Seit nunmehr 25 Jahren wird Anfang November jährlich der "Weltmännertag" zelebriert. Dabei soll der Fokus auf die Gesundheit der Herrschaften gerückt werden. Nicht zu verwechseln ist dieser übrigens mit dem "Internationalen Männertag", der am 19. dieses Monats ins Rampenlicht rückt.
Arbeitsstress treibt Jobwechselwunsch an
Einer der wesentlichen Einflussfaktoren in Sachen Gesundheit ist der Arbeitsplatz - immerhin verbringt man(n) einen großen Teil seiner Zeit im Büro, auf der Baustelle und dergleichen. In dem Zusammenhang lässt sich laut einer aktuellen Umfrage eine Entwicklung festhalten: Knapp 40 Prozent der Befragten fühlen sich in ihrem Arbeitsleben sehr gestresst, rund 20 Prozent eher gestresst. Für zwei Drittel ist das hohe Stresslevel ein Grund für den Wunsch nach einem neuen Arbeitsumfeld. Zu den Stressoren, die ganz oben rangieren, zählen die Zusammenarbeit mit Führungskräften, Zeitdruck, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen.
Mit den betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen ist es oft auch nicht weit her - knapp die Hälfte der Interviewten sagte, dass ihr Arbeitgeber keinerlei solcher Maßnahmen anbiete. Mittel zur Förderung der Work-Life-Balance sind hingegen gerne gesehen - die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, eine Viertagewoche und flexible Arbeitszeiten fallen in diese Kategorie.
Frauen suchen häufiger psychische Hilfe als Männer
Wenn es um die Gesundheit der Belegschaft geht, wird vor allem die mentale immer mehr zum Thema. Dennoch gilt: "Speziell in Hinblick auf die psychische Gesundheit gibt es nach wie vor stereotypische Vorstellungen vom Mann, welche die Inanspruchnahme von Unterstützungsmöglichkeiten erschweren", heißt es hier vom Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP). Und weiter: "Über mentale Gesundheit zu reden, bleibt unter Männern oft ein Tabu, negative Gefühle werden unterdrückt und Leiden ignoriert."
Im Gegensatz zu Männern würde es Frauen häufig leichter fallen, über psychische Herausforderungen zu sprechen. Sie nehmen auch vermehrt professionelle Hilfe in Anspruch. Männer leiden im Falle von mentalen Problemen meist unbemerkt, was zur Folge hat, dass psychische Krankheiten seltener diagnostiziert werden und Depressionen häufig unentdeckt bleiben. ÖBVP-Präsidentin Barbara Haid: "Unser Ziel sollte darin bestehen, ein Umfeld für Männer zu schaffen, in dem sie sich sicher fühlen, ihre Emotionen offen zu kommunizieren und Hilfe in Anspruch zu nehmen, ohne Angst vor Stigmatisierung."
Während körperliche Fitness und Vorsorge zunehmend selbstverständlich besprochen werden, bleibt das psychische Befinden vieler Männer laut ÖBVP hinter einem "Ideal" von Stärke und Kontrolle verborgen. Stress im Berufsleben, Überforderung oder aber auch private Probleme - viele Männer würden darauf mit Rückzug reagieren, sich in Arbeit, Suchtverhalten bis hin zur Gewalttätigkeit flüchten. Diese Strategien sichern kurzfristig Stabilität, verhindern aber langfristig Heilung und Nähe, heißt es vom Bundesverband für Psychotherapie. "Psychotherapie hilft, diesen Kreislauf zu durchbrechen und neue Formen des Umgangs mit Gefühlen, Beziehungen und Grenzen zu entwickeln", so Markus Böckle, Präsidiumsmitglied des ÖBVP.
