Leserbrief

Berndorfer Modell

Ich bin Mutter von zwei Kindern (3 und 6 Jahre) und entsetzt über die einseitige Diskussion zum Berndorfer Modell diese Woche. Solche Modelle ermöglichen für Eltern keine Wahlfreiheit. Die Realität sieht so aus, dass viele Eltern wieder rasch in den Beruf einsteigen möchten oder aus wirtschaftlichen Gründen auch müssen. Dann aber fehlt es oft an leistbaren und guten Einrichtungen. Ein monatlicher Tarif von 400 Euro für einen Krabbelgruppenplatz ist für viele schlichtweg nicht finanzierbar und am Land fehlen oftmals überhaupt Angebote, die mit der elterlichen Arbeitswelt übereinstimmen. Dafür muss Geld in die Hand genommen werden - für den Ausbau eines qualitativ guten und leistbaren Angebots mit langen Öffnungszeiten und flexiblen Betreuungsmodellen. Anstatt Eltern mit 130 Euro im Monat abzuspeisen.

Ich arbeite 30 Stunden wöchentlich. Das ist deshalb möglich, weil meine Gemeinde ein gut ausgebautes Angebot an elementaren Bildungseinrichtungen anbietet. Und auch deshalb, weil mein Mann und ich uns die Kinderbetreuung aufteilen und unsere Arbeitgeber familienfreundliche Arbeitszeiten anbieten. Für mich geht in der jetzigen Situation die Beteiligung der Väter komplett unter.

Auch ich möchte genug Zeit mit meinen Kindern verbringen - genauso wie mein Mann. Aber ich arbeite auch gerne in meinem Job. Wenn beide Elternteile sich an der Kinderbetreuung beteiligen, die Betriebe den Eltern bzgl. Arbeitszeiten entgegenkommen und gleichzeitig ein flexibles und qualitätsvolles institutionelles Angebot vorliegt, dann können Kinder nur profitieren! Denn: elementare Bildungseinrichtungen sind keine Aufbewahrungsstätten, sondern die ersten Bildungseinrichtungen für unsere Kinder! Kinder profitieren von einem Umfeld mit Gleichaltrigen: Denn Kinder lernen am besten von anderen Kindern.


Dr. Eva Stöckl, 5202 Neumarkt

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