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Bogdan Roscic setzt sich für Teodor Currentzis ein

"Liebe EU, hol dieses Ensemble, hol dieses Orchester, diesen unfassbar guten Chor nach Europa."

Wiener Staatsoperndirektor Bogdan Roscic.
Wiener Staatsoperndirektor Bogdan Roscic.
Wiener Staatsoperndirektor Bogdan Roscic.
Wiener Staatsoperndirektor Bogdan Roscic.
Wiener Staatsoperndirektor Bogdan Roscic.

Der Direktor der Wiener Staatsoper Bogdan Roscic positionierte sich vor Journalisten in der Debatte um das Engagement russischer Klassikkünstler in Zeiten des Ukraine-Kriegs. "Das Thema ist ein unglaubliches Bubble-Thema. Ich glaube, dass das Publikum daran vollkommen desinteressiert ist. [...] Das ist ein Diskurs, der findet statt in einer deprimierend kleinen Menschengruppe."

Zugleich stehe hinter der Diskussion letztlich nicht die eigentliche Sache. "Da werden die Opfer instrumentalisiert, um Rechnungen in der Kulturszene zu begleichen. Und da bekommt Teodor Currentzis ein gerüttelt Maß ab." Der gräkorussische Dirigent und dessen Orchester MusicAeterna, das als freies Ensemble in St. Petersburg angesiedelt ist, sind angesichts der Unterstützung durch die kremlnahe VTB-Bank und eine ausbleibende dezidierte verbale Stellungnahme des Maestros in die Kritik geraten.

So wurde ein für den 12. April vorgesehenes Benefizkonzert von Currentzis zugunsten der ukrainischen Kriegsopfer mit MusicAeterna und ukrainischen Musikern vom Wiener Konzerthaus aus diesem Grunde fallen gelassen. Wenn sich die Kritiker über etwaige Abhängigkeiten beschwerten, sei die Forderung klar, sagt Roscic: "Liebe EU, hol dieses Ensemble, hol dieses Orchester, diesen unfassbar guten Chor nach Europa. Befrei diese Künstler aus der Abhängigkeit."

Auch die Wiener Staatsoper ist von den Debatten betroffen. So habe Anna Netrebko für die kommende Spielzeit einen aufrechten Vertrag für die "Aida"-Wiederaufnahme am 14. Jänner 2023, wird aber nicht angekündigt, weil bei Drucklegung der Spielzeithefte die Situation noch zu verworren war. Immerhin habe sich die Sopranistin nach einiger Zeit klar gegen den Krieg in der Ukraine positioniert. "Den Moment der Besinnung - ein langer Moment - muss man jemandem auch zugestehen", so Roscic. "Ich persönlich bin nicht der Ansicht, dass man Frau Netrebko in dem Land, dessen Staatsbürgerschaft sie besitzt, ein Berufsverbot erteilen sollte", stellte der Operndirektor fest.

Allgemein gelte für alle Bundestheater, dass selbstredend Menschen, die sich mit dem russischen Angriffskrieg identifizierten, nicht an die Häuser engagiert würden. Aber: "Es steht uns nicht zu, Menschen dazu aufzufordern, sich zu deklarieren."

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KOMMENTARE (1)

Robert Hutya

Es gibt eben russische Künstler, die begründet aus Russland weg in den Westen sind. Es gibt russiche Künstler, die sich in Russland von Putin distanziert haben. Es gibt russische Künstler, die sich von der augenblicklichen Situation nicht distanzieren und im (vom) Westen gut leben! Currentzis distanziert sich nicht, lebt im Westen gut. Die Musiker des Orchesters werden vorgeschoben, die sitzen da in Petersburg gut.
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