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Baumhaus mit Persönlichkeit

Es ist ein alternatives touristisches Konzept, das Chris Precht und Rudi Obauer mit ihren vollökologischen Baumhäusern verfolgen. Der Gast wird dazu eingeladen, die Natur zu erspüren.

Bert, das Baumhaus, hat einen Flächenverbrauch von rund zwei Quadratmetern. Er kann auch autark betrieben werden.
Bert, das Baumhaus, hat einen Flächenverbrauch von rund zwei Quadratmetern. Er kann auch autark betrieben werden.
Badezimmer im Baumhaus. / Formschönes Innenleben.
Badezimmer im Baumhaus. / Formschönes Innenleben.

Ganz zweifelsfrei hat er eine starke Persönlichkeit, der Bert. Das lässt sich selbst auf Fotos schnell erkennen. Ein wenig frech und cartoonartig wirkt er, wie ein großes neugieriges Wesen, das mit riesigen Augen zwischen den Bäumen hervorlugt. Was den Bert neben seiner ungewöhnlichen Erscheinung aber vor allem auszeichnet, sind seine inneren Werte: Bei gerade einmal zwei Quadratmetern Bodenversiegelung bietet das Baumhaus 40 Quadratmeter Wohnfläche in luftiger Höhe. Es wird aus regionalem Holz gefertigt, von heimischen Handwerksbetrieben hergestellt, nutzt Solarpaneele, eine Wasseraufbereitungsanlage, eine selbst kompostierende Toilette und könnte - wenn gewünscht - auch autark funktionieren. Pro Baumhaus werden rund 32,5 Kubikmeter Holz verbaut und damit rund 32 Tonnen CO2 gespeichert.

Lösungen für die Zukunft

Geht es nach Chris Precht und Rudi Obauer, den geistigen Vätern des ungewöhnlichen Baumhauskonzepts, liefert Bert damit eine Antwort auf touristische Zukunftsfragen. "Während des Entwicklungsprozesses haben wir versucht, Lösungen anzupeilen, nicht, Defizite zu beschwören", erinnern sich Chris Precht und Rudi Obauer von Baumbau an ihre Kreativphase. "Wir wollten uns bewusst nicht mit den üblichen negativen Problemstellungen beschäftigen, wie touristischen Fehlentwicklungen. Unser Zugang war", sagen beide, "uns in positiver Weise mit der Idee auseinanderzusetzen, wie man Architektur und Region bestmöglich verbinden könnte. Wir haben uns gefragt, wie ein Chalet (oder ein Chaletdorf) aussehen müsste, damit es unseren Ansprüchen genügen könnte." Eine andere Überlegung, die den Entwicklungsprozess wesentlich begleitet hat, war jene, die Natur für den Gast der Zukunft erfahrbar(er) zu machen. Rudi Obauer: "Unser Baumhaus soll es den Bewohnern und Gästen ermöglichen, wieder in die Natur hineinzuspüren und dadurch die Erfahrung zurückzugewinnen, die eigene Umgebung mit Kinderaugen wahrzunehmen."

Kongeniale Projektpartner

Rund dreieinhalb Jahre lagen letztlich zwischen Idee und Realisierung des ersten Baumhaus-Prototyps. Die geeigneten Partnerbetriebe für die Umsetzung zu finden sei dabei eine "spannende" Herausforderung gewesen, berichtet Chris Precht. "Unser Bert entspricht eben nicht der Norm und bewegt sich in jeder Beziehung außerhalb der Konvention - und üblicher Maße." Für die Realisierung ihrer organisch geformten Baumhausvision haben sich die Konstrukteure schließlich mit absoluten Holzbauprofis zusammengetan: Zum einen mit dem Bramberger Holzbauurgestein Holzbau Maier als Generalproduzenten der Baumhäuser. Zum anderen mit dem Brettsperrholzspezialisten Holzbau Unterrainer - als Lieferanten der gebogenen Wandelemente.

Bert in der Wildnis

Die ersten Berts wurden im vergangenen Jahr nun mittlerweile "ausgewildert": Vier Exemplare des wunderbaren Baumwesens stehen seit Mai in der Obersteiermark beim Wirtshaus Steirereck am Pogusch und können dort auch angemietet werden. Allein das Objekt zu realisieren, zu bauen und zu verkaufen war trotzdem nie die treibende Motivation für Precht und Obauer: "Wir wollten Partner finden, die wie wir der Ansicht sind, dass die Zukunft des Tourismus darin liegt, einzigartige Erlebnisse im Einklang mit der Natur zu bieten."