Neue Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Lindemann: YouTuberin Kayla Shyx teilt Erfahrungen
Nach den Vorwürfen mehrerer Frauen gegen Sänger Till Lindemann wird Sicherheit bei Konzerten in München auch zum politischen Thema. Nun wendet sich YouTuberin Kayla Shyx an die Öffentlichkeit.

Die Shows sind ausverkauft: Vier Mal in Folge wird die deutsche Band Rammstein diese Woche das Münchner Olympiastadion füllen, das bei Großveranstaltungen Platz für bis zu 72.000 Besucherinnen und Besucher bietet. Der Bereich unmittelbar vor der Bühne dürfte beim ersten Konzert an diesem Mittwoch und auch bei den Folgeshows am Donnerstag, Samstag und Sonntag leer bleiben.
Nachdem Till Lindemann, der 60-jährige Sänger der Brachialband, mit Vorwürfen mehrerer Frauen konfrontiert worden ist, werde es in München für Fans keinen Zutritt zur sogenannten "Row Zero" (Reihe null) geben, berichteten deutsche Medien. Auch die After-Show-Party habe der Veranstalter Propeller Music gestrichen.
Die "Row Zero", eine nur auf Einladung zugängliche Zone direkt vor der Bühne, spielt bei den Vorwürfen gegen Lindemann eine zentrale Rolle, die der Sender NDR und die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) in einer gemeinsamen Recherche veröffentlicht hatten. Immer wieder würden junge Frauen von Personen aus Lindemanns Umfeld gezielt etwa über Instagram angesprochen und in die VIP-Zone sowie zu Treffen mit Lindemann vor und nach Konzerten eingeladen. Auch Instruktionen, wie sie sich schminken und anziehen sollen, seien Teil der Einladung.
Mehrere Frauen hatten Vorwürfe gegen Lindemann geäußert
Eine Irin, die bei einem Rammstein-Konzert im Mai in Vilnius für ein persönliches Treffen mit dem Frontmann ausgewählt wurde, berichtete, der Sänger habe ihr Alkohol angeboten und sei davon ausgegangen, dass sie in einer Konzertpause Sex mit ihm haben wolle. Nachdem sie abgelehnt habe, sei er aggressiv geworden, hieß es in dem SZ-Bericht. Dann habe ihre Erinnerung immer wieder ausgesetzt. Mehrere Frauen gaben ähnliche Erfahrungen zu Protokoll.

YouTuberin Kayla Shyx teilte in einem Video ihre Erfahrungen
Am Dienstag machte nun auch die 21-jährige deutsche YouTuberin Kayla Shyx ihre Erfahrungen mit Backstage-Einladungen bei einem Rammstein-Konzert 2022 in Berlin öffentlich. "Jetzt gerade kommt sehr viel raus, wovor ich sehr viel Angst hatte, als ich in der Situation war. Anderen Mädchen ist es viel schlimmer ergangen als mir. Aber ich möchte meine Reichweite nutzen, um darüber zu berichten", sagt Shyx in dem über 30 Minuten langen Video, das sie mit Screenshots mehrerer Chatverläufe untermauert. Von einer Mitarbeiterin Lindemanns sei sie gemeinsam mit einer Freundin zu einer After-Party eingeladen worden. Dass es bei der Einladung eigentlich um Sex mit Lindemann gehe, sei ihnen verschwiegen worden. Statt zur offiziellen After-Show-Party, sei Shyx gemeinsam mit anderen jungen Frauen in einen eigenen Raum gebracht worden, in dem sie dazu aufgefordert worden seien, das Handy abzugeben. Alle anwesenden Frauen seien unter dreißig gewesen, ob Minderjährige dabei waren, sei nicht geprüft worden. Mehrere Frauen hätten benebelt gewirkt, mehrfach sei ihnen Alkohol angeboten worden. Als sie den Raum verlassen wollte, sei Shyx der Zutritt zur offiziellen Party verwehrt worden. Shyx habe im Austausch mit anderen Frauen viele Erfahrungsberichte gesammelt.
Bereits nach den Erlebnissen habe Shyx ein Video drehen wollen. Von ihrem Management sei ihr davon aber abgeraten worden. Instagram-Storys, die sie bereits gepostet hatte, sollte sie wieder offline nehmen. Aus ihrem Umfeld habe sie des Öfteren gehört, der Umgang Lindemanns mit jungen Frauen sei ein "offenes Geheimnis".
Rammstein verurteilte auf Instagram "jede Art von Übergriffigkeit"
Während die Band in einer Instagram-Nachricht "jede Art von Übergriffigkeit" verurteilte, lösten die Vorwürfe in München eine politische Debatte über die Sicherheit bei Konzerten aus. Drei Stadtratsfraktionen (Grüne, ÖDP und Linke) haben einen entsprechenden Antrag eingebracht. Dieser sieht unter anderem vor, mehr sichere Plätze bei Konzerten zu schaffen. Auch solle geprüft werden, ob eine Fanreihe vor der Absperrung an der Bühne künftig generell verboten werden könne.