Vor kurzem noch hat man in der deutschen Sprache etwas "angefangen" oder "begonnen" - heute wird nur mehr gestartet. Neulich habe ich in der "Zeit im Bild" innerhalb der ersten fünf Minuten vier Mal das Wort "starten" gezählt. In nahezu epidemischem Ausmaß wird gerade gestartet, alle Welt startet jetzt, wo sie doch etwas beginnen sollte…
Der Anglizismus "starten" war im Deutschen üblicherweise als transitives Verb im Sinne von "in Betrieb nehmen" gebräuchlich, beispielsweise wird ein Motor gestartet. Darüber hinaus wurde es auch intransitiv verwendet, um den Beginn einer sehr schnellen Bewegung zu beschreiben, so startet zum Beispiel ein Flugzeug, eine Rakete oder ein Schirennläufer. Heute startet (man) fast alles, eine Arbeitsgruppe, eine Maßnahme, selbst eine Infektion.
Die Absicht ist schon klar, es soll modern klingen, aktiv, dynamisch, zupackend. Wahrscheinlich steckt dahinter meistens aber gar keine Absicht, man sagt es halt, weil es alle sagen.
Ich warte ja nur darauf, dass ich im nächsten Partezettel lese: "Wir starten das Begräbnis am Mittwoch um 10.00 Uhr."