#NoHumanIsLimited - unter diesem Hashtag ist der kenianische Weltrekordler Eliud Kipchoge im Marathonlauf angetreten, um eine der großen Schallmauern im internationalen Sport zu durchbrechen. Der sub2-Marathon ist eine moderne Deutung des altehrwürdigen olympischen Mottos "Höher - Schneller - Stärker". Auch im kommenden Sommer werden in Tokio Sportler aus aller Welt darum kämpfen, in ihren Disziplinen die Besten zu sein. Aber wo liegt ihre Grenze? Lässt sich die menschliche Leistungsfähigkeit unbegrenzt steigern?
"Nein", ist Jean-Jacques Toussaint vom Institut für biomedizinische Forschung und Sportepidemiologie in Paris überzeugt. Er hat bereits vor einigen Jahren errechnet, dass Spitzenathleten schon in einer Generation die physiologischen Grenzen des Menschen erreicht haben könnten. Denn bereits jetzt kann man in den meisten olympischen Disziplinen beobachten, dass viele Weltrekorde länger Bestand haben. Das zeige, dass sich die Höchstleistungen der absoluten Grenze der Leistungsfähigkeit annäherten.
Die Hälfte aller Weltrekorde werde sich in den nächsten 20 Jahren nur noch um maximal 0,05 Prozent steigern lassen, prognostiziert der Forscher. Das gelte sowohl für Ausdauerleistungen als auch für Sprint und andere Kurzzeitbelastungen. Im 100-Meter-Sprint könnte die Grenze nach Toussaints Ansicht schon erreicht sein, in anderen Disziplinen gebe es noch Raum für Steigerungen. Die Leistungsgrenze beim Marathon der Männer soll erst um 2080 fallen, bei dem der Frauen sogar erst zu Beginn des 22. Jahrhunderts.
Auch der deutsche Arzt Dieter Böning, der früher die Sportmedizin an der Freien Universität Berlin leitete, glaubt nicht an unendlich steigerbare Leistungen. "Im Prinzip hat jedes biologische System seine Grenzen, auch der Mensch", erklärt er. Bei Ausdauerleistungen, wie beispielsweise dem Marathon oder anderen Langstreckenläufen, werde die absolute Obergrenze durch das Herz bestimmt. "Das Herz kann dann ab einem bestimmten Punkt einfach nicht mehr", sagt Böning. Bevor es zu diesem Punkt komme, bremse aber vermutlich ein Steuerzentrum im Gehirn den Läufer aus. "Dieser zentrale Gouverneur sorgt dafür, dass das Herz nicht überlastet wird", erklärt der Mediziner. Zwar könne man diese vom Körper vorgegebene Grenze mit Doping teilweise überwinden, riskiere aber dabei seine Gesundheit. Biologische Ausreißer wie Usain Bolt und Eliud Kipchoge wird es sporadisch immer geben - doch wo liegt für uns "Normalsterbliche" die persönliche Grenze?
Was müssen Sie tun, um Ihre persönlichen Ressourcen auszuschöpfen und an individuelle Grenzen zu gelangen? Profis haben klare Ziele vor Augen: eine olympische Medaille, einen WM-Titel oder den Gewinn eines großen Turniers. Das Ziel ist klar definiert, der Trainingsplan darauf ausgelegt. Der gesamte Lebensrhythmus der Sportler ist darauf abgestimmt, im entscheidenden Moment die Topleistung abzuliefern, Ziele zu erreichen und möglicherweise neue Grenzen zu sprengen. Erfolgreiche Sportler zeichnet aus, dass sie genau wissen, was sie wollen und wie sie das Ziel erreichen wollen. Sie sind aktive Mitgestalter des Wegs und zeichnen sich durch eine hohe Leidenschaft für ihren Sport und Leistung aus. So eine Einstellung kann auch im Bereich der Millionen Hobbysportler persönliche Grenzen verschieben.
Freunde, Kollegen, Eltern, Trainer etc. - viele Menschen im direkten Umfeld projizieren aus den unterschiedlichsten Beweggründen Ziele auf Sportler. Dies sind fremde Ziele, die manchmal unbewusst vom Sportler übernommen werden und nicht mit den eigenen innersten Bedürfnissen übereinstimmen. Studien haben gezeigt, dass Ziele, die nicht den wahren, innersten Bedürfnissen entsprechen, häufig nicht nachhaltig verfolgt werden und somit meist auch nicht erreicht werden. Es ist also sinnvoll, sich Klarheit darüber zu verschaffen, ob Sie persönliche Grenzen überwinden bzw. welches Ziel Sie erreichen wollen. Erfolg ist individuell und nur ein selbstbestimmtes Ziel lässt Sie wirklich Erfolg empfinden und erreichen. Kennen Sie eigentlich Ihre persönliche Komfortzone? Die Komfortzone, das sind jene Bereiche in Ihrem Leben, in denen Sie sich auskennen und wohlfühlen. Sie vermittelt Ihnen ein Gefühl von Sicherheit und hat keine bösen Überraschungen in sich versteckt. Doch sie hält Sie auch davon ab, Neues zu entdecken und Ihren Horizont zu erweitern. Wenn Sie nicht ab und zu den Schritt aus Ihrer Komfortzone herauswagen, bleibt bei Ihnen immer alles beim Alten.
Die ersten Schritte aus der eigenen Komfortzone fallen oft noch sehr schwer. Durch das Überschreiten Ihrer Komfortzone entdecken Sie laufend Neues. Definieren Sie Ihre Ziele, stellen Sie sich die wichtigsten Fragen dazu und beantworten Sie sie. Was genau wollen Sie erreichen? Wann? Welche Ressourcen haben Sie zur Verfügung? Woran erkennen Sie, dass Sie Ihr Ziel erreicht haben, und was passiert dann oder was passiert dann nicht? Wie wird diese Leistung Ihr Leben beeinflussen?
Die Beschäftigung mit Zielen wird mit dem besten Aufwand-Nutzen-Verhältnis belohnt, das Sie vermutlich je erlebt haben. Arbeiten Sie mit Ihrem bewussten und unbewussten Verstand an der Umsetzung. Ziele sollten immer spezifisch, messbar, aktuell, realistisch und terminiert sein (SMART-Regel). Formulieren Sie die Ziele so, dass sie ohne unnötige Opfer erreichbar sind. Schnell werden Sie merken, dass die neuen Wege Ihr gesamtes Leben bereichern. Die neue Abwechslung und das bewusste Entfliehen aus dem Alltagstrott sorgen für neue Energieschübe, mehr Elan und Zufriedenheit in Ihrem Leben. Grenzen sprengen statt gefangen in der Komfortzone. Am Ende erkennen Sie in Ihrer Klarheit und Fokussierung neue Energien und Motivation.
Individuelle Voraussetzungen erfordern individuelle Trainingspläne, keine allgemeinen Programme aus dem Internet oder Büchern. Es kommt auf die richtige Dosierung an. Um ein individuelles Training optimal zu gestalten, ist ein erfahrener Trainer hilfreich, der einer streckenbezogenen Ausrichtung genügend Bedeutung zumisst, realistische Ziele verfolgt und der sowohl die Leistungsfähigkeit als auch den Lebensstil miteinbezieht. So gelingt es, die eigenen Grenzen auszuloten. Bis zum persönlichen Limit, das jede und jeder von uns hat. Auch Eliud Kipchoge, der nur scheinbar ohne Limit unterwegs ist.