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Video: Führungstrio der Festspiele im SN-Saal

Präsidentin Helga Rabl-Stadler, Intendant Alexander Pereira und Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf standen am Donnerstag in einem SN-Festspielgespräch erstmals gemeinsam Rede und Antwort.



Sven-Eric Bechtolf, der neue Schauspielchef der Salzburger Festspiele, wunderte sich gegen Ende des von Chefredakteur Manfred Perterer und Kulturressortleiterin Hedwig Kainberger moderierten SN-Festspielgesprächs am Donnerstag im Saal der "Salzburger Nachrichten", dass die bevorstehende Neuinszenierung des "Jedermann" 2013 offenbar Ähnlichkeiten mit einer Papstwahl habe: geheimnisvoll bis zuletzt. Deswegen werde er sich also, sagte Bechtolf wirkungssicher und auch sonst um kein Bonmot verlegen, auch wie ein Kardinal verhalten - und schweigen. Erst wenn der weiße Rauch aufgestiegen sei, werde er rufen: "Habemus Jedermann".

Nur noch eine Woche lang gedulden muss sich das Publikum, ehe die Salzburger Festspiele 2012 unter neuer Leitung beginnen - erstmals mit einer "Ouverture spirituelle" mit geistlicher Musik. Intendant Alexander Pereira will diese vieldiskutierte Erweiterung der Festspiele als besinnlichen Auftakt sehen. Deswegen könne er auch nicht verstehen, wenn aus dem Kuratorium, dem Aufsichtsrat der Festspiele, Stimmen laut würden, dass man aufpassen müsse, dass die Stadt nicht "überrannt" werde.

Wo sind die Grenzen des Wachstums der Salzburger Festspiele? Pereiras Antwort ist eindeutig: Eine "physische Ausweitung" ist nicht mehr möglich, es sei denn, man würde ein weiteres Festspielhaus bauen. Nur die "inhaltliche Erweiterung" zähle, und diese gebe die Ouverture vor.

Und, im Zahlenspiel wie immer versiert, rechnet der Intendant gleich vor resp. nach: Derzeit liege man im Kartenverkauf bei 20 Prozent plus, das ist etwa das Volumen, in dem heuer mehr Karten aufgelegt wurden. Im Sommer 2013 werde es wieder knapp ein Prozent weniger Kartenangebot geben. Dieses Mehr an Karten erbringe indessen für Salzburg "60 Mill. Euro mehr an Umwegrentabilität". Wer sollte da etwas dagegen haben?

Schon "aufgabenimmanent" wollte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler als kaufmännisch Verantwortliche "vorsichtig" argumentieren. "Wir haben die höchste Eigenwirtschaftlichkeit von Festspielen überhaupt, aber wir müssen auch die künstlerisch höchstmöglichen Ansprüche setzen". Deswegen ist die Kernfrage: "Sind die Festspiele mit ihren Aussagen glaubwürdig?"

Nimmt man die kurzen Stimmungseinblicke, die vor allem Schauspielchef Bechtolf im SN-Gespräch zum Besten gab, dann muss der Laden frohgemut brummen. "Es herrscht eine irrsinnige, ansteckende Energie im Haus" und man treffe allüberall "Menschen, die mit Herzblut und Leidenschaft bei der Sache sind": nämlich Kunst herzustellen.

Eben aus der Probe zu "Ariadne auf Naxos" kommend, sei er Nikolaus Harnoncourt begegnet. Dieser habe ihn darauf angesprochen, dass Bechtolf doch auch Puppentheater ("Thalias Kompagnons" aus Nürnberg inszenieren Raimunds "Bauer als Millionär") anbiete - und gleich erzählt, dass er, Harnoncourt, mit Puppentheater (seines Großvaters) angefangen habe. Solche Begegnungen, so Bechtolf, machten für ihn das Aufregende, Ungewöhnliche seiner Salzburger Arbeit aus: "Man tut etwas, das man liebt."

Abgesehen vom sich abzeichnenden finanziellen Erfolg - "es sieht so aus, als würden wir unser finanzielles Ziel überschreiten", gab sich die Präsidentin "vorsichtig" -, habe er als Schauspielchef sein Programm, das gut angenommen werde, "nicht riskant geplant, sondern authentisch".

Ob das Kuratorium der Festspiele auf der Sitzung am 26. Juli nun endgültig Grünes Licht für das Budget 2013 geben werde? Intendant Pereira ist zuversichtlich: Es habe zwischenzeitlich gute Gespräche gegeben, "wir sind uns sehr viel näher gekommen".

Unbestreitbar ist für den Intendanten: "Das Wichtigste ist, mit den Besten der Besten interessante Projekte zu realisieren" und dabei auf der Basis gewachsener Tradition neue Entwicklungen voranzutreiben.Neue Opern ab 2013Pereira erneuerte das Versprechen, ab 2013 jährlich eine Opernuraufführung herausbringen zu wollen. Ob alles im Zeitplan sei? Da erzählte der Intendant von seinem kürzlich mit dem Dirigenten Ingo Metzmacher absolvierten Besuch bei dem 85-jährigen György Kurtág (der den ersten Auftrag erhalten hat). Er "arbeite Tag und Nacht" mit Feuereifer, und in hundert Schachteln läge alles komponierte Material. Es fehlten noch "30 bis 40 Seiten", die zeitgerecht zu erhalten die Festspiele doch zuversichtlich seien. Ein Risiko bleibe freilich immer, "aber wir sind mit einem guten Gefühl weggegangen".

Also macht sich auch die Präsidentin weniger Sorgen um die Festspiele, dafür aber - als Salzburgerin - umso mehr um manche Entwicklungen in der Stadt. Und gerade weil die Verankerung in Salzburg wichtig sei, "wäre die Rolle eines Salzburgers oder einer Salzburgerin (im Präsidentenamt, das ab 2014 neu zu besetzen ist, Anm.) fortzuschreiben".

Aber noch mag daran keiner wirklich denken. Denn, so streute Alexander Pereira unter Applaus des Publikums Blumen, "Helga: Das sind die lebenden Festspiele."

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