffe an. Sie erzählt von einem aufgeweckten Mädchen, das kapiert, dass einiges schiefläuft, und sich deshalb ein imaginäres erwachsenes Ich als Gesprächspartner sucht. Immerhin stammt sie aus einem Haus mit einem gewalttätigen Vater und einer Mutter, die das Kind mit Medikamenten gefügig macht. Eine Geschichte aus dem verwundeten Herzen der Gesellschaft.