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Jelinek-Puppen im Trump-Stück "Am Königsweg" in St. Pölten

"Ganz großes Weltkasperltheater", sah die "Süddeutsche Zeitung" bei Falk Richters Uraufführung von Elfriede Jelineks "Am Königsweg" 2017 in Hamburg. "Dreieinhalb Stunden lang Horror-Entertainment rund um die Weltlage - mit der Hauptfrage, wie zum Teufel ein Mann wie Donald Trump amerikanischer Präsident werden konnte." Am 16. März hat das Stück in St. Pölten seine Österreichische Erstaufführung.

Puppenspieler Habjan inszeniert Jelineks 'Am Königsweg'
Puppenspieler Habjan inszeniert Jelineks 'Am Königsweg'

An der österreichischen Literaturnobelpreisträgerin kommt derzeit niemand vorbei. Der beim steirischen herbst 2017 vom Nature Theater of Oklahoma produzierte Film zu ihrem Roman "Die Kinder der Toten" wurde neulich bei der Berlinale mit dem Fipresci-Preis als bester Film in der Sektion Forum ausgezeichnet, feiert seine Österreich-Premiere auf der Diagonale in Graz und kommt am 5. April in die Kinos. Gleich zwei neue Publikationen beschäftigen sich mit "Heimat und Horror bei Elfriede Jelinek" und der Darstellung von "Alterität und Xenophobie" in ihrem Werk. Ihr neuestes Stück "Schnee Weiß (Die Erfindung der alten Leier)" über Missbrauch im Sport wurde in der Uraufführungs-Inszenierung des Schauspiels Köln zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen, wo sie im vergangenen Jahr den Publikumspreis für ihr Trump-Stück "Am Königsweg" erhalten hat.

Die Österreichische Erstaufführung des bitterbösen Stücks inszeniert der Regisseur und Puppenbauer Nikolaus Habjan, der damit zum ersten Mal am Landestheater Niederösterreich arbeitet und am 4. und 5. April zudem mit seiner Münchner Residenztheater-Inszenierung von Marivaux' "Der Streit" in St. Pölten gastieren wird.

APA: Herr Habjan, Sie kennen Elfriede Jelinek schon länger und haben auch eine Jelinek-Puppe gebaut. Wie kam es dazu und wie ist jetzt der Kontakt zu ihr?

Nikolaus Habjan: Wir sind seit "Schatten (Eurydike sagt)" am Akademietheater in regem E-Mail-Kontakt. Zu dem Kontakt kam es durch die Verleihung des Nestroy-Autorenpreises an Elfriede Jelinek im Jahr 2013. Sie bat mich, in ihrer Vertretung den Preis mit ihrem "Alter Ego" - wie sie meine Puppe liebevoll nennt - entgegenzunehmen. Dann ist daraus eine Freundschaft geworden. Das Alter Ego wird auch in "Am Königsweg" zum Einsatz kommen.

APA: "Am Königsweg" ist ohne Zweifel politisches Theater. Wie vermeidet man dabei einerseits den Zeigefinger, andererseits das Kabarett?

Habjan: Der Zeigefinger ist generell nicht so meins. Zudem sind die Texte Elfriede Jelineks messerscharf, aber immer wieder durch gezielte Pointen, fugenartige Themenkonstruktionen gebrochen. Dadurch ist die Gefahr des erhobenen Zeigefingers meiner Meinung nicht zu groß. Ihr Zeigefinger sticht eher in die Seite, sodass wir uns vor Schmerz und Lachen krümmen müssen. Das Kabarett muss man in diesem Fall nicht vermeiden, denn wenn es gut ist, setzt es sich ja aus dem scharfen Kontrast von Tragik und einer fein darüber gelegten Pointe zusammen. Gäbe es nur die Pointe, wäre es ja Comedy.

APA: Lassen sich über Donald Trump überhaupt Witze machen?

Habjan: Im Fall von Trump kann man noch so lustig sein auf der Bühne, darunter ist und bleibt die Tatsache, dass an der Spitze der größten Weltmacht ein Mensch sitzt, den ich nicht unbedingt als geistig gesund bezeichnen würde, der mit Hass arbeitet und Menschenverachtung fördert; gegen den 16 US-Bundesstaaten nun Klage erheben wollen, da er mit einem Shutdown den Bau einer Mauer erpressen wollte. Und wir haben hier bei uns in Österreich einen Bundeskanzler, der nicht viel sagt, aber die Außenpolitik Trumps lobt. Da kann noch so viel Kabarett auf der Bühne stattfinden, am Ende ist es zum Weinen.

APA: Die Königsfrage stets, wenn Sie inszenieren: Welche Rolle spielen Puppen in der Produktion, und spielen Sie selber mit?

Habjan: Elfriede Jelinek hat die Muppetshow explizit in den Text hineingeschrieben. Diesem Wunsch beuge ich mich mit großem Vergnügen und kann verraten, dass ein paar prominente Vertreter der Muppets große Auftritte haben werden. Puppen und Menschen werden gemeinsam auf der Bühne stehen. Wie auch schon erwähnt, wird Elfriede Jelinek selbst auch in verschiedenen Puppen-Versionen auftreten. Ich inszeniere, spiele aber nicht mit, sondern überlasse dies dem großartigen Ensemble des Landestheaters Niederösterreich und meiner langjährigen Puppenmitstreiterin Manuela Linshalm.

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