SN.AT / Leben / Kulinarium

Bühne frei für den Welschriesling: Die Wöschmeisterschaft

Im südsteirischen Ratsch drehte sich zwei Tage lang alles um den Welschriesling, der kurz und knackig "Wösch" genannt wird. Das Fazit: Die Weine müssen unbedingt vor den Vorhang.

Professionelle Verkoster arbeiteten sich zwei Tage lang durch 240 Welschrieslinge.
Professionelle Verkoster arbeiteten sich zwei Tage lang durch 240 Welschrieslinge.
Alter Glastyp für neue Weine.
Alter Glastyp für neue Weine.

Gerhard Retter ist ein echtes Wöschkind, wie er selbst sagt. Im Wirtshaus seiner Mutter in der Steiermark war der Welschriesling als klassischer Brot-und-Butter-Wein das Alltagsgetränk. Diese Erinnerung hat ihn geprägt. "Bei der Sorte dachte jeder immer nur an Jausen- oder Spritzerwein, dabei kann sie viel mehr. Ich finde, sie erlebt gerade eine richtige Renaissance", sagt der bekannte Sommelier, der heute in München lebt. In den vergangenen Jahren seien ihm immer wieder spannende Welschrieslinge untergekommen, die sein Interesse geweckt hätten. Um die Weine bekannter zu machen, entstand die Idee der Wöschmeisterschaft.

Wie entstand die Wöschmeisterschaft?

Mit ins Boot holte Retter sich für die Umsetzung René Kollegger, Sommelier im Wirtshaus Maitz in Ratsch an der Weinstraße. Dieser hält schon viele Jahre die Fahnen für die unterschätzte Sorte hoch. Oft wurde er für die breit gefächerte Auswahl an Welschrieslingen auf seiner Weinkarte belächelt. "Ich glaube an den Wösch, weil er die Herkunft ideal widerspiegeln kann", sagt Kollegger. Die beiden Sommeliers stellten ein Panel mit ausgewählten Verkostern zusammen. Die Gruppe kürte aus 240 eingereichten heimischen Weinen - 66 kamen ins Finale - über zwei Tage im Modus einer Blindverkostung die besten in fünf Kategorien (siehe Ende des Artikels).

Empfehlung des Master-Sommelier

Auch Andreas Wickhoff, Master of Wine und CEO im Weingut Bründlmayer in Langenlois, ist sich sicher: "Der Welschriesling verdient viel mehr Aufmerksamkeit." Für ihn kann die Sorte in ihrer Bandbreite richtig was. "Vom wirklich guten, fruchtbetonten, würzigen Klassiker für jeden Tag bis zum Riedenwein mit starker Struktur ist viel drin", meint Wickhoff. Sein Favorit, der 2018er Ried Prantner, kommt von Thomas Straka aus Rechnitz im Südburgenland. "Hier treffen sich Trinkigkeit und Tiefgang. Ein toller Wein, der zeigt, was möglich ist", so Wickhoffs Fazit. Auch Alexander Koblinger, Master-Sommelier und tätig im Weinhaus Döllerer in Golling, ist euphorisch: "Es tut sich momentan so viel Spannendes bei der Rebsorte, wir müssen den Wösch alle wieder neu entdecken." Der 2019er Alte Reben von Heinz Velich aus Apetlon am Neusiedler See hat es ihm angetan. "Er duftet floral, ein wenig nach Quitte, Honig und Bienenwachs, ist super trinkfreudig und komplex. Auch das kann Wösch sein", schwärmt er über diesen Wösch aus dem burgenländischen Seewinkel. Koblinger empfiehlt, sich ein paar unterschiedliche Flaschen der Sorte zu besorgen, zu probieren und die vielen Facetten kennenzulernen.

Platz 2 bei der Weißweinrebfläche

Was viele nicht wissen: Mit rund 7,2 Prozent Anteil an der heimischen Weißweinrebfläche rangiert der Welschriesling nach dem Grünen Veltliner auf Platz zwei. Er gilt in Österreich als autochthone Rebsorte, wird aber auch in Kroatien als Grasevina und in Ungarn als Olasz Rizling angebaut. Norditalien, wo er als Riesling Italico existiert, ist wahrscheinlich seine ursprüngliche Herkunft. Rebsortenkundler bezeichnen den Elbling, der hauptsächlich in Deutschland an der Mosel wächst, als seinen engsten Verwandten.

Garant für hochwertige Süßweine

Von der Abstammung her nichts zu tun hat der Welschriesling mit dem Riesling. Beide tragen lediglich einen ähnlichen Namen. In Österreich wird der Welschriesling aufgrund seines hohen Säuregehalts gerne als Grundwein für Sekt verwendet. Mit seinem starken Charakter passt er für alle Ausbaustile - von klassisch bis zu maischevergoren. Aufgrund seiner Performance - späte Reife, ohne seine markante Säure zu verlieren - ist der Welschriesling außerdem ein Garant für hochwertige Süßweine.

Unkomplizierter Konsumwein

Shootingstar Jürgen Trummer aus Spielfeld in der Südsteiermark hat ein großes Herz für den Wösch. "Das ist eine recht dankbare, unkomplizierte Sorte, die den Regen in der Steiermark aushält und viel Masse bringen kann. Deshalb hat man sie auch über die Jahre zum unkomplizierten Konsumwein hingetrimmt. Mit der richtigen Pflege und Ertragsregulierung können tiefgründige Weine entstehen", erzählt er. Als Trummer in den Betrieb der Eltern einstieg, wollte sein Vater eine Anlage mit 50 Jahre alten Welschrieslingstöcken roden und durch Sauvignon Blanc ersetzen. Der Sohn lehnte sich dagegen auf. Zum Glück. Aktuell ist sein 2017er Welschriesling Alte Reben am Markt. Er ließ ihm drei Jahre Reifezeit im großen Holzfass auf der Vollhefe. Ein Prachtwein, bei dem Trummer das Potenzial der Sorte voll ausgeschöpft hat und so ein unverwechselbarer Typ entstanden ist. Das fand auch die Jury der Wöschmeisterschaft.

Die besten Welschrieslinge

Kategorie KLASSIK

1. Weingut Pfeifer (St.Anna/Aigen): Welschriesling 2020
2. Weingut Kleinhöfleinerhof (Eisenstadt): "Mein Welschriesling" 2020
3. Weingut Oberer Germuth (Glanz/Weinstraße): Welschriesling 2020

Kategorie RIEDE

1. Weingut Krispel (Straden): Welschriesling Ried Stradner Rosenberg 2018
2. Weingut Stubits (Kohfidisch): Welschriesling Ried Csaterberg 2017
3. (ex aequo) Weingut Hirschmugl (Leibnitz): Welschriesling Ried Wiesberg 2017 und
Weingut Wolfgang Maitz (Ratsch/Weinstraße): Welschriesling Ried Sulz 2018.

Kategorie NOUVELLE WÖSCH

1. Uwe Schiefer & Domaines Kilger (Großpetersdorf): Welschriesling "weisser schiefer" 2018
2. Weingut Thomas Straka (Rechnitz): Welschriesling Prantner 2018
3. Weingut Trummer (Spielfeld): Welschriesling "Alte Reben" 2017

Kategorie ORANGE

1. Weingut Michi Lorenz (Kitzeck): Welschriesling "Revoluzza" 2017
2. Weingut Silberberg (Leibnitz): Welschriesling "Natural" 2020
3. Weingut Harkamp (Flamberg): Welschriesling "Orange Nr. 2" 2018

Kategorie PRÄDIKAT

1. Weingut Kracher (Illmitz): Welschriesling "Zwischen den Seen No. 8" 2018
2. Weingut Feiler-Artinger (Rust): Welschriesling "Ruster Ausbruch Essenz" 2016
3. (ex aequo) Weingut Kollerhof-Lieleg (Eichberg): Welschriesling Trockenbeerenauslese 2018
Weingut Trabos (Gamlitz): Welschriesling Trockenbeerenauslese 2017
3. Weingut Bauer - die Weinfamilie (Illmitz): Welschriesling Trockenbeerenauslese 2017

KOMMENTARE (0)