Der sympathische Bericht im Lokalteil vom 24. August 2024, "Wie zwei Frauen vom Balkan Brücken bauen", hat mich darüber nachdenken lassen, warum in der Arbeiterschaft ein überproportionaler Teil zur FPÖ abgewandert ist, sogar ehemalig zugewanderte und mittlerweile vollständig integrierte Menschen aus den Gastarbeiterherkunftsländern der Türkei oder der Balkanstaaten. Ich vermute, ein Teil ist auch die Nichtwahrnehmung in den Medien mit hohem qualitativen Anspruch. Die Lebensbereiche der Politik, der Verwaltung und der Kultur, des Wettbewerbssports und - sofern vermittelbar - der Wissenschaft stecken journalistische Arbeitsfelder ab, Felder der klassischen Arbeit sind in ihrem eigentlichen Wirken nicht präsent, erst die Sensation hebt manches, wo klassische Arbeit passiert, ins Blickfeld, im seltensten Fall sind es die unmittelbaren Arbeitsfelder selbst, sondern ein Unglück oder eine Katastrophe. Das heißt, ein wesentlicher Teil der Menschheitszeit findet keine Abbildung oder Reflexion, die Arbeit ist nicht unter Betrachtung oder nicht von journalistischem Interesse, und dabei ist sie Kolben und Getriebe alles menschlichen Daseins, um ein Bild zu gebrauchen, ohne die keine Gesellschaft, aber schon gar nicht unsere Wohlstandsgesellschaft existieren könnte. Empathisch interessierte Reportagen über die Arbeitswelten würden besseres Verständnis von Menschen schaffen können, über Methoden, Handwerkskunstfertigkeiten, Gefahren und Bedingungen von Menschen, die das Funktionieren des täglichen Lebens überhaupt erst ermöglichen.