Danke an die Landeshauptfrau Edtstadler, dass sie endlich die Notbremse gezogen hat und die Museumspläne vorläufig gestoppt hat. Das Millionengrab "Salzburg Museum" wird trotzdem die Budgets für viele Jahre strapazieren, ohne dass daraus ein Gewinn für Salzburg erwachsen wird. Bereits seit zwei Jahren eine Riesenbaustelle - ein modernes Museum (2007) wird völlig ausgehöhlt, das Panorama aus einem mit Spendengeldern finanziertem Aufstellungsort trotz aller konservatorischen Bedenken übersiedelt, um im zweiten Hof der Residenz ein Riesenloch zu graben - in dem dann die Gäste und Salzburger jene Aufenthaltsqualität finden sollen, die sie am Residenz und Kapitelplatz so schmerzlich vermissen.
Eine Außenstelle des Belvedere wird kommen - mit welchem Programm? Sicher ist nur, dass jene Kunstschätze, die Salzburg in der Franzosenzeit und im 19. Jh. geraubt wurden: bedeutende Kunstwerke aus der Gotik (vieles davon im Besitz des Belvedere), römische Funde, Werke aus der Galerie der Erzbischöfe - und vor allem die Goldschätze (im Palazzo Pitti in Florenz), nicht zurückkommen werden. Wir werden mit großem, von Salzburg bezahltem Aufwand, Kulisse sein für die Entlastung des Depots des Belvederes, mit geringem oder ganz fehlendem Salzburg-Bezug.
Kulisse zu sein ist scheinbar unser Schicksal: Nachdem die Bischöfe die Juden vertrieben haben, die als Organisatoren des Venedig-Handels das frühe Salzburg groß gemacht haben (Salzburg war dann "judenrein" bis zum "Anschluss" an Österreich), die Bauernkriege verloren gingen und in der Folge die Protestanten heftigst bekämpft wurden - ein Jahrhunderte langer Braindrain vor allem Richtung Oberösterreich folgte, bis schließlich 1732 ein Fünftel der Bevölkerung ausgewandert ist, um nicht katholisch werden zu müssen, war die wirtschaftliche Katastrophe des Landes und der Abstieg der Stadt zu einem Provinznest endgültig besiegelt.
Wir leben heute davon, dass im 19. Jh. die Romantiker die "Reste" Salzburgs entdeckten, wir die "schöne Stadt", die "Biedermeierstadt" wurden, viele sehr tüchtige und tatkräftige Menschen in dieses Vakuum eingewandert sind (Baron Schwarz, Ceconi, auch jüdische Geschäftsleute und Künstler) und Salzburg als perfekte Kulisse für die Festspiele auserkoren wurde (und als Drehort für "Sound of Music").
Es gab und gibt darüber hinaus viele fleißige und tatkräftige Salzburger, die die Besucher betreuen, versorgen, die Kulisse aufrechterhalten und verbessern. Diese Salzburger sollten aber besser in dieser Stadt und in unserem Land wohnen, arbeiten, studieren und sich bewegen können. Dazu braucht es zusätzliche und andere Schwerpunktsetzungen. In diesem Sinne bitte ich Sie, Frau Edtstadler, auch die Investitionen in das Große Festspielhaus zu überprüfen. 400 Millionen Euro, um den Berg auszuhöhlen, damit Laster im Berg zuliefern können, Werkstätten ausgebaut werden, die eigentlich keinen Platz haben, um das Regietheater eines Max Reinhardt ins 21. Jh. zu retten?
Die Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit, gerade im künstlerischen und musealen Bereich, müssen jünger und innovativer werden, und dürfen nicht zu einem völlig überhöhten Preis im Musealen, in Infrastruktur stecken bleiben. Auch oder gerade das Museale sollte mit mehr Selbstbewusstsein, mehr Bezug zu unserer ganz besonderen und einzigartigen Geschichte, innovativer angegangen werden, was nicht noch mehr Geld heißen muss, im Gegenteil.