Leserbrief

Afrika braucht neue Perspektiven

Afrika ist reich an Bodenschätzen und hat eine junge, stark wachsende Bevölkerung. Es wäre den Afrikanern zu gönnen, wenn das als Grundlage für zukünftigen Wohlstand und Stabilität ausreichte. Doch dabei ist zu berücksichtigen:

Die Menschheit muss aussteigen aus dem exponentiellen Wachstum von Kopfzahl und Konsum. Nur dann kann der Klimawandel begrenzt werden, der auch für Afrika eine Bedrohung ist. Der historische Weg Europas zum heutigen Wohlstand ist kein direktes Vorbild. Es ist heute schwieriger als damals, durch Teilnahme am Welthandel und durch Industrialisierung für die wachsende Bevölkerung ausreichend Arbeitsplätze zu schaffen. Doch das ist nötig. Denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein, steht schon in der Bibel. Er braucht auch Perspektiven. Wenn der Arbeitsmarkt diese nicht liefern kann, werden sie gesucht in Perspektiven, wie sie zu den aktuell hohen Geburtenraten beitragen. Chinas Geburtenrate war ähnlich hoch wie die Afrikas. Dort wurde zuerst die Geburtenrate gesenkt und erst dann kam Wohlstand. Es ist eine Illusion, dass es angesichts des Klimawandels möglich ist, in Afrika folgenden umgekehrten Weg zu gehen: zuerst Wohlstand durch Industrialisierung und Ausbeutung der Bodenschätze, der dann die Geburtenrate auf ein mit dem Klimawandel vereinbares Maß sinken lässt.

Auch die Geschichte Europas liefert ein Vorbild. Noch bis in die 30er-Jahre gab es in Österreich 300.000 Dienstboten. In weiten Teilen Europas hatten die oft zahlreichen Geschwister des Hoferben nur die Wahl zwischen Kloster oder Dienstbotenleben und konnten keine Familie gründen. Das war nötig, um mit den verfügbaren Ressourcen auszukommen und so auch den Weg frei zu machen für den heutigen Wohlstand. Heute gibt es dafür fairere Methoden, die aber genutzt werden müssen.

Gernot Gwehenberger, 4143 Dornach

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