Mit großem Interesse habe ich den Bericht über den Adoratio-Kongress im Salzburger Dom gelesen - eine Veranstaltung, die vielen Gläubigen eine tiefe geistliche Erfahrung geschenkt und im Glauben gestärkt hat.
Umso befremdlicher ist die Einschätzung von Prof. Salvatore Loiero, Pastoraltheologe an der Uni Salzburg, der das große Interesse an derartigen Veranstaltungen damit erklärt, dass dort "das Individuum im Mittelpunkt stehe" und die Veranstalter "evangelikalen Gruppen" nahe seien.
Wer am Kongress teilgenommen hat, weiß, dass das Gegenteil der Fall war: Nicht der Mensch, sondern Christus selbst stand im Mittelpunkt. Die eucharistische Anbetung (Inhalt des Kongresses) ist keine emotional geprägte Frömmigkeitsform, sondern die tiefste Ausdrucksform katholischer Anbetung - die Verehrung des gegenwärtigen Herrn im Sakrament des Altars. Sie führt nicht weg von der Liturgie, sondern hinein in ihre Mitte, die Begegnung mit dem lebendigen Gott.
Dass Christen verschiedener Konfessionen zur Teilnahme eingeladen waren, ist kein Zeichen evangelikaler Vereinnahmung, sondern Ausdruck eines offenen, missionarischen Geistes, wie ihn auch Papst Franziskus betonte. Solche Erfahrungen sollten nicht vorschnell mit Etiketten belegt, sondern als Zeichen einer lebendigen Kirche verstanden werden.