Leserbrief

Arbeitskräftemangel, was nun?

Ich befinde mich gerade in Urlaub! Toll, nicht wahr? Aber ich freue mich auch schon wieder auf die Arbeit! Warum ich Sie das wissen lasse, ist eine berechtigte Frage, die ich auch gleich aus meiner Sicht beantworten will. Vorerst aber noch der Grund warum ich hier Stellung beziehe.
Die Berichterstattung allein in den SN der letzten Wochen machte mich fast ein wenig wütend. Oftmals wurde (hauptsächlich Gastronomiebetrieben) eine Plattform geboten, auf der sich die "Chefs" ausweinen konnten, über Themen wie: Mitarbeitermangel, gesetzliche Hürden, Wettbewerbsdruck... usw.

Ein Salzburger Gastronom hat sogar eine "Todesanzeige" seines ursprünglich geöffneten Sonntags geschalten, mit dem Hinweis, der Mangel an Mitarbeitern sei schuld daran. Gleichzeitig hat er von sich gegeben, dass Mitarbeiter schon nach wenigen Wochen sein Unternehmen verlassen. Also ich würde mich, und meine Führungsqualitäten in diesem Punkt hinterfragen.

Ich bin nach 13 Jahren der Selbstständigkeit (und meine von mir gegründete Firma gibt es noch) vor einigen Jahren "ausgestiegen" aus der Gastronomie, und dann von einem Großkonzern nach vier Jahren in ein etwas kleineres Unternehmen gewechselt, im Großhandel wohlgemerkt, also auch nicht die Sparte wohin die Mitarbeiter nur so pilgern.

Was ich jetzt in führender Position, wie auch als Selbstständiger mit Mitarbeiterführung mache ist eigentlich nichts anderes, als, dass ich die Leute gut behandle. Darunter fällt sehr viel und meine Liste ist sicher nicht vollständig, aber aus meiner Sicht gehören z. B. dazu: Verlässlichkeit leben, aber auch einfordern, ehrlich sein, der Mitarbeiter muss wissen, was von ihm erwartet wird, wie soll er sonst meine Erwartungen erfüllen? Klare und unmissverständliche Kommunikation ist absolut nötig, auch zu hinterfragen, was bzw. wie der Kollege verstanden hat, von dem, was ich von mir gegeben habe.

Konsequent sein, mit allem für und wider, gilt auch für mich. Reflektieren, und zwar täglich, und Vertrauen geben, auch im Vorschuss, den grundsätzlich muss mich erst wer überzeugen, dass er nicht ins Team passt. Weil eingestellt wurde er ja von mir, somit wäre mein "Recruiting" schon wieder zu verbessern.

Gehalt ist sicher auch ein Thema, aber wenn ich meine Managementaufgaben ordentlich erledige, erhöht sich zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass ich auch marktkonforme oder leicht höhere Löhne zahlen kann. Gepaart mit ordentlicher Behandlung sind das sicher Grundpfeiler, die dafür sorgen, dass man weniger Fluktuation sowie weniger Geld und Zeit in "Recruiting" stecken muss, und weniger Ausfälle von Leistung aufgrund fehlender Mitarbeiter zu beklagen hat.

Ich bin kein Spezialist, aber ich bin ein Mensch, der sein Umfeld selbst zu gestalten versucht, ohne die Verantwortung wegzuschieben.

Apropos Verantwortung, jetzt widme ich mich wieder meinem Nachwuchs und meiner Frau, wir sind ja schlussendlich auf Erholung, damit ich nächste Woche wieder richtig Gas geben kann, in meiner Firma, mit meinem Team, und zwar in einer Umgebung, wo sich hoffentlich (nicht nur ich), sondern auch die Kollegen wohlfühlen. Sounds easy, und ist es auch!


Roman Bader, 5166 Perwang am Grabensee

Aufgerufen am 24.10.2025 um 08:30 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/arbeitskraeftemangel-was-nun-74459146

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