Die Wikituder haben sich gut eingerichtet in ihrem neuen Arbeitsalltag. Seit Wochen arbeitet das gesamte Team des Salzburger Technologieunternehmens Wikitude von zu Hause aus. Unerwartete Schwierigkeiten mit der Konferenz-Software, Erfindungsreichtum beim Einrichten des Arbeitsplatzes und witzige Motivationsvideos inklusive.
Qualitätssicherung im Homeoffice
Wikitude, weltweit führender Pionier bei der Entwicklung von Augmented-Reality-(AR)-Technologien, liefert ein schönes Bild, wie mittels Teleworking nicht nur die anfallende Arbeit gut gemeistert, sondern sogar an bisherige Erfolge angeknüpft werden kann. Laufend arbeitet das Team rund um Geschäftsführer Martin Herdina, Chief Technology Officer Philipp Nagele und Chief Operating Officer Nicola Radacher an der Weiterentwicklung der Wikitude-AR-Software. Diese dient als Basis für Tausende Augmented-Reality-Apps auf der ganzen Welt, mit denen die Kamera von Smartphone, Tablet oder Datenbrille die jeweilige Umgebung erkennen und darüber digitale Informationen einblenden kann.
Seit Mitte März arbeitet die komplette Belegschaft von Wikitude nun im Homeoffice - mit normalen Arbeitszeiten. Am 31. März, also mitten in der Covid-19-Krise, erschien die aktuellste Version von Wikitudes AR-Software. Somit wurde die letzte Phase im Entwicklungsprozess der Technologie vollständig von zu Hause aus bewältigt.
Gerade diese letzten Wochen halten oft besondere Herausforderungen bereit, zum Beispiel im Bereich der Qualitätssicherung. So muss die Software, bevor sie erscheinen kann, mit vielen verschiedenen Smartphones auf Herz und Nieren geprüft werden. Im Büro von Wikitude liegen dafür 42 Smartphones bereit. Wird beim Testen ein Fehler entdeckt, macht sich der Entwickler an die Behebung desselben.
In Zeiten von Homeoffice musste nun eine Mitarbeiterin alle Geräte zum Testen mit nach Hause nehmen - und sie im Falle eines Fehlers wieder zurück ins Büro bringen. Der jeweilige Kollege aus der Entwicklung konnte erst dann das Smartphone aus dem Büro abholen und den Fehler beheben.
Abgesehen von solchen Situationen, die den Weg ins Büro unvermeidlich machen, gehört das Arbeiten unabhängig vom Büro-Standort jedoch schon immer zur gelebten Realität bei Wikitude. Ein Vorteil, der dem Umstand geschuldet ist, dass das Unternehmen kein physisches Produkt, sondern eine Software herstellt. So sind Teleworking-Vereinbarungen, Laptops und ein virtueller Zugang ins Firmennetzwerk seit jeher Standard für das gesamte Team und ermöglichen darüber hinaus, auch Mitarbeiter zu beschäftigen, die in anderen Ländern wohnen und arbeiten. Beste Voraussetzungen also für ein Arbeiten im Homeoffice.
Trotzdem kann Nicola Radacher von manch weiteren Herausforderungen erzählen, mit denen im Vorfeld wohl keiner gerechnet hatte: "Manchmal sind es einfache Dinge, kaum jemand hat zum Beispiel heute noch einen Drucker zu Hause. Oder eine Kollegin hat ihr Bügelbrett zum Schreibtisch umfunktioniert."
Auch die erste Videokonferenz mit allen Mitarbeitern hatte ihre Tücken: "Wir sind draufgekommen, dass unsere Konferenz-Software eigentlich nur 15 Teilnehmer zulässt. Das ist uns bisher nicht einmal aufgefallen, weil sich bei Videokonferenzen der Großteil des Teams im Konferenzraum versammelt hat. Dass sich nun die gesamte Belegschaft von mehr als 25 Personen virtuell trifft, ist auch für Wikitude neu. Und dabei laufen gelegentlich natürlich auch Kinder, Katzen oder Hasen durchs Bild."
Physische Rituale werden in den virtuellen Raum übertragen
Inzwischen finden die Team-Meetings von Wikitude regelmäßig per Video- oder Telefonkonferenz statt. Dabei werden die Mitarbeiter zum einen über Entscheidungen und Neuigkeiten informiert, zum anderen erhalten sie die Möglichkeit, sich mit den Kollegen über ihre tägliche Arbeit, Erfolge oder Herausforderungen auszutauschen.
Um sich gegenseitig zu motivieren und den fehlenden zwischenmenschlichen Austausch zu kompensieren, haben sich manche Wikituder etwas Besonderes einfallen lassen. So produziert ein Kollege witzige ,Guten Morgen'-Videos, andere Kollegen treffen sich täglich zum virtuellen Kaffeeplausch.
"Ich finde es in der aktuellen Situation wichtig, dass wir versuchen, physische Rituale, die uns fehlen, in den virtuellen Raum zu übertragen. Beispielsweise feiern wir Geburtstage virtuell miteinander", gibt Radacher einen Einblick in die täglichen Abläufe der Wikitude-Heimarbeit. "Wir haben uns seit Covid-19 auch angewöhnt, den Firmenchat mit einem ,Guten Morgen' zu betreten und mit einem ,Pfiat euch' zu verlassen. Zudem wird der eigene Status im Firmenchat immer aktualisiert, zum Beispiel, wenn jemand in einem Meeting ist oder gerade Pause macht. So fällt es uns leichter, Privates und Berufliches zu trennen."
Privates und Berufliches fließt laut Radacher momentan aber sowieso stark ineinander. Besonders herausfordernd sei für viele Mitarbeiter die Situation, dass neben der Arbeit auch die Kinder zu Hause betreut werden müssen: "Für uns ist das überhaupt kein Problem, im Gegenteil, wir versuchen in dieser schwierigen Situation, wo es nur geht, Druck und Stress rauszunehmen. Wenn jemand nachmittags seine Kinder betreuen muss, dann ist das eben so."
Respekt und Rücksicht also - ob im realen oder im virtuellen Raum - als Grundpfeiler einer wertschätzenden Unternehmenskultur, auf die Wikitude laut eigenen Aussagen nicht erst seit Corona setzt.
Und dennoch: "Unsere wertschätzende Unternehmenskultur trägt uns besonders in schwierigen Zeiten", ist Geschäftsführer Herdina überzeugt.