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Auch Corona bremst die Freude am Laufen nicht

Sandra Koblmüller wurde wie viele Läufer von der Coronapandemie überrumpelt. Die Wettkampfpause hat sie aber auch dazu genutzt, ihre Heimat neu kennenzulernen.

Gern laufend in den Bergen unterwegs: Sandra Koblmüller bei einer Trainingseinheit im Hochkönigmassiv.
Gern laufend in den Bergen unterwegs: Sandra Koblmüller bei einer Trainingseinheit im Hochkönigmassiv.

Die Tanten und Onkel spielten Fußball, viele Familienmitglieder waren Leichtathleten und die Mutter war eine begeisterte Läuferin. Da verwundert es nicht, dass Sandra Koblmüller schon früh mit dem Sport in Berührung kam und dafür eine besondere Leidenschaft entwickelte. Koblmüller wuchs in Rohrbach-Berg auf, einer Stadtgemeinde im Oberen Mühlviertel, die zirka 45 Kilometer nordwestlich von Linz und zehn Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt liegt. "Ich war immer schon recht sportlich und naturverbunden, weil das in meiner Familie vorgelebt wurde", erzählt Koblmüller. Gemeinsame sportliche Familienaktivitäten waren vor allem Radfahren und Laufen. Mit ihrer Mama bestritt sie ihren ersten 10-Kilometer-Wettkampf, in der Schule nahm die gebürtige Oberösterreicherin regelmäßig an Cross-Country-Läufen teil.

Enger Draht zur Familie

Auch heute noch spielt die Familie in Koblmüllers Leben eine große Rolle: Obwohl die 31-Jährige schon vor Jahren zum Studieren nach Salzburg übersiedelt ist und seitdem in Rif bei Hallein wohnt, unternimmt sie sportlich viel mit ihrer um fünf Jahre jüngeren Schwester, ihrem etwas jüngeren Bruder und ihren Eltern. "Vor ein paar Monaten sind wir von Rohrbach mit dem Fahrrad in die Wachau zur Weinlese gefahren und dann wieder retour. Das ist mir wichtig, denn meine Familie war immer für mich da und hat mich stets unterstützt."

"Ich war schon immer sportlich und naturverbunden. Das liegt vor allem an meiner Familie." Sandra Koblmüller, Läuferin

Diese Unterstützung zeigte sich auch darin, dass diverse Familienmitglieder sie immer zu großen Laufwettkämpfen begleitet haben. Durch den Umzug nach Salzburg hat Koblmüller, die wie ihre Schwester Lehrerin ist - Sandra unterrichtet Sport & Geografie und ihre Schwester Englisch & Sport -, ihre Liebe für die Berge entdeckt. "Ich bin ja eigentlich erst mit der Übersiedlung zum Berglaufen und Trailrunning gekommen", sagt Koblmüller. Zuvor bestritt die Allroundsportlerin diverse Mountainbikerennen, Crossläufe, Halbmarathons und 10-Kilometer-Läufe. Da sie immer schon sehr viele Laufkilometer abgespult hat und von klein auf oft mit dem Fahrrad unterwegs war, war eine spätere Karriere als Triathletin aufgrund ihrer Stärken vorgezeichnet.

Erste Schritte im (Cross-)Triathlon

Eigentlich war die Teilnahme an ihrem ersten Triathlon aber eher Zufall. Studienkollegen wollten beim Salzburg Land Triathlon eine Staffel bilden und fragten sie, ob sie nicht auch mitmachen wolle. Paradoxerweise war sie damals, obwohl ihre Stärken ganz klar auf der Lauf- und der Radstrecke lagen, die beste Schwimmerin ihres Teams. "Nur dank des Schwimmens bin ich eigentlich reingerutscht", erzählt Koblmüller und muss rückblickend schmunzeln. Denn das Schwimmen war später der Grund, warum es trotz toller nationaler und internationaler Erfolge bei Großereignissen nicht für eine Einzelmedaille gereicht hat. "Ich habe sehr viel trainiert, war fünf Mal pro Woche schwimmen. Ich war bei großen Cross-Triathlon-Events wie der WM oder der EM immer rund um den zehnten Platz klassiert, mehr war aufgrund des Schwimmens leider nicht möglich", erklärt Koblmüller. 2013 wurde sie bei der U23-Europameisterschaft in Strobl am Wolfgangsee Zweite. "Mit dem ersten Staatsmeistertitel und diesem Erfolg im Rücken ging es dann Schlag auf Schlag. Das war sicherlich mein großer Durchbruch", so Koblmüller, die ergänzt: "National gesehen hatte ich damals im Cross-Triathlon eine unglaubliche Dominanz." Diese Dominanz auf der Laufstrecke ging so weit, dass Koblmüller bei der Staatsmeisterschaft die schnellste Laufzeit aller Teilnehmer hatte - und dabei sogar alle Männer schlug! Siege bei den Staatsmeisterschaften 2014 und 2015 waren die logische Folge. Koblmüller, die schon seit jungen Jahren von ihrem Sponsor Salomon unterstützt wird, nahm in den folgenden Jahren auch immer öfter an der Xterra teil.

Der Fokus liegt auf dem Trailrunning

Diese World Series im Cross-Triathlon umfasst Wettkämpfe in vielen unterschiedlichen Ländern der Welt. Auch bei Halbmarathon- und bei 10-Kilometer-Staatsmeisterschaften belegte sie nach wie vor Spitzenplätze, war im Halbmarathon Zweite bzw. Dritte im 10-Kilometer-Lauf. Der Fokus lag aber auf der Xterra World Series. Diese führte Koblmüller zum Beispiel nach Südafrika, Patagonien und Hawaii. Dabei konnte sie ihre beiden großen Hobbys, den Sport und das Reisen, perfekt kombinieren. "Ich bin da auch oft von den Veranstaltern eingeladen worden und habe gutes Preisgeld verdient. Außerdem habe ich Gleichgesinnte auf der ganzen Welt kennenlernen dürfen, das waren und sind unglaubliche Erfahrungen", berichtet Koblmüller.

2016 startete sie auch beim Trailrunning durch und siegte bei der zweiten Austragung des Großglockner GlocknerTrails über eine Distanz von 50 Kilometern. Bei den Trailrunning-Weltmeisterschaften 2017 belegte die damals 26-Jährige sogar den neunten Rang, ehe sie wenig später ihren Vorjahrestitel bei den Großglockner GlocknerTrails erfolgreich verteidigen konnte. Außerdem krönte sich Koblmüller im selben Jahr zur Staatsmeisterin im Bergmarathon. 2018 wurde sie mit dem Damenteam bei der Berglauf-WM in Polen sogar Weltmeister.

Viele Laufkilometer am Untersberg

Trotz vieler Trainingsstunden und kräfteraubender Wettkämpfe: Für Koblmüller ist die ehrliche Freude am Sport der große Schlüssel zum Erfolg. Die Coronapandemie hat ihr (sportliches) Leben komplett durcheinandergewirbelt. Da Auslandsreisen und Wettkämpfe im Ausland lange überhaupt nicht mehr möglich waren, entdeckte auch sie das Laufen vor der Haustür von Neuem für sich. Der Untersberg zieht Koblmüller schon seit ihrem Umzug ins Bundesland Salzburg magisch in seinen Bann. Von ihrer Wohnung in Rif ist es nur ein Katzensprung bis zum Start des Trails, der hinauf auf 1450 Meter Höhe zur Toni-Lenz-Hütte führt. Die auf der bayerischen Seite des Untersbergs gelegene Hütte kennt Koblmüller sehr gut, ist dieser Trail doch ihre bevorzugte Trainingsstrecke. Der Untersberg war auch der erste richtige Berg, den sie nach ihrer Übersiedelung von Oberösterreich nach Salzburg bestiegen hat. "Mich fasziniert auch, wie viele verschiedene Wege es auf den Untersberg gibt. Es hat mir mal jemand erzählt, es sollen bis zu 60 Wege sein. Der Berg hat eine sehr charakteristische Form und ist mir ans Herz gewachsen."

"Die Freude an der Bewegung schätzen lernen - das möchte ich an andere weitergeben." Sandra Koblmüller, Läuferin

Neben dem Untersberg läuft sie auch gern auf Schlenken, Schmittenstein oder Gaisberg. Auch am Hochkönig und auf vielen anderen Bergen war sie schon, wobei sie meistens im Tennengau und im angrenzenden Bayern trainiert. Wenn es flachere Laufstrecken sein sollen, dann dreht sie ihre Runden meist um die Königsseeache oder die Salzach. An Wettkämpfe im Ausland wagte die Läuferin bis vor Kurzem noch nicht zu denken. Mit der möglichen Besserung der Coronalage könnte sich das aber in den nächsten Monaten bereits wieder ändern. "Ich will erst wieder bei Wettkämpfen im Ausland laufen, wenn sich alles normalisiert hat. Ich will nicht mit der Maske am Start stehen, sondern die Siegerehrung und die Gespräche mit anderen genießen können. Es soll dann so wie vor der Pandemie sein", verrät Koblmüller. Ihren letzten Wettkampf bestritt sie im November 2019 in Patagonien bei der Berglauf-WM. Ein weiterer Grund: Koblmüller bereitet sich sehr akribisch auf ihre Rennen vor. "Ich bin jemand, der sich immer schon ganz klare Ziele gesetzt hat und dann in den Monaten davor alles dafür tut, um diese auch zu erreichen. Dafür brauche ich jedoch eine gewisse Planungssicherheit. Ich will nicht monatelang für einen Wettkampf trainieren und dann wird dieser von einem auf den anderen Tag wegen Corona abgesagt", so die 31-Jährige.

Das Know-how mit anderen teilen

Seit Corona ist Koblmüller auch öfter bei Trailrunning-Camps im Einsatz. Vor allem mit Florian Reiter bringt sie anderen ein paar Mal pro Jahr für ein Wochenende das Trailrunning näher. Nach einer längeren Verletzungspause im Jahr 2021 ist sie mittlerweile auch wieder völlig gesund und sportlich viel mit Freunden und Familie unterwegs. Koblmüller will sich in den nächsten Jahren vor allem die Freude am Laufen bewahren - so wie sie es von Kindesbeinen an kennt. Wie heißt es so schön: einmal sportbegeistert, immer sportbegeistert ...

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