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Umweltfreundlich und kostengünstig: Altbestand familiengerecht sanieren

Alternative: Wenn der Neubau eines Familienheims schlichtweg zu teuer ist, kommt Altbestand ins Spiel.

Gabriela Paumgartner ist ein Fan von Umbauten im Altbestand.
Gabriela Paumgartner ist ein Fan von Umbauten im Altbestand.

Hohe Baukosten, zusätzliche Bodenversiegelung, Schwierigkeiten bei der Finanzierung: Gerade für Familien ist es derzeit nicht leicht, sich den optimalen Wohnraum zu schaffen. Experten wie der Münchner Architekt Manfred Stieglmeier setzen auf Altbestand. Er sieht enormes Potenzial darin, diesen zu mobilisieren, zu modernisieren und den aktuellen Bedürfnissen anzupassen.

"Altbestand eignet sich bestens zur Weiterentwicklung. Bei Ausbau und Nachverdichtung wird hauptsächlich an Innenstädte gedacht", erläutert der Professor, der an der FH Salzburg in Puch lehrt. "Dabei entfallen 55 Prozent des gesamten Wohnraums auf Einfamilienhäuser, vor allem im ländlichen Raum, und lediglich 45 Prozent auf mehrgeschoßigen Bau."

Umweltfreundlichen Umbau vorantreiben

Er thematisiert diesen Umstand nachdrücklich mit seinen Studierenden in den "Green Building"-Lehrgängen und verfolgt dabei den Ansatz des grünen Umbaus. Mit seiner ganzheitlichen Sichtweise setzt er auf Holzbau im Bestand. "Da geht es auch um einen gesellschaftlichen Punkt. Durch Abwanderungstendenzen auf dem Land stehen viele Bauernhöfe leer, die eignen sich hervorragend für Familien, besonders für Mehrgenerationen-Wohnen", ist er überzeugt. "Eine Umsetzung scheitert jedoch oft an den Maßnahmen, weniger an: ,Das alte Glump interessiert mich nicht.'"

Die Weiterentwicklung derartiger Gebäude hat Vorteile: Infrastruktur - wie Kanal, Müllentsorgung, Wasser- und Elektrizitätsleitungen oder Zufahrt - ist bereits vorhanden. So kann sie wie im Mehrparteienhaus von mehreren genutzt werden und nicht nur einmal wie im Einfamilienhaus. "Auch hinsichtlich Flächenversiegelung ergibt sich ein Gewinn", sagt der Experte und weist auf die Auswirkungen auf die Umgebung, die belebende Wechselwirkung, hin.

Abreißen und neu bauen ist nur bei vordergründiger Betrachtung billiger. Heutzutage müssen bei einem Abriss die einzelnen Materialien sorgfältig getrennt und dann entsorgt werden. Eine stehen bleibende Baukonstruktion, also der Rohbau, erspart jedenfalls einiges an sonst nötigen Arbeiten.

Vorteil durch Holzbau

Zur Erweiterung plädiert Stieglmeier für Holzaufbauten. Holz hat nur ein Drittel des Gewichts von Beton, so ist man von der Statik her bereits im Vorteil. "In den Fundamenten sind immer Lastreserven. Für ein ganzes gemauertes Geschoß reicht das meist nicht, aber mit Holz wird es möglich." Durch die dämmende Wirkung des Holzes können wesentlich dünnere Wandaufbauten verwendet werden. "Überdies ist Holz ein nachwachsender Rohstoff und bindet große Mengen CO₂", betont der Architekt. Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse hat er zusammen mit Stefan Krötsch und Thomas Engel im Buch "Holzbau im Bestand" (Verlag Anton Pustet) veröffentlicht.

Offene Türen rennt er mit diesem Zugang bei Immobilienmaklerin Gabriela Paumgartner-Eccli ein. Sie bezeichnet sich als großen Fan von Bestandswohnungen und ihren zahlreichen Vorteilen. "Derzeit gibt es viele attraktive Angebote an gebrauchten Wohnungen auf dem Markt, vor allem Wohnungen der Baujahre 1960 bis 1990, die sich kostengünstig und mit wenigen Umbauten hervorragend für Familien adaptieren lassen", ist sie überzeugt.

Grundrisse optimieren

Als Beispiel zeigt sie eine Wohnung aus den 1980er-Jahren im Salzburger Stadtteil Itzling. "Die kleine Küche kann man gut in den Wohn- und Essbereich integrieren, indem eine Wand ganz oder teilweise entfernt wird. Heizkörper und Türrahmen weiß streichen, günstige neue weiße Türen einbauen, den Parkettboden abschleifen und weiß ölen. Ein neues Bad hinein und schon ist diese Wohnung um wenige Zehntausend Euro im nordischen Stil modernisiert."

Mit Umbauten entsteht eine Wohnung für eine Familie.
Mit Umbauten entsteht eine Wohnung für eine Familie.

Auf genau diese Art der Renovierung hat sich Innenarchitektin Elena Rurua aus Wien spezialisiert - Grundrissoptimierung ist ihr Fachgebiet. "Ich muss wissen, wie viele Personen da wohnen werden, was sie benötigen und wie viel Budget zur Verfügung steht, dann kann ich beispielsweise aus einer Drei- eine Vierzimmerwohnung gestalten. Ich erstelle Skizzen und Visualisierungen, um es sich besser vorstellen zu können", erläutert sie und betont, dass es sich in 99 Prozent der Fälle ausgeht. "Zwischenwände entfernen oder versetzen ist nicht schwierig und macht immer einen großen Unterschied."